
Noch laufen die größten Klubs Europas in der UEFA Champions League auf.Bild: dpa / Marius Becker
Fußball International
Teilnehmer, Modus, Finanzen: Zwölf Clubs aus drei
Ländern haben sich so konkret wie nie und erstmals in aller
Öffentlichkeit zu ihren Plänen für eine neue Superliga bekannt und
dem europäischen Fußball damit mächtig vors Schienbein getreten.
Angeführt von Real Madrid, Juventus Turin und Manchester United,
deren Vertreter den Vorstand der erlösträchtigen Vereinigung bilden
sollen, sind insgesamt sechs Clubs aus England und je drei aus
Spanien und Italien in der Nacht von Sonntag zu Montag aus der
Deckung gekommen. Die meisten heimischen Fans der Mannschaften
schliefen da bereits – im Gegensatz zu Anhängern in den lukrativen
Märkten in Nordamerika und Asien.
Real Madrid, Manchester United und Juventus Turin sollen Vorstand bilden
Mit der angeblich weltweiten Nachfrage nach einem neuen Wettbewerb,
der über eine ganze Saison hinweg zahlreiche Spitzenspiele mit vielen
der klangvollsten Namen des europäischen Fußballs garantiert,
argumentierte Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez in der
Mitteilung dann auch. "Wir werden dem Fußball auf jedem Level helfen
und ihn zu seinem rechtmäßigen Platz in der Welt bringen. Fußball ist
der einzige globale Sport auf der Welt mit mehr als vier Milliarden
Fans, und unsere Verantwortung als große Clubs ist es, auf deren
Begehrlichkeiten zu reagieren", ließ sich der spanische Funktionär
zitieren, der als "Chairman", also als Vorstandsvorsitzender
fungieren soll.
Wie die Superliga offiziell heißt, ging aus den Mitteilungen auf den
Webseiten der Clubs nicht eindeutig hervor: Sowohl von "European
Super League" wie auch mehrheitlich von "Super League" war die Rede.
Bisher kein Team aus Deutschland dabei
Klar definiert ist dagegen die Liste der Gründungsmitglieder: Der FC
Arsenal, Manchester United, der FC Liverpool, Tottenham Hotspur, der
FC Chelsea und Manchester City aus England sind dabei, die beiden
Mailänder Clubs AC und Inter sowie Juventus Turin aus Italien und die
spanischen Topclubs FC Barcelona, Atletico Madrid und Rekordmeister
Real Madrid. Diese zwölf Schwergewichte gehen zudem davon aus, dass
sich noch drei weitere Clubs ihrem Zirkel anschließen werden – aus
Deutschland oder Frankreich etwa ist bislang keine Mannschaft dabei.

"Das Runde muss ins Eckige": Der Fußball ist in der Nacht von Sonntag auf Montag komplizierter geworden.Bild: dpa / Jon Super
Hohe Prämien für Gründungsmitglieder der "Super League"
Gelockt wird mit der Ankündigung, dass den Gründungsvereinen zunächst
3.5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen sollen – bei einer Einlage
von, so geht aus der Mitteilung des börsennotierten Clubs Juventus
Turin hervor, zwei Millionen und, falls nötig, bis zu weiteren acht
Millionen Euro je Gründungsmitglied. Der größte Teil der Einnahmen
soll wohl wie üblich aus der Vermarktung der TV-Rechte kommen. Die
Vereine wollen auch Solidaritätszahlungen leisten und so nach eigenem
Bekunden dafür sorgen, dass die ganze europäische Fußball-Pyramide
von ihrem Plan profitiert.
Gespielt werden soll mit insgesamt 20 Mannschaften in zwei
Zehnergruppen, danach im aus der Champions League bekannten
K.o.-System mit Hin- und Rückspielen in Viertel- und Halbfinals sowie
einem Endspiel an neutralem Ort. Die fünf zusätzlichen Teams sollen
sich jedes Jahr aufs Neue qualifizieren müssen – wie und auf
Grundlage welcher Wettbewerbe, das ließen die Gründer offen.
Wie bislang im Europapokal soll das alles an den Tagen der
Wochenmitte zu sehen sein – ein weiterer Beleg für den Frontalangriff
auf die Königsklasse, deren Reform die UEFA bei der um 9.00 Uhr am
Montag beginnenden Sitzung des Exekutivkomitees eigentlich
beschließen wollte. Von der Saison 2024/25 sollen 36 statt bislang 32
Teams an der Champions League teilnehmen, deren bislang ausgebliebene
Anpassung die Superliga-Gruppe zusammen mit den finanziellen Folgen
der Corona-Pandemie als Begründung für ihren Schritt angibt.
Fanverbund kritisiert geschlossenen Wettbewerb scharf
Die Clubs betonen zwar, man freue sich nun auf die Diskussionen mit
der FIFA und der UEFA und wolle partnerschaftlich daran arbeiten, das
beste Resultat für die neue Liga und den Fußball als Ganzes zu
erreichen – die Vorfreude aber ist wohl recht einseitig.
Ohne die Superliga beim Namen zu nennen, brachte der
Weltfußballverband FIFA noch in der Nacht in einer Stellungnahme
seine "Missbilligung" zum Ausdruck über alle Pläne, welche die
"Grundprinzipien Solidarität, Inklusivität, Integrität und
gleichberechtigte finanzielle Umverteilung" nicht widerspiegeln.
Schon als die Nachricht am Sonntagabend langsam durchsickerte, waren
von der UEFA und auch von der Deutschen Fußball Liga und dem
Deutschen Fußball-Bund eindeutig ablehnende Reaktionen gekommen.
Scharfe Kritik gab es auch vom europäischen Fan-Netzwerk Football
Supporters Europe (FSE). "Dieser geschlossene Wettbewerb wird der
letzte Nagel im Sarg des europäischen Fußballs sein und alles
zerstören, was ihn so beliebt und erfolgreich gemacht hat", hieß es
in einer Erklärung am Sonntag. "Diese Pläne sind von Grund auf
illegitim, unverantwortlich und gegen jeglichen Wettbewerb. Mehr
noch, sie werden ausschließlich aus Gier vorangetrieben."
(vdv/dpa)
Geht er nach England oder bleibt er bei den Bayern? Seit mehreren Wochen hat es Gerüchte um einen möglichen Abgang von Mathys Tel gegeben.