Torjubel in einem leeren Stadion: Was für Auswirkungen der Corona-Virus auf den Profisport haben kann, zeigte sich am Donnerstagabend in Mailand. Das Europa-League-Spiel zwischen Inter Mailand gegen Ludogorez Rasgrad wurde ohne Zuschauer ausgetragen. Mailand liegt in der vom Virus besonders betroffenen Region Lombardei. Da das neuartige Coronavirus auch in Deutschland auch angekommen ist, bereitet sich auch die Bundesliga auf turbulente Wochen vor.
Klar ist: Am Wochenende sollen alle Spiele in der Fußball-Bundesliga wie geplant stattfinden. Auch in der kommenden Woche soll das Viertelfinale im DFB-Pokal ganz normal angepfiffen werden. Doch was passiert, wenn sich das Virus hierzulande schnell ausbreitet?
"Sars-CoV-2", wie das Virus heißt, beschäftigt auch die Klubs und Dachorganisationen im deutschen Fußball. Spiele ohne Publikum wie schon in Italien sind auch in Deutschland möglich, genauso wie die Verlegung von Partien. Die Entscheidung treffen die Gesundheitsbehörden.
"Denn dabei sind neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen, von dem der Fußball nur einen Teilbereich darstellt", erklärte DFB-Chefmediziner Tim Meyer am Mittwoch in einem Interview auf der Website des Verbandes.
"Was der Fußball aber aus meiner Sicht leisten sollte, ist, sich zu wappnen und vorzubereiten, damit wir von der Spitze bis an die Basis eventuelle Maßnahmen schnell und kompetent umgesetzt bekommen."
Zur einer Absage kann es sehr kurzfristig – gegebenenfalls nur einige Stunden vor Anpfiff – kommen. Das zeigten die jüngsten Beispiele: Sowohl das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln Anfang Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am Donnerstag wurden wegen Sturmwarnungen noch am gleichen Tag abgesagt.
Schon die Absage des Frankfurt-Spiels, welches am Freitagabend nachgeholt wird, sorgt im engen Terminkalender des europäischen Fußballs für jede Menge Chaos. Bleibt es beim bisherigen Spielplan, dann hat die Eintracht nur einen Ruhetag ehe sie gegen Werder Bremen am Sonntag in der Bundesliga spielen muss. Am Mittwoch spielt die Eintracht dann auch schon wieder im DFB-Pokal. Wie die Frankfurter, hätten vor allem der FC Bayern München und Bayer Leverkusen kaum Möglichkeiten für Ausweichtermine, da die Klubs noch in drei Wettbewerben mitmischen. (Update: Das Bundesligaspiel zwischen Bremen und Frankfurt am Sonntag wurde abgesagt, ein Nachholtermin steht noch nicht fest.)
Um dem Terminchaos aus dem Weg zu gehen, könne es wie in Italien zu "Geisterspielen" kommen: Für DFB-Arzt Meyer sei ein Spiel ohne Zuschauer "sicherlich eine Überlegung, die infrage kommt." Doch er betont: "Ich glaube aber, dass es sinnvoll ist, dass der Fußball nicht isoliert entscheidet, sondern in Absprache mit den Gesundheitsbehörden. DFB und DFL stehen in engem Austausch mit den zuständigen Institutionen."
Der DFB wisse um seine Verantwortung und wolle über die Risiken aufklären: "Unter dem Dach des DFB versammeln sich 7,1 Millionen Mitglieder und rund 25.000 Vereine", erklärt Meyer und sagt: "Damit ist der Deutsche Fußball-Bund eben auch ein enormer Multiplikator. Der DFB kann also sehr wirksam über die Infektionsschutzmaßnahmen aufklären, wie Händehygiene oder Abstand halten." Wie der Verband dies genau tun wolle, erklärte Meyer nicht.
Erste Konsequenzen zog derweil schon der FC Schalke: Der Bundesligist hat bekannt gegeben, auf seine im Sommer geplante Chinareise zu verzichten. Der FC Bayern, der ebenfalls eine China-Tour geplant hat, wolle laut Medienberichten die Lage vor Ort genau weiter beobachten.
(bn /mit Material von dpa)