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WM-Vergabe nach Saudi-Arabien via Instagram: Gott-Komplex von Gianni Infantino

ARCHIV - 24.10.2019, China, Shanghai
Die Fußballwelt in seinen Händen: Gianni Infantino. Bild: Xinhua / Ding Ting
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WM-Vergabe nach Saudi-Arabien via Instagram: Gott-Komplex von Gianni Infantino

01.11.2023, 16:2202.11.2023, 09:40
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Instagram, Dienstagabend. Diverse Prominente posten Bilder ihrer Halloween-Kostüme (Heidi Klum ging als Pfau), Menschen doomscrollen sich in schwindelerregender Schnelligkeit zu Nah-Ost-Expert:innen hinauf und Christian Lindner erteilt mittels fescher Fotos Ratschläge in Selbstinszenierung. Alles beim Alten, könnte man denken.

Doch dann, huch, gegen 20.30 Uhr springen einem plötzlich Versalien entgegen. "The GREATEST SHOW ON EARTH", schreit Fifa-Präsident Gianni Infantino durch das Handy-Display, wird in Saudi-Arabien stattfinden. Die Rede ist von der Fußball-Weltmeisterschaft 2034.

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Allein diese Tatsache böte schon genug Grund zur Aufregung, schließlich steht Saudi-Arabien wegen massiver Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Allerdings hat man sich als Katar-gewöhnter Fußballinteressent schon fast damit abgefunden, dass der Weltverband immer wieder an der moralischen Nulllinie kratzt. Interessanter ist das Selbstverständnis von Gianni Infantino.

Gianni Infantino: Der König der Fifa

Erst am Dienstag war die Bewerbungsfrist für die Weltmeisterschaft 2034 abgelaufen. Zuvor am Tag hatte Australien als einziger Konkurrent die Kandidatur zurückgezogen. Die Regularien der Fifa hatten lediglich Interessenten aus Asien und Ozeanien zugelassen, weil die WM-Vergaben zwischen den Kontinentalverbänden rotieren. Da das Turnier 2030 aber auf gleich drei (!) Kontinenten stattfindet, könnte Infantino vorgeworfen werden, den Weg für Saudi-Arabien bewusst zu ebnen.

Auch die sechs Gastgeberländer für die WM 2030 haben zum aktuellen Zeitpunkt noch den Status von Bewerbern, die offizielle Vergabe erfolgt erst in rund einem Jahr beim Weltverbandskongress mit allen Mitgliedsländern. "Drei Ausgaben, fünf Kontinente und zehn Länder, die an der Austragung des Turniers beteiligt sind", schreibt Infantino, und merkt vermutlich noch nicht einmal die Absurdität dieser Worte. "Das macht den Fußball wirklich global!"

Gianni Infantino: Mit Applaus im Amt bestätigt

Der Schweizer hat also kurzerhand den standardmäßigen Prozess abgekürzt und die Vergabe nach seinen Gnaden für perfekt verkauft. Die Bewerbungen seien nach "konstruktiven Dialogen und "umfassenden Beratungen" im Konsens vom Fifa-Rat angenommen worden, schreibt Infantino weiter, mit dem Lächeln eines Bond-Bösewichts, den WM-Pokal fest umklammert.

All das mag bei der abgestumpften Fan-Seele keine großen Regungen mehr auslösen, es ist aber doch bemerkenswert, mit was für einem Selbstverständnis Gianni Infantino mittlerweile durch den Fußball-Kosmos stolziert.

Gianni Infantino speaks at Global Citizen Live in Central Park in New York City on Saturday, September 23, 2023. Global Citizen Live is a 24-hour global event to unite the world to defend the planet a ...
Seit 2016 ist Gianni Infantino Präsident der Fifa. Bild: imago / upi photo

Erst im März wurde Infantino zum insgesamt dritten Mal zum Fifa-Präsidenten gewählt. Er war der einzige Kandidat. Dass die Delegierten lediglich mit Applaus ihre Zustimmung ausdrückten, erinnerte nicht ohne Grund an feudale Strukturen. "Alle, die mich lieben, alle, die mich hassen, ich weiß, es gibt da ein paar – ich liebe euch alle", sagte er nach seiner Wahl. Infantino, der Sonnengott, und die Motten flirren um ihn herum.

In der Fifa ist der 53-Jährige unantastbar. Was er bestimmt, ist Gesetz. Und mittlerweile gibt er sich offenkundig auch keine Mühe mehr, das zu verstecken. Erst in der vergangenen Woche wurde er von einem Schweizer Gericht freigesprochen. Untersucht wurde der Verdacht, ob Infantino versucht hat, andere Straf- und Rechtshilfeverfahren im Zusammenhang mit der Fifa zu beeinflussen.

"Es ist jetzt allen klar, dass die Anschuldigungen gegen mich nur verzweifelte Versuche von armen, neidischen und korrupten Leuten waren, meinen Ruf anzugreifen", wurde er in einer Mitteilung der Fifa zitiert. "Falls diese Leute auch nur ein kleines bisschen Würde hätten, sollten sie zumindest den Anstand haben und sich für ihre Handlungen und den verursachten Schaden entschuldigen."

Es scheint mittlerweile egal zu sein, was Infantino macht oder wie er in der Öffentlichkeit auftritt. Die Summe seiner Medienpräsenz schreit: Was wollt ihr tun? So verkündet er inmitten von Memes und ulkigen Tiervideos mit einem Fingerschnippen gleich zweimal das größte Sportereignis der Welt. Viel demonstrativer lässt sich seine Macht nicht zur Schau stellen.

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