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Frauen-Bundesliga: So bewertet Samantha Jerabek ihren Wechsel zum MSV Duisburg

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Neu im MSV-Trikot: Samantha Jerabek ist im Sommer nach Duisburg gewechselt.Bild: MSV Duisburg / Nico Herbertz
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Vom College in die Frauen-Bundesliga: Wie Samantha Jerabek ihren Wechsel bewertet

01.11.2023, 07:3401.11.2023, 07:38
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Einmal über den Großen Teich, eine andere Kultur kennenlernen, rein in ein echtes Abenteuer. Was für viele wie ein wunderbarer Urlaub klingt, ist für andere der Alltag. Und das nicht nur von Europa aus startend. Bei Frauen-Bundesligist MSV Duisburg finden sich gleich mehrere Beispiele.

So haben die Zebras fünf US-Amerikanerinnen unter Vertrag. Eine davon ist Samantha Jerabek, erst im Sommer ist sie nach Deutschland gewechselt. Mit watson hat sie über diesen großen Schritt sowie die US-amerikanische Connection gesprochen.

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Watson: Samantha, was ist dir durch den Kopf gegangen, als der MSV dich kontaktiert hat?

Samantha Jerabek: Duisburg ist im Sommer auf mich zugekommen. Da war ich total aufgeregt, denn nicht viele erhalten die Chance, in der Bundesliga zu spielen.

Wie viel wusstest du vorher schon über den Verein oder die Stadt?

Mein Verlobter ist ebenfalls Profifußballer, er hatte ein Testspiel gegen die Duisburger Männer. Er hat mir erzählt, dass sie ein großartiges Stadion haben. Vorher wusste ich ansonsten aber nichts über Duisburg.

Haben die anderen US-Amerikanerinnen im Team deine Wechselentscheidung beeinflusst?

Sie waren einer der Gründe für meinen Wechsel. Ich wusste, dass sie mir beim Akklimatisieren helfen würden. Da schon einige hier waren, dachte ich mir, dass es ihnen gefallen muss.

Hattest du vor deiner Vertragsunterschrift mit ihnen gesprochen?

Vor dem Transfer hatte ich keinen Kontakt zu ihnen, ich kannte sie nicht persönlich. Ich hatte auch keinen Kontakt zu anderen Spielerinnen, die in Duisburg spielen oder mal gespielt haben.

Bei deiner Präsentation hast du ein paar Worte auf Deutsch geschrieben. Hast du mittlerweile auch schon ein paar davon gelernt?

Ich habe schon ein paar Worte auf dem Platz gelernt. Ein paar der deutschen Mädels versuchen mir immer zu helfen. Die Aussprache ist aber schwierig, da müssen wir oft lachen.

Welches Wort sorgt besonders oft für Gelächter?

Torwarthandschuhe etwa, das ist mein Lieblingswort. Ich habe mir Duolingo heruntergeladen und versuche, darüber noch mehr zu lernen. Deutschunterricht nehme ich noch nicht.

Wie läuft die Verständigung in der Kabine?

Unser Trainer hält seine Ansprachen auf Deutsch, aber unser Co-Trainer übersetzt. Da schnappe ich das eine oder andere deutsche Wort auf.

Und unter euch Spielerinnen?

Die meisten sprechen Deutsch. Wir haben aber unsere kleine US-amerikanische Ecke, in der wir Englisch sprechen. Wir sitzen da zu sechst, Emilie Henriksen ist auch dabei. Sie ist Dänin und spricht sehr gut Englisch. So müssen wir nicht durch den ganzen Raum brüllen, wenn wir Englisch sprechen.

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Samantha Jerabek ist in fünf von sechs Pflichtspielen zum Einsatz gekommen.Bild: msv duisburg / nico herbertz

Du bist seit knapp drei Monaten in Deutschland. Bist du schon richtig angekommen?

Ich habe mich gut eingelebt. Natalie Muth, eine meiner US-amerikanischen Mitspielerinnen, ist meine Mitbewohnerin. Sie hat mir bei der Eingewöhnung sehr geholfen. Auch die anderen Amerikanerinnen im Team haben mich unterstützt, aus meiner Komfortzone zu kommen und mich sicherer zu fühlen.

Inwiefern haben sie dich unterstützt?

Gleich an meinem ersten Tag hat mich eine gefragt, ob wir einen Kaffee trinken wollen. Das habe ich dankend angenommen. Sie hat mir die Gegend gezeigt, in welchen Supermärkten ich einkaufen gehen sollte. Ich habe zudem Gangschaltung gelernt, das war ganz schön schwierig. Mittlerweile fühle ich mich damit aber sicherer.

Du bist direkt von der Virginia Commonwealth University nach Duisburg gewechselt. Hast du dein Studium vorher abgeschlossen?

Ja, ich habe mein Studium beendet. In Exercise Science habe ich einen Bachelor und in Sport Leadership habe ich einen Master, da geht es um die Business-Aspekte des Sports.

Sind die beiden Abschlüsse schon ein Fingerzeig für die Zeit nach der Karriere?

Nach meiner Karriere möchte ich mich auch in diese Richtung orientieren – vielleicht als Trainerin. Während meines Studiums habe ich ein Marketingpraktikum absolviert. Das hat mir gut gefallen. Ich könnte später also etwas im Sport- oder im Marketingbereich machen.

Momentan liegt dein voller Fokus aber erstmal auf dem Fußball?

Ich kann mich aktuell voll auf den Fußball konzentrieren. Ich weiß aber, dass einige der deutschen Mädels nebenbei noch arbeiten. Ein paar studieren zudem noch.

Dann blicken wir doch aufs Sportliche. Im DFB-Pokal seid ihr weitergekommen, in der Liga habt ihr nach fünf Spieltagen aber nur einen Zähler auf dem Konto. Wie ordnest du den Start ein?

Wir entwickeln uns weiter, aber natürlich sind wir mit dem aktuellen Stand nicht zufrieden. Die Abläufe werden im Laufe der Saison besser. Wir arbeiten täglich sehr hart. Der Trainer pusht uns an unsere Grenzen. Ich habe Vertrauen in die Mannschaft.

Haben die Pleiten gegen die direkte Konkurrenz aus Köln und Essen besonders geschmerzt?

Alle Niederlagen haben gleichermaßen wehgetan. Wir müssen uns alle selbst hinterfragen, als Team können wir es besser machen. Die Punkte werden wir nur holen, wenn wir als Mannschaft gemeinsam kämpfen.

"Es ist meine erste professionelle Saison, da bin ich mir im Klaren darüber, dass es einige Bereiche gibt, in denen ich mich verbessern kann."

Du hast fünf von sechs Pflichtspielen in dieser Saison absolviert. Wie bewertest du deinen persönlichen Start?

Es ist meine erste professionelle Saison, da bin ich mir im Klaren darüber, dass es einige Bereiche gibt, in denen ich mich verbessern kann.

An welche Bereiche denkst du da?

Ich lerne bei jeder Gelegenheit, muss mich noch an die Geschwindigkeit des Spiels gewöhnen. Das ist der schwierigste Aspekt. Wenn ich aufs Feld komme, sage ich mir selbst: "Okay, ganz ruhig!" – es ist so viel schneller als auf dem College. Die Geschwindigkeit braucht man im Kopf, aber auch in den Beinen.

Wo fühlst du dich als sprintstarke Angreiferin am wohlsten?

Ich spiele da, wo mich meine Mannschaft braucht. Aber wenn ich es mir aussuchen darf, spiele ich auf dem Flügel.

"Als Mittelstürmerin stehe ich mit dem Rücken zum Tor, das gefällt mir weniger."

Warum am liebsten dort?

Dort habe ich im College am häufigsten gespielt. Da fühle ich mich wohl und kann in Eins-gegen-Eins-Duelle mit Verteidigerinnen gehen.

Diese Momente gibt es im Zentrum deutlich seltener.

Als Mittelstürmerin stehe ich mit dem Rücken zum Tor, das gefällt mir weniger. Auf dem Flügel ist das anders. Und dort brauche ich nicht ständig einen 360-Grad-Blick, 180 Grad reichen. Denn auf einer Seite hat man ja die Seitenauslinie.

Ist dein Vorbild dann auch eine Flügelstürmerin?

Ich schaue zu Christen Press, der US-amerikanischen Nationalspielerin, auf. Sie ist schnell, schießt viele Tore. Und mir gefallen einige ihrer Bewegungen.

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Christen Press hat in 155 Länderspielen für die USA 64 Tore erzielt.Bild: imago images / Icon SMI

Du selbst bist auch abseits des Platzes viel unterwegs. Wie gefällt dir Deutschland bisher?

Ich war schon in Düsseldorf, Köln und in einem kleinen Örtchen, das Monschau heißt. Das fand ich richtig süß. Düsseldorf gefällt mir auch sehr gut. Es hat richtig schöne Restaurants und einen tollen Vibe.

Du hast deinen Verlobten, Chris Durkin, bereits erwähnt. Er ist auch Profi in der amerikanischen MLS. Dreht sich bei euch also alles um Fußball?

Er will nicht über "seinen" Fußball, dafür aber über "meinen" sprechen. Oder gleich über etwas ganz anderes, ich bin so ein bisschen sein Ausweg aus dem Fußball. Wir besprechen einfach Alltägliches, was wir diese Woche so machen und was das Leben noch so bringt. Am Ende landen wir aber trotzdem immer wieder bei "meinem" Fußball.

MLS, Fussball Herren, USA Orlando City SC at D.C. United Mar 11, 2023 Washington, District of Columbia, USA D.C. United midfielder Chris Durkin 8 celebrates after scoring a goal against Orlando City S ...
Chris Durkin, der Verlobte von Samantha Jerabek, spielt für D.C. United.Bild: IMAGO / USA TODAY Network

Aktuell trennen euch über 6000 Kilometer. Wie schwer ist das?

Wir sind auf diesem Gebiet sozusagen Profis. Er hat früher in Belgien gespielt, als ich noch auf dem College war. Da hatten wir schon einen Zeitunterschied von sechs Stunden. Wir sind das also gewohnt, mögen es aber natürlich nicht.

Dann muss er wohl nach Deutschland wechseln.

Aktuell gibt es keine Pläne, weil er bei D.C. United einen Vertrag hat. Aber wir werden sehen, es wäre natürlich schön, wenn das irgendwann funktionieren würde.

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