Der internationale Fußball handelt gewinnorientiert. Das Ziel: Geld verdienen, so viel wie möglich. Eine Haltung, die spätestens auf den zweiten Blick für Diskussionsbedarf sorgt.
Denn wenn die Wachstumsprognosen der Unterhaltungsindustrie den Spielplan bestimmen, läuft etwas schief und nicht im Sinne des Sports. Eine Tragödie, bei der vor allem Spieler und Fans die Leidtragenden sind. Statt der Entwicklung entgegenzuwirken, hält sich die Uefa Augen und Ohren zu. Und schmiedet neue Pläne.
Wie die englische Zeitung "The Independent" berichtet, wird derzeit allen Ernstes diskutiert, ob und wann das Finale der Champions League in den USA ausgetragen wird. Egal, ob das erst 2033 oder schon früher der Fall sein sollte: Fanprotest ist vorprogrammiert.
Die internationalen Fußballverbände Uefa und Fifa waren in ihrem Reformeifer zuletzt sehr eilig. Die Teilnehmerfelder der alle vier Jahre stattfindenden Welt- und Europameisterschaften wurden kräftig aufgebläht, eine Klub-WM wurde ins Leben gerufen und die Uefa Champions League wurde abermals erweitert und neu formatiert.
Die klassische Gruppenphase aus acht Vierergruppen wurde durch ein Ligasystem von insgesamt 36 Teams ersetzt. Gegenwärtig laufen für 16 Mannschaften die Playoff-Spiele. Der FC Bayern und Borussia Dortmund haben ihr Hinspiel gewonnen, die Chancen stehen gut, ins Achtelfinale einzuziehen. Gelingt das, würde der Deutsche Fußball neben dem amtierenden Meister aus Leverkusen erneut mit drei Teams im CL-Achtelfinale vertreten sein.
Die Reform der Champions League hat mehr Spiele gebracht und lässt bei den beteiligten Klubs die Kasse klingeln. Die Uefa konnte ihre jährlichen Einnahmen von 3,5 auf 4,4 Milliarden Euro steigern. Geld, was auf alle Teilnehmer verteilt wird und die Kluft zwischen armen und reichen Vereinen in den nationalen Ligen weiter vergrößert.
Die Entwicklung hat aber auch ihren Preis für Spieler und Fans. Da gegenwärtig alle Verbände an der Ausweitung ihrer Pflichtspiele arbeiten, resultiert ein enormer Reise- und Wettkampfstress bei den Spielern.
Es fließt immer mehr Zeit in die Spiele, die dann nicht mehr für Regeneration oder systematisches Aufbautraining zur Verfügung stehen. Spieler und deren Talent werden im System gemolken und verbraucht. Solange bis sie erschöpft, verletzt und verschlissen sind. Im Gegenzug gibt es immer mehr Geld.
Das kritikwürdige Spiel zwischen Geld und Gesundheit scheint an seine Grenzen geraten zu sein. Inzwischen wird seitens der Spieler und ihrer Gewerkschaften immer häufiger mit Boykott und Streik gedroht.
Um so einen Supergau abzuwenden, sind Ideen zur Reduktion der Belastung gefragt. Laut Informationen des "Guardian" überlegt man deshalb in der Uefa, die Verlängerungen in den K.o.-Spielen abzuschaffen und nach 90 Minuten sofort zum spannenden Elfmeterschießen überzuleiten. Das spart Kraft und garantiert gleichzeitig Spannung und Einschaltquoten.
Wo wird also die Reise des internationalen Profifußballs hingehen?
Da Marketingexperten in den USA einen wichtigen Markt für den Profisport sehen, werden wir früher oder später zusätzliche Spiele, Turniere und vielleicht sogar komplette Spieltage und Finalspiele europäischer Klubwettbewerbe in den USA erleben.
Das ist zwar ein katastrophales Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit und ein Schlag ins Gesicht der treuen Stadionbesucher, dafür bringt diese Entwicklung das, worum es im internationalen Fußball zuallererst geht: Geld.