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Fußball-Kolumne

Premier League: Wie die britische Regierung jetzt den Fußball beeinflusst

Manchester City's Erling Haaland celebrates after scoring his side's third goal during the English Premier League soccer match between Arsenal and Manchester City at the Emirates stadium in  ...
Erling Haaland wechselte für rund 60 Millionen Euro im vergangenen Sommer nach Dortmund.Bild: AP / Kin Cheung
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Premier League: Wie die britische Regierung jetzt den Fußball beeinflusst

24.02.2023, 15:1424.02.2023, 15:15
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Die britische Regierung kündigte Mitte dieser Woche eine Aufsichtsbehörde für den englischen Fußball an und beabsichtigt damit, die Kontrolle über die unternehmerische Freiheit der finanzstärksten Liga der Welt zu übernehmen. Die britischen Fans jubeln, volksnahe Politiker verbuchen diesen Schritt als Erfolg und die Bosse der Premier League sind entsetzt.

Ich frage mich, welche Signalwirkung von diesem Schritt für den Deutschen Fußball ausgeht. Brauchen wir auch so eine Behörde? Oder trauen wir dem DFB und der DFL zu, das "Kulturgut Fußball" würdevoll zu schützen?

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald Lange.Bild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Die Ironie an dieser Geschichte: Auslöser der politischen Einflussnahme waren die Fanproteste, die nach der Ankündigung der Einführung einer sogenannten Super League vom Zaun gebrochen waren. Im April 2021 durchzog eine gewaltige Protestwelle die britische Fußball-Fankultur, denn unter den zwölf Gründungsmitgliedern der europäischen Super League waren sechs englische Klubs. Diese kehrten dem Projekt aufgrund des Drucks von der Basis bereits 48 Stunden nach der Ankündigung wieder den Rücken. Sie ließen die Initiatoren um Real Madrid, dem FC Barcelona und Juventus Turin allein auf dem angerichteten Scherbenhaufen zurück.

Aus gutem Grund, denn in dieser Aprilwoche vor knapp zwei Jahren schaltet sich auch die britische Politik nachhaltig in die Steuerung des Fußballgeschäfts ein. Die hohen Werte des Sports wurden beschworen, die gesellschaftlichen Funktionen des Fußballs sollten bewahrt werden und die Premier League bzw. der britische Fußball sollte als Kulturgut gesichert werden und erhalten bleiben. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, um die Kontrolle des Fußballs als Staatsaufgabe zu rechtfertigen.

Die Konsequenzen der staatlichen Regulierung betreffen viele Bereiche, mit denen finanzstarke Investoren in der Vergangenheit Geld verdient und Sportswashing betrieben haben. Deshalb prüft die Behörde demnächst alle potenziellen Klubbesitzer, Vorstände und Eigentümer in den ersten fünf Ligen des britischen Fußballs. Mit Geld allein wird man sich also in Zukunft keine Klubs mehr kaufen können.

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Gleichzeitig sollen Wege gefunden werden, die den Fans mehr Mitbestimmung ermöglichen. Außerdem sollen die Klubs ein Lizenzierungsverfahren durchlaufen, um zu gewährleisten, dass solide Geschäftsmodelle zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang wird der Bogen sehr weit gespannt. Die neue Behörde möchte auch Einfluss auf die Geldverteilung nehmen und dafür Sorge tragen, dass es im britischen Fußball gerechter zugeht.

Zu guter Letzt soll diese neue staatliche Instanz dafür garantieren, dass die britischen Klubs in Zukunft auch die Finger von neuen Kommerzprojekten wie der Super League lassen. Wenn sich die Pläne tatsächlich in die Tat umsetzen lassen, dann wäre diese Behörde befugt, den Klubs die Teilnahme an der Super League schlicht zu verbieten.

"Offensichtlich hat es der Fußballverband nicht hinbekommen, das 'Kulturgut Fußball' als solches zu schützen."

Die Debatten der kommenden Wochen und Monate werden spannend. Schauen wir mal, ob sich diese Aufsichtsbehörde für den Fußball tatsächlich durchsetzen kann und künftig den Fußball in Großbritannien regulieren wird. Das wäre eigentlich Aufgabe und Pflicht des englischen Fußballverbandes (FA) gewesen. Die Briten beenden mit der Etablierung dieser Behörde die Idee eines autonomen, sich selbst verwaltenden Sports.

Der Schritt erscheint mir als ebenso notwendig, wie bedauerlich. Offensichtlich hat es der Fußballverband nicht hinbekommen, das "Kulturgut Fußball" als solches zu schützen. Deshalb ist es notwendig, dass der Staat eingreift, bevor die Werte des Fußballs ausverkauft werden und verloren gehen.

Die Premier League war auch für die Bundesliga und den Deutschen Fußball immer ein Vorbild. Also hoffen wir mal, dass unsere Fußballmanager und Funktionäre es besser machen als die Kollegen in England.

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