Als Helmut Haller zu Juventus Turin wechselte, schlugen Fußball-Fans die Hände vors Gesicht. "Die spinnen doch, die Italiener", dachten wohl die meisten Fans angesichts der Ablöse von unfassbaren drei Millionen D-Mark. Das war 1968.
Seit dem sind die Ablösesummen im Fußball exponentiell gestiegen. Diego Maradona war 1984 der erste Spieler, der umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro (24 Millionen D-Mark) kostete; Gareth Bale 2013 der erste, für den ein Klub mehr als hundert Millionen Euro ausgab. Inzwischen hält der Brasilianer Neymar den Rekord: Für ihn überwies PSG 2017 222 Millionen Euro nach Barcelona.
"Wo soll das hinführen?", fragen sich Fußball-Fans angesichts dieser schon jetzt schwindelerregenden Ablösesummen. Eine Frage, die Erling Haalands Beraterin Rafaela Pimenta nun beantwortet.
"Erling Haaland ist eine Milliarde Euro wert", verkündete Pimenta im Interview mit dem TV-Sender "TF1". Und legt noch einen drauf: "Das ist keine Schätzung. Das ist sicher."
Die brasilianische Juristin hatte jahrelang im Hintergrund mit dem berüchtigten Spielerberater Mino Raiola zusammengearbeitet. Nach dessen Tod hat sie sein Imperium und auch viele seiner Klienten übernommen.
Dass sie mit ihrer Aussage über den Wert von Erling Haaland das ein oder andere Stirnrunzeln provoziert, ist Pimenta bewusst: "Viele werden jetzt vielleicht sagen, dass ich lächerlich bin und kein Klub jemals eine Milliarde zahlen wird", erklärt sie im französischen Fernsehen. "Aber sein Alter, seine Qualität, seine Entwicklung und sein Verhalten sind der Grund, warum ich über die Milliarde spreche", führt sie aus.
Es scheint leicht, die Agentin zu belächeln, wenn sie von Milliarden-Ablösen im Fußball spricht. So mancher mag ihr sogar Größenwahn vorwerfen. Ganz unvorstellbar wäre ein Milliarden-Transfer allerdings nicht, wenn sich die Entwicklung der Ablösesummen genauso fortsetzt wie in den vergangenen 20 Jahren.
Dass die wirtschaftliche Blase auf dem Transfermarkt vorher platzt, ist möglich. Aber angesichts von Großinvestoren wie Katar (PSG) und den VAE (Manchester City), denen wirtschaftliche Verluste vollkommen egal sein können, eher unwahrscheinlich. Einzig die neue Form des Financial Fairplay könnte dem vorbeugen. Dabei wird es spannend zu beobachten sein, wie die Uefa das neue Konzept umsetzt.
Demnach ist Pimentas Behauptung, ein Spieler könne eine Milliarde auf dem Transfermarkt einspielen, gar nicht so unrealistisch. Fraglich ist allerdings, ob Haaland, der aktuell 22 Jahre alt ist, noch lang genug am Ball bleibt, um selbst dieser Spieler zu sein.
Abgesehen davon, dass seine Beraterin über Milliarden-Deals spekuliert (und er selbst bereits einen Vertrag mit Wert im neunstelligen Bereich besitzt) ist Haaland aber ein komplett bodenständiger Typ, versichtert Pimenta.
"Er nimmt sich selbst nicht so wichtig", lobt sie Haalands Bescheidenheit. Von dem ganzen Fußball-Glamour lasse er sich nicht ablenken. "Er isst vor den Spielen Lasagne, das ist sein Erfolgsrezept", verrät sie, um zu betonen wie "normal" Haaland ist.
Der Norweger wird hoffen, dass sie sein Geheimnis in Sachsen nicht mitgekriegt haben und präventiv sämtliche Italiener schließen. In Leipzig muss Manchester City am Mittwoch (21 Uhr) nämlich zum Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals antreten. Haaland wird dabei essentiell sein, in vier Europapokalspielen traf er diese Saison schon fünf Mal.