Es war keine große Überraschung, dass Joachim Löw am Dienstag während der DFB-Pressekonferenz zur Kader-Bekanntgabe für die anstehenden Spiele in der Nations League auch auf Bayern-Star Thomas Müller angesprochen wurde.
Nach dessen starker Leistung beim Finalturnier der Champions League mit dem FC Bayern München war die Diskussion über eine mögliche Rückkehr des Weltmeisters von 2014 ins DFB-Team wieder lauter geworden.
Doch Löw sieht "zum jetzigen Zeitpunkt" keinen Anlass, Triple-Gewinner Müller (und auch Teamkollege Jérôme Boateng) in die deutsche Nationalmannschaft zurückzuholen: "So, wie es jetzt aussieht, ist dieser Weg gut, und da gibt es keine Veranlassung, was zu verändern", sagte Löw.
Auch DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff sieht die Leistungen von Müller nicht als Argument für eine Nationalelf-Rückkehr: "Innerhalb des Trainerstabs gab und gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine konkrete Diskussion über eine Rückholaktion", sagte der Ex-Nationalspieler der "Sport Bild".
Ein winziges Hintertürchen ließ sich Löw offen: Er sei der Letzte, der seine Entscheidungen nicht korrigiert, "wenn Zeitpunkt X kommt". "Es ist überhaupt keine Frage, dass es besondere Spieler (Müller und Boateng, d. Red.) sind, die Besonderes leisten können", sagte Löw auf der Pressekonferenz. "Allerdings haben wir uns nach der WM 2018 entschieden, einen anderen Weg zu gehen mit anderen Spielern. Den wollen wir Raum und Zeit geben, sich zu entwickeln. Als Nationaltrainer hat man da mehr den Blick nach vorn als die Vereinstrainer."
Löw bleibt also größtenteils stur. Tatsächlich stehen ihm auf den Offensivpositionen, die Müller bekleiden kann, einige deutlich jüngere und schnellere Topspieler mit mehr Entwicklungspotential zur Verfügung: Timo Werner, Kai Havertz, Leroy Sané, Julian Brandt und Serge Gnabry.
Müller war von Jogi Löw nach der WM 2018 gemeinsam mit Boateng und Mats Hummels aus der Nationalelf ausgebootet worden, um einen Umbruch mit jüngeren Spielern zu forcieren. Im Idealfall soll dies ähnlich erfolgreich sein wie damals, als Löw Jungprofis wie Müller und Boateng nominierte, die sich dann ab der WM 2010 für den WM-Titel vier Jahre später einspielen konnten.
(as/mit Material von dpa)