Als der 1. FC Köln Mitte September mit einem 2:1-Heimsieg über RB Leipzig in die Frauen-Bundesliga gestartet ist, gab es gleich zwei Debüts. So liefen die Sächsinnen erstmals im Oberhaus auf. Viel wichtiger hingegen aus Sicht der Gastgeberinnen: Neuzugang Janina Hechler durfte dabei zum ersten Mal in ihrer Profikarriere für einen Nicht-Frankfurter-Klub ein Bundesliga-Spiel absolvieren.
Über 100 Mal ist die Verteidigerin zuvor schon in Deutschlands höchster Spielklasse aufgelaufen. All ihre Einsätze sammelte die 24-Jährige für Eintracht Frankfurt sowie den Vorgängerverein 1. FFC Frankfurt. Im Sommer folgte nun der Schritt raus aus der zweiten Heimat, kurz vor dem Ende der Transferperiode schloss sich die gebürtige Reutlingenerin dem 1. FC Köln an.
In der für sie persönlich schwierigen vergangenen Saison war die frühere U-Nationalspielerin nur zweimal zum Einsatz gekommen. "Eigentlich wollte ich bei der Eintracht wieder angreifen", gesteht sie im Gespräch mit watson. Die SGE-Verantwortlichen aber hatten andere Pläne, holten mit Nadine Riesen Ende August eine neue Defensivspielerin. Hechler änderte ihre Meinung – und Köln kam auf sie zu.
"Ich musste mich schnell entscheiden, das war alles sehr spontan", erinnert sie sich. Die überzeugenden Gespräche haben dann aber geholfen. "Köln als Stadt ist sehr attraktiv, dazu nicht weit von Frankfurt entfernt", nennt die 24-Jährige zwei gute Gründe für ihre Unterschrift.
Auch das Bundesliga-Rekordspiel aus der Vorsaison, als über 38.000 Menschen zum Kölner Heimspiel gegen Frankfurt kamen, hat ihre Entscheidung beeinflusst: "Es hat mich begeistert, wie die Fans hier hinter ihrem Verein stehen."
So stimmte letztlich das Gesamtpaket. Die Entscheidung fiel Hechler aber trotzdem nicht leicht. "Ich habe an dem Tag 100 Telefonate geführt und einige Tränen verdrückt", erinnert sie sich: "Aber sportlich ist es das Beste für mich, ich will jetzt wieder angreifen."
Nicht nur zum Bundesliga-Auftakt, sondern zuvor auch schon in der ersten Runde des DFB-Pokals ist Hechler mit ihren Kolleginnen ein erster Schritt gelungen. Der 1. FC Köln schoss den Berlin-Ligisten SFC Stern mit 10:0 ab.
Trotz des deutlichen Klassenunterschieds war dies in der Höhe keine Selbstverständlichkeit, der FC hat in diesem Sommer neben Hechler immerhin noch zehn weitere Neuzugänge begrüßt, mit Daniel Weber kam auch noch ein neuer Trainer dazu.
"Taktisch müssen sich unsere Abläufe noch weiter einspielen, mein Eindruck ist aber gut. Wenn wir dranbleiben, haben wir richtig Potenzial", ordnet die Verteidigerin die Lage in ihrem neuen Klub ein. Der Blick auf die reinen Zahlen unterstreicht dies, stellt Köln mit einem Durchschnittsalter von 22,7 Jahren doch eines der jüngsten Teams der Liga.
Ähnlich jung sind auch die Aufsteigerinnen aus Leipzig, gegen die sich Hechler und ihre Kolleginnen zum Bundesliga-Auftakt mit 2:1 durchgesetzt haben. "Wir sind sehr glücklich, dass wir ein gutes Spiel gezeigt und mit einem Sieg gegen RB in die Saison gestartet sind. Das war sehr wichtig für uns und gibt uns Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben", bewertet sie den Auftakterfolg.
Neu sind in dieser Saison auch die Montagsspiele. Ab dem 2. Spieltag wird es pro Woche eines geben. Die erste Partie dieser Art tragen die Kölnerinnen beim FC Bayern aus, eine besondere Anspannung verspürt Hechler nicht: "Wenn man sich an den Spieltag am Montag gewöhnt hat, ist es ein Spiel wie jedes andere, auch wenn es dieses Mal gegen einen besonderen Gegner geht."
Das Thema Montagsspiele ist hingegen kein Thema wie jedes andere. Die 24-Jährige ist etwas hin- und hergerissen:
Trotz dieses Konflikts seien die Montagsspiele unter den Spielerinnen kein größeres Thema: "Für uns ändert sich im Prinzip nicht viel, der Trainingsplan wird halt angepasst."
Umso größer könnten die Veränderungen für sie nach ihrer aktiven Karriere werden. Im Juli hat Hechler ihr Studium in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen, nach dem Fußball könnte es sie also in einen anderen Bereich ziehen. "Vielleicht mache ich noch einen Master. Nach meiner Karriere kann ich mir vorstellen, im Marketing- oder Management-Bereich anzufangen", berichtet sie.
"Erstmal will ich aber in Köln ankommen." Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Wohnung hat sie am Rhein noch nicht gefunden, allzu viel Zeit zum Suchen gab es bisher nicht. So pendelt Hechler momentan zwischen Frankfurt und Köln – und lernt dabei die Tücken der Bahn kennen. "Heute hatte mein Zug Verspätung, nach dem Pokalspiel auch schon."