Verträge sind dafür da, um sie einzuhalten. So einfach lautet eine Regel, die im Fußball allerdings oft nicht Bestand hat. Möchte ein Spieler einen Klub verlassen, kommt es immer wieder vor, dass der Profi nicht zum Training erscheint, zu spät ist oder lustlos auftritt. Er versucht, einen Wechsel zu provozieren.
Andererseits sind auch Vereine nicht unschuldig. Sie verbannen einen Spieler auf die Tribüne oder schließen ihn vom Trainingsbetrieb aus, wenn er nicht mehr zur sportlichen Ausrichtung des Klubs passt.
Ungefähr so scheint der Abgang von Bernd Leno vom FC Arsenal im vergangenen Sommer zum FC Fulham abgelaufen zu sein, wie der 30-Jährige nun im "Kicker"-Interview verrät.
Der neunmalige Nationalspieler erklärt: "Die Situation war die, dass der Verein gesagt hatte, mit jungen Spielern weitermachen zu wollen." Leno selbst habe mit 30 Jahren nicht mehr dazu gehört.
"Wenn man dann selbst nur noch ein Jahr Vertrag hat, dann ist es eine spezielle Konstellation. Wenn der Verein dir zu verstehen gibt, dass du gar nicht mehr mit der Mannschaft trainieren wirst und andere solche Dinge, dann muss man das eben akzeptieren", fügte er an.
Bereits in der vergangenen Saison hatte Leno seinen Stammplatz an Aaron Ramsdale verloren. Der 24-jährige englische Nationalkeeper kam im Sommer 2021 für 28 Millionen Euro von Sheffield United und sorgte dafür, dass Leno in der Saison 2021/22 gerade mal auf nur acht Einsätze kam. Daher sollte er im vergangenen Sommer dann Arsenal verlassen.
Als Flucht sieht der ehemalige Leverkusener seinen Wechsel zu Fulham aber nicht. Er stellt klar: "Es war ein Vereinswechsel und keine Flucht." Dass er von Arsenal zu verstehen bekommen hat, dass er nicht mehr mit der Mannschaft trainieren dürfe, bezeichnet er als "Teil des Geschäfts".
"Es hätte mir ja auch nichts gebracht zu sagen: Ich chille hier jetzt ein Jahr und nehme das Geld mit – und am Ende bin ich dann komplett weg vom Fenster", stellt Leno für sich fest. Abschließend zur Wechselthematik betont Leno, dass er "sehr zufrieden" sei und dass der Wechsel zu Fulham "der richtige Schritt" für ihn sei.
Neben seinem Transfer zu Fulham spricht der Torhüter aber auch eine Warnung an die Bundesliga aus. Demnach müssten die Klubs aufpassen, dass sich die deutsche Liga "nicht zur reinen Ausbildungsliga entwickelt". Er nennt als Beispiele Christopher Nkunku von Leipzig und Moussa Diaby von Bayer Leverkusen. Nkunku wird im Sommer wohl zu Chelsea wechseln, über Diaby sind immer wieder Wechselgerüchte im Umlauf.
Leno sieht die Gefahr, dass die Liga immer wieder gut ausgebildete Spieler beispielsweise an die Premier League verliert. "Da muss die Bundesliga auf Dauer wieder versuchen, wettbewerbsfähiger zu werden. Damit die Topspieler auch mal langfristig in Leipzig oder Leverkusen bleiben und damit diese auch auf Dauer mit den Bayern konkurrieren", fordert Leno.