Über zwei Stunden lief die Hochglanz-Veranstaltung am Montagabend in Paris bereits, als die prestigeträchtigste unter all den individuellen Auszeichnungen, die ein Fußballer gewinnen kann, schließlich überreicht wurde. Der Ballon d'Or wanderte einmal mehr in die Hände von Rekordsieger Lionel Messi. Schon zum achten Mal wurde er ausgezeichnet.
In Anbetracht der Berichte, die schon in den vergangenen Wochen auf eine Würdigung des Argentiniers hingedeutet hatten, kam dies wenig überraschend. Auch die Zahlen, die "La Pulga" im Bewertungszeitraum – also innerhalb der vergangenen Saison – gesammelt hat, sprechen für ihn.
Für Ex-Klub Paris Saint-Germain sowie die Nationalmannschaft kam der Spielmacher auf 63 Torbeteiligungen in 54 Partien. Mit PSG wurde er dabei französischer Meister, gewann zudem den nationalen Supercup. Über allem steht bei Messi in der vergangenen Saison aber die Weltmeisterschaft, bei der er Argentinien mit überragenden Leistungen zum ersten Titel seit 1986 geführt hat.
Dieser beeindruckenden Bilanz zum Trotz gibt es dennoch kritische Stimmen rund um den achten Ballon d'Or, den der 36-Jährige am Montag eingesammelt hat. Dazu gehört auch Lothar Matthäus. "Dass Messi gewonnen hat, ist unverdient", schimpfte der TV-Experte trotz der beeindruckenden Zahlen gegenüber Sky.
"Aber daran sieht man, dass eine WM mehr zählt als alles andere", ergänzte Matthäus. Er selbst weiß dies aus eigener Erfahrung. 1990 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister, mit Inter Mailand hingegen erwischte er keine gute Saison, blieb ohne Titel. Am Ende des Jahres gewann er trotzdem den Ballon d'Or.
Diesmal hätte seiner Meinung nach Erling Haaland gewinnen müssen: "Über das ganze vergangene Jahr gesehen hat Haaland besser performt als Messi. Haaland ist für mich der beste Spieler der vergangenen zwölf Monate, der bedeutende Titel mit Manchester City gewonnen hat und dabei Torrekorde gebrochen hat."
Mit 65 Torbeteiligungen in 57 Spielen hat der Norweger ebenfalls beeindruckende Zahlen vorzuweisen, mit seinem Klub holte er zudem das Triple. In Paris wurde die Tormaschine daher mit der Gerd-Müller-Trophäe als erfolgreichster Knipser ausgezeichnet. Beim Ballon d'Or landete er hingegen auf dem zweiten Rang.
"Für mich führt kein Weg an Haaland vorbei. Die Wahl ist eine Farce, obwohl ich Messi-Fan bin", schloss Matthäus seine Wutrede. Argumente lassen sich unter dem Strich gewiss für beide Profis finden – auch für den Dritten, Kylian Mbappé. Der hat im WM-Finale bekanntermaßen dreifach getroffen.
Gewinnen konnte aber nur einer, am Ergebnis wird auch Matthäus' Einschätzung nichts mehr ändern. Die Aussagen des deutschen Rekordnationalspielers haben aber etwas anderes ausgelöst: eine Reaktion unter den Argentiniern.
So meldete sich Ángel Di María auf Instagram zu Wort. "Heul doch woanders", kommentierte er in einer Kommentarspalte und hängte dabei ein lachendes Emoji hintendran.
Dass er Landsmann Messi zur Seite springt, kommt keineswegs überraschend. Beide wurden nicht nur 2022 gemeinsam Weltmeister, sondern in den Jahren zuvor auch schon Copa-América-Meister sowie Olympiasieger.