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1. FC Nürnberg: Rückkehrerin Lara Schmidt spricht offen über Zwiespalt

Lara Schmidt hat in diesem Sommer beim Aufsteiger aus FC Nürnberg unterschrieben.
Lara Schmidt hat in diesem Sommer beim Aufsteiger aus FC Nürnberg unterschrieben.Bild: 1. FC Nürnberg
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1. FC Nürnberg: Rückkehrerin Lara Schmidt erklärt Zwiespalt bei Investoren

16.09.2023, 12:57
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Seit dem 15. September rollt in der Google Pixel Frauen-Bundesliga wieder der Ball. Die Fans dürfen sich dabei über die Rückkehr zweier alter, bekannter Gesichter freuen. Da ist zum einen der 1. FC Nürnberg, der erstmals seit 23 Jahren wieder erstklassig spielt. Und zum anderen ist da Lara Schmidt, die in diesem Sommer beim Aufsteiger unterschrieben hat.

Die vergangenen anderthalb Jahre hatte die Verteidigerin, die in Jena und Potsdam einst 20 Bundesliga-Partien absolviert hat, beim FC Basel verbracht. "Es hat mich aus meiner Komfortzone gelockt und weiterentwickelt", blickt sie im Gespräch mit watson auf ihre Zeit in der Schweiz zurück. Einerseits sei sie "als Person sehr gereift, weil ich ein anderes Standing hatte", andererseits habe sich die 23-Jährige aber auch fußballerisch entwickelt.

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"Man muss viel mehr über kreative Spielzüge gehen", skizziert sie einen Unterschied zum deutschen Fußball, in dem der Fokus stärker auf taktischen Vorgaben liege. Ein noch deutlicherer Unterschied liegt indes in der Professionalisierung: "Basel ist eine Stadt, die einen riesigen Fußballklub hat, wo das richtig gelebt wird. Man hat aber gemerkt, dass diese Bedingungen nur von drei, vier Vereinen so zur Verfügung gestellt werden können und andere Klubs eben einfach ganz andere Standards haben."

So sei es in der Schweiz keine Seltenheit, dass Spielerinnen nebenbei noch in Vollzeit arbeiten gehen, sich dem Fußball erst abends nach einer achtstündigen Schicht widmen können.

In der Bundesliga wird dieser Zustand von Jahr zu Jahr weiter abgebaut und die Liga professioneller. Das liegt auch an Klubs wie dem 1. FC Nürnberg, der mit reichlich Euphorie und noch mehr Fans im Rücken die Liga bereichern will.

"Ich habe gemerkt, dass der Club den Frauenfußball lebt, dass hier eine gewisse Euphorie entstanden ist."
FCN-Zugang Lara Schmidt

Über 17.000 Zuschauende strömten letzte Saison ins Stadion, als der Club im Pokal Wolfsburg zu Gast hatte. Unter den Zweitligisten hatte Nürnberg im Schnitt den höchsten Fanandrang. Die logische Konsequenz: Der FCN wird diese Saison all seine Heimspiele im altehrwürdigen Max-Morlock-Stadion austragen. Mit einer Kapazität von knapp 50.000 Plätzen ist es das größte, durchgehend verwendete Stadion dieser Saison.

"Ich habe gemerkt, dass der Club den Frauenfußball lebt, dass hier eine gewisse Euphorie entstanden ist", macht Schmidt keinen Hehl daraus, dass die beeindruckende Kulisse einer der Wechselgründe war: "Als Sportlerin strebt man immer danach, vor so vielen Zuschauern wie möglich zu spielen, weil es zusätzlich motiviert, ein gutes Gefühl gibt und einfach noch mehr Spaß macht."

Es waren überdies aber natürlich auch gute Gespräche mit den Nürnberger Verantwortlichen, die Schmidt letztlich überzeugt haben. Das viel zitierte Gesamtpaket hat für die Verteidigerin gepasst – und für den Club auch. "Wir hatten in unserer internen Saisonanalyse einige Punkte angesprochen, die wir jetzt mit Lara perfekt abdecken können. Sie bringt nicht nur den physischen Aspekt mit, sondern auch wertvolle Bundesliga- und Auslandserfahrung", schwärmte Osman Cankaya, der Sportliche Leiter vom FCN, in der Klubmitteilung zum Transfer.

Als Führungsspielerin soll die 23-Jährige diesen guten Eindruck idealerweise gleich zum Ligaauftakt bestätigen. Der Club empfängt am 16. September Werder Bremen. "Bremen ist ein direkter Konkurrent von uns, wenn es ums Thema Klassenerhalt geht. Dementsprechend ist es direkt das erste von mehreren wichtigen Spielen in dieser Saison", ist Schmidt die Bedeutung bewusst.

Zugleich wird es das erste Bundesliga-Heimspiel der Frauen im Max-Morlock-Stadion werden: "Wir wissen um den Stellenwert, das wird etwas Besonderes!"

Konkurrenz für Bayern und Wolfsburg: Schmidt erwartet engen Titelkampf

Die Spiele danach, das betont auch Schmidt selbst, "werden nicht einfacher". Dann geht es nämlich nach Leverkusen und Wolfsburg, anschließend kommt Hoffenheim. Die Wölfinnen sind wie die Bayern ohnehin jedes Jahr im Meisterschaftsrennen dabei, die Neu-Nürnbergerin traut aber auch Bayer und der TSG eine gute Rolle zu: "Die arbeiten seit Jahren sehr gut und können um den Titel mitkämpfen."

Selbiges gelte für Eintracht Frankfurt, ist der Kader doch von großer Konstanz gezeichnet: "Da sind wenige gegangen, zudem haben sie sich gut verstärkt." Ob es am Ende zum ersten Mal seit 2012 wieder für ein Meisterteam reicht, das nicht aus Wolfsburg oder München kommt? Schmidt macht klar:

"Die Bundesliga hat sich jetzt so weit entwickelt, dass jeder für eine Überraschung gut ist. Die Liga ist ausgeglichen, es können auch andere Vereine mitspielen und eine reelle Chance haben, Punkte zu klauen – um dann vielleicht auch für die Meisterschaft interessant zu werden."

Zur Entwicklung der Bundesliga gehört auch der Sponsorenwechsel, der in diesem Sommer vollzogen wurde. So heißt die Liga nun eben nicht mehr Flyeralarm Frauen-Bundesliga, sondern Google Pixel Frauen-Bundesliga. Als "Meilenstein für den Frauenfußball in Deutschland" bezeichnete der DFB den Einstieg des Internet-Riesen. Und auch Schmidt begrüßt das Engagement Googles.

"Für uns als Spielerinnen ist es immer wichtig, dass dort Sponsoren einsteigen, die eine extreme Reichweite haben, die Möglichkeiten bieten, die es so vorher nicht gab. Es ist gut, dass es Unternehmen gibt, die interessiert daran sind, den Frauenfußball zu unterstützen." Zumal Google offenbar nicht nur Versprechungen macht, sondern auch Kampagnen umsetzt: "Ich habe jetzt auch über Social Media einige Sachen mitbekommen, wie sie da marketingtechnisch schon gute Arbeit leisten."

"Auch der Frauenfußball profitiert sicherlich davon, wenn dort mehr Geld investiert wird, beispielsweise durch Sponsoren oder Investoren."
Lara Schmidt

Neben der Reichweite ist aber auch die finanzielle Unterstützung ein positiver Faktor. "Geld spielt im Profifußball natürlich eine Rolle. Auch der Frauenfußball profitiert sicherlich davon, wenn dort mehr Geld investiert wird, beispielsweise durch Sponsoren oder Investoren", heißt sie externe Geldgeber grundsätzlich willkommen. Zwei Dinge seien dabei aber auch wichtig: "Es sollte zu den Werten passen, die wir vertreten. Und man sollte sich nicht zu sehr an ein Unternehmen verkaufen."

Die Unternehmensseite könnte die Verteidigerin indes irgendwann auch mal kennenlernen, hat sie während ihrer Zeit bei Turbine Potsdam doch ein BWL-Studium begonnen. "Ich bin jetzt in den letzten Zügen, schreibe also meine Bachelorarbeit", berichtet sie von ihrer zeitintensiven Freizeitgestaltung: "Man braucht ein gutes Zeitmanagement, um alles unter einen Hut zu bekommen."

Auch dank der Unterstützung von Vereinen, Verbänden und von der Universität hat aber alles geklappt. Perspektivisch kann es für Schmidt zum "zweiten Standbein werden" – je nachdem, wie es im Anschluss an die aktive Karriere weitergeht.

Inmitten aufregender Wochen gilt ihr voller Fokus aber erstmal dem Bundesliga-Auftakt sowie der Bachelorarbeit. In beiden Fällen soll es besser laufen als im DFB-Pokal gegen Jena. An alter Wirkungsstätte verlor Schmidt mit ihren neuen Kolleginnen überraschend mit 0:1.

Dortmund-Verhandlungen mit Top-Talent Paris Brunner stocken – zu viele Fehltritte?

Youssoufa Moukoko, Julien Duranville und Jamie Bynoe-Gittens sind aktuell im BVB-Profi-Kader wohl die größten Talente. Dortmund ist dafür bekannt, immer wieder Top-Spieler an das Profi-Niveau heranzuführen, sie zu entwickeln und letztlich für viel Geld zu verkaufen.

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