Die Vorbereitung auf das Ungarn Spiel in der Nations League bot dem DFB erneut Gelegenheit zu Wochenbeginn ein öffentlichkeitswirksames Seminar zum Thema Menschenrechte abzuhalten.
Angesichts der desaströsen Menschenrechtslage im Emirat Katar, der unfassbar hohen Zahl verstorbener Bauarbeiter auf den WM-Baustellen und der immer breiter werdenden gesellschaftlichen Protestbewegung erwartet die interessierte Öffentlichkeit Taten. Die verantwortlichen Funktionäre, Politiker, Wirtschaftsbosse, aber auch Spieler und Trainer müssen klare Kante zeigen und ganz persönlich für das, was sie sagen, einstehen.
Genauso wie es Fan-Vertreter Dario Minden in einer sehr persönlichen und deshalb überaus eindrücklichen Botschaft direkt an den anwesenden katarischen Botschafter formulierte:
Statements dieser Art zeigen Wirkung und können – wenn sie von exponierten Personen vorgetragen werden – Sachlagen verändern. Das war kein Satz irgendeiner Feiertagsrede und auch kein Ausdruck aus dem Repertoire des "Politikersprech". Das ist etwas völlig anderes als das allseits bekannte plakative Blabla zum Wertethema, weil Dario Minden tatsächlich genauso lebt und liebt.
Ich meine, dass dieser ebenso mutige wie wichtige Satz des Fan-Vertreters auf die Haltung der führenden Fußballvertreter abfärben muss: Wem Werte tatsächlich genauso wichtig sind wie Tore, Titel, Sponsorengelder und fußballbezogene Unterhaltungsshows, der muss in seiner Funktion, aber auch als Mensch in der Debatte genau dort hingehen, wo es weh tut.
Aus diesem Grund wirkt es für mich befremdlich, dass sich der DFB-Präsident Bernd Neuendorf erneut der seit Jahren bestehenden Forderung verschiedener internationaler Gewerkschaften anschließt, man möge einen Entschädigungsfonds für die Hinterbliebenen der verstorbenen Bauarbeiter einrichten:
In seinen Statements finden sich keinerlei Hinweise dahingehend, dass der DFB hier voranpreschen würde und innerhalb des eigenen Etats Mittel für diesen Fond zur Verfügung stellen würde. Wir müssen deshalb danach fragen, weshalb dieses Konto noch nicht eingerichtet ist?!
Der DFB wird auch an dieser Weltmeisterschaft enorm viel Geld verdienen. Ich meine daher, der Verband sollte einen Gewinnverzicht formulieren und jeden Dollar und Euro, den dieses WM-Turnier in die DFB-Kassen spült, in einen Bauarbeiter-Fond einzahlen. Hierfür wären bis zum WM-Start noch 57 Tage Zeit. Solange wird das Thema medial aktuell gehalten. Deshalb hätten auch die großen DFB- und WM-Sponsoren Gelegenheit, einen Teil ihres Fußballetats in diesen Fond einzuzahlen.
Tut doch endlich was!