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Fußball-Kolumne

HSV gegen Union Berlin zur Unzeit: Ärger um Bundesliga-Spielplan

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Nach München durften die HSV-Fans an einem Samstag reisen.Bild: IMAGO images / kolbert-press
Fußball-Kolumne

HSV-Auswärtsfahrt birgt Hindernisse: Spielplan mit faulen Kompromissen?

In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
27.09.2025, 15:2327.09.2025, 15:23

Zufall oder fauler Kompromiss? Weshalb müssen die HSV-Fans am Sonntagabend zum Auswärtsspiel nach Berlin reisen? Spät am Abend, in einer extrem schlechten Verkehrslage, denn an der Bahnstrecke zwischen beiden Städten wird gebaut. Fans, die diese Reise dennoch wahrnehmen wollen und erst mitten in der Nacht zurück in Hamburg sein werden, brauchen am Montagmorgen Urlaub oder einen toleranten Chef.

Für Auswärtsfans sind Spielansetzungen wie diese extrem schlecht und schüren den Verdacht, dass die Macht der Bezahlsender immer größere Schatten auf das Bundesliga-Geschehen legt.

Demgegenüber mag es zutreffen, dass den Fernsehzuschauern, die sich mit den Abos der Bundesliga-Übertragungen ausgestattet haben, solche Spielansetzungen egal sind. Fußball statt "Tatort" oder einem anderen TV-Programm garantiert in der Welt der TV-Fußballfans immer kurzweilige Unterhaltung.

HSV und Union hätten problemlos am Samstag spielen können

Möglicherweise finden viele Fußballzuschauer, die nicht ins Stadion gehen, den Service eines zerstückelten Spieltages sogar attraktiv und zahlen für das fußballbezogene Unterhaltungsprogramm auch bereitwillig die hohen Abogebühren.

Fanforscher Harald Lange.
watson-Kolumnist und Fanforscher Harald Lange.Bild: Uni Würzburg
Über den Autor

Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Lange schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

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Stadionbesucher zahlen einen anderen Preis. Sie belasten ihr Zeit- und Stresskonto. So was wird selbstverständlich immer dann in Kauf genommen, wenn irgendein sportlicher Grund die von der DFL-Planungsabteilung vorgenommene Ansetzung rechtfertigen kann. Genau das fehlt auch in diesem Fall.

Weder Union Berlin noch der Aufsteiger aus Hamburg sind international in irgendeinem Wettbewerb dabei und müssen – was die Regeneration und Vorbereitung Englischer Wochen betrifft – nicht geschont werden. Das Duell ist so gewöhnlich, dass nichts dagegen gesprochen hätte, die Partie am Samstag um 15.30 Uhr anzusetzen.

Die DFL versorgt die Öffentlichkeit in jedem Jahr unmittelbar vor Saisonbeginn mit strukturellen Details der Saison- und Spieltagsplanung. Auch auf deren Homepage kann man nachlesen, wie komplex und schwierig das Erstellen des Spielplanes ist.

Die Paarungen stehen bereits seit Saisonbeginn fest, allerdings bleibt zunächst offen, wer die Freitags- oder Sonntagsspiele bekommt. Diese Entscheidungen hängen zuallererst von den internationalen Spielplänen der Fifa und Uefa ab. Deutsche Teilnehmer gehen dann jeweils in sogenannte Englische Wochen.

Komplexe Spieltagsplanung mit Software, Sky und Dazn

Deshalb ist es für Fans ebenso nachvollziehbar wie akzeptabel, dass in der konkreten Spieltagsplanung darauf Rücksicht genommen wird.

Die DFL bringt nach eigenen Angaben sogar eine eigens für diese Planungsaufgabe entwickelte Software zum Einsatz und wägt den Prozess der finalen Spielansetzung in mehreren Stufen sorgfältig ab. Das klingt mega professionell und irritiert dennoch. Zumindest wenn wir auf die Partie zwischen Union Berlin und dem HSV am Sonntagabend blicken.

Hat das angesprochene Computerprogramm noch Lücken oder Programmierfehler? Folgen die Experten, die dieses Programm bedienen bzw. dessen Ergebnisse nochmals prüfen und gegebenenfalls verändern, anderen als den sportlichen Interessen? Könnte es vielleicht sogar sein, dass Vertreter der Bezahlsender, die für die Übertragungsrechte sehr viel Geld auf den Tisch legen mussten, in diesem Fall Einfluss geltend gemacht haben?

Gewisse Auswahlrechte bei den Partien haben Sky und Dazn in jedem Fall. Sky verfügt jeweils über den ersten und dritten Zugriff, Dazn über den zweiten Pick. Beide müssen dabei beachten, dass sie jeden Verein nur begrenzt oft auswählen dürfen.

Oder ist es am Ende tatsächlich einfach nur Zufall oder Pech für die Auswärtsfahrer aus Hamburg? Wir werden das Thema aufmerksam verfolgen, um demnächst sichere Antworten auf diese Fragen zu finden.

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