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Fußball-Kolumne

Bundestagswahl: Im Kampf gegen die AfD bekennt die DFL Farbe

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Fans von Union Berlin positionieren sich im Kampf gegen Faschismus.Bild: IMAGO / Matthias Koch
Fußball-Kolumne

DFL ruft zur Wahl auf: Wie lange währt der Rückenwind?

In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
22.02.2025, 11:1322.02.2025, 11:13
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In den Tagen und Wochen vor der Bundestagswahl bekennt der Sport Farbe und fordert Haltung ein. Sichtbar und deutlich wie noch niemals zuvor rufen Verbände wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), aber auch die Deutsche Fußballliga (DFL) zur Beteiligung an der Wahl auf.

Nicht aus Aktionismus, sondern mit Blick auf ein wertebasiertes und demokratisch verfasstes Selbstverständnis. Dadurch bekommen diese Appelle eine Richtung.

Es geht um die Unterstützung aller demokratischen Parteien. Das ist gut, denn die brauchen Rückenwind in der Auseinandersetzung mit Populisten, Radikalen und geschichtsvergessenen Opportunisten.

Die Statements aus den Verbänden finden in den Vereinen breite Resonanz. Gleichzeitig werden die politischen Botschaften durch Banner und Initiativen in den Kurven unserer Fußballstadien nochmals verstärkt. In der Summe beobachten wir gegenwärtig eine demokratiebejahende Bewegung, wie wir sie im Fußball bislang noch nie hatten.

Populismus als Gefahr für die Demokratie

Demokratie hat es schwer in diesen Tagen. In den zurückliegenden Monaten und Jahren mussten wir viel zu oft feststellen, dass sich einfach gedachter Populismus als Konkurrenz gegen valide und faktenbasierte Information durchsetzen kann. Das ist bitter, vor allem wenn in der Konsequenz Minderheiten gegeneinander ausgespielt werden und Politik auf Kosten der Schwächsten durchgesetzt wird.

Kolumnist Harald Lange
watson-Kolumnist und Fan-Forscher Harald Lange.Bild: uni würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Es scheint so, als stünde es zurzeit denkbar schlecht um Werte wie Solidarität, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Respekt, Gleichberechtigung und Fairplay. Trotz aller Trübsal spricht vieles dafür, dass der Sport im Lichte dieser wertebezogenen gesellschaftlichen Krise ein ebenso wichtiger wie erfreulicher Leuchtturm sein kann.

Ein Feld, in dem wir einerseits am eigenen Leib erfahren können, dass ein Spiel nur dann gelingt, wenn wir respektvoll und fair miteinander umgehen. Andererseits liegt es nahe, diese Werte gerade jetzt, in Zeiten der gesellschaftlichen Verunsicherung, herauszustellen.

Die DFL und der "Weckruf Demokratie"

Gegenwärtig geht vom Sport ein regelrechter Weckruf in Richtung Demokratie und Verantwortung aus. Sowohl in den Kurven als auch in den Pressemitteilungen wird von Fans und Vereinsvertretern zur Teilnahme an der bevorstehenden Bundestagswahl aufgerufen.

Dabei wirken die Spruchbänder im Stadion ebenso authentisch wie die Pressemitteilungen der Vereine: Geht wählen und tragt mit eurem Kreuz dazu bei, die Demokratie in diesem Land zu sichern!

Die DFL erinnerte vor wenigen Tagen in einer viel beachteten Pressemitteilung an unser Recht und unsere Pflicht wählen zu gehen. Unter der Überschrift "Das Team Demokratie braucht Deine Stimme" wird ein Bogen zwischen ausgewählten Werten im Sport und denen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gespannt.

Zwischen Neutralität und Haltung – ein schwieriger Balanceakt

Durchaus idealistisch, denn in der Stellungnahme ist von wertebezogenen Leuchttürmen die Rede, die sowohl im Fußball als auch im gesellschaftlichen Leben die Funktion eines Kompasses erfüllen sollen. Konkret werden der "demokratische Diskurs", "Toleranz", "Kampf gegen Rassismus" und "Kampf gegen Antisemitismus" als Leuchttürme benannt.

Auch wenn die DFL sich gemäß ihrer Satzung parteipolitisch neutral verhalten muss und sich deshalb weder gegen die AfD noch gegen andere Populisten positioniert, richtet sich dieser Wahlaufruf trotzdem gegen diese braun-blaue Richtung.

Die Idee des Spiels dient hierbei als Stellvertreter und Metapher für den fairen, respektvollen und toleranten Umgang miteinander. Werte wie diese scheinen sowohl in der nationalen als auch internationalen Politik in Gefahr zu sein. Deshalb ist es wichtig daran zu erinnern, mehr sogar, Menschen aufzufordern, bei der Bundestagswahl ein Zeichen im Sinne dieser Haltung abzugeben.

Hält der Sport, was er vor der Wahl versprochen hat?

Ob und wie das gelingen kann, werden wir am Sonntagabend sehen. Ungeachtet des tatsächlichen Wahlausgangs steht allerdings bereits heute fest, dass der Sport sich in Zeiten der Krise an seine Wertebasis erinnert.

So deutlich, dass wir in den Tagen nach der Wahl genauer hinschauen und fragen müssen, ob die Fußballverbände tatsächlich auch bereit sind, in ihren Entscheidungen diesem Kompass folgen zu wollen. Genau das hatten sie ja in den Tagen vor der Wahl von allen anderen erwartet.

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