49 Jahre, so lange wirkte Uli Hoeneß beim FC Bayern München. Der Noch-Präsident machte aus dem Verein in der bayerischen Landeshauptstadt einen der größten Fußballklubs der Welt. Am 15. November zieht sich der 67-Jährige offiziell zurück und der ehemalige Adidas-Chef Herbert Hainer tritt die Nachfolge als Präsident an.
Hoeneß blickte für das Bayern-Vereinsmagazin "51" nochmal auf seine wilde Karriere beim Rekordmeister zurück. Der Bayern-Boss plauderte über private Details, seine Zukunft und erklärte, wie es bei seinem Herzensklub weitergeht.
"Der Markus Babbel, der ging mir in Bremen in der Kabine mal an die Kehle. (...) Er hatte sich von Andi Herzog zwei Mal tunneln lassen. Da schnauzte ich ihn an: 'Mach' mal deine Beine zu!' Drei Spieler mussten ihn zurückhalten, aber er hatte mich schon am Kragen. Tags darauf gaben wir uns die Hand."
"Mein allergrößter Fehler war meine Steuersache. Das bereue ich zutiefst, und Kritik daran ist höchst berechtigt. Ich bin meiner Familie unendlich dankbar, sie war ein ungeheurer Halt."
"Damals konnte ich viel nachdenken und über das Leben lernen. So verrückt es klingt: Auch diese Zeit möchte ich nicht missen. In schweren Stunden erinnere ich mich an die Schicksale, die ich da mitbekommen habe. Einmal saß einer noch in meiner Kammer, obwohl er entlassen war. Er sagte, er wüsste nicht, wohin er soll. Keiner hat ihn abgeholt. Irgendwann saß er dann doch in einem Taxi. Ins Nirgendwo. Solche Erlebnisse gehen nicht spurlos an einem vorüber."
"Ich habe im Gefängnis teilweise so rührende Briefe bekommen, dass ich in meiner Zelle wie ein Kind geweint habe."
"Ich bin selbst neugierig. Mein Büro soll Herbert Hainer beziehen. Wenn man beim FC Bayern meinen Rat braucht, bin ich da. Wenn sie ihn nicht brauchen, ist es ein gutes Zeichen. Mein Leben ist total in Balance. Besonders freue ich mich auf noch mehr Zeit mit meinen Enkelkindern. Ich bin unter anderem Vorsitzender des Kuratoriums der Dominik-Brunner-Stiftung und sitze im Vorstand der FC Bayern Hilfe eV, werde weiter meine Vorträge halten, dazu Golfen und Schafkopfen - es wird nicht so sein, dass ich zuhause vor dem Telefon sitze und warte, dass jemand anruft."
"Ich werde mich damit beschäftigen und es dann soweit beherrschen, dass ich mir darin auch mal gezielt Informationen besorgen kann. Es wird bei meiner Frau und mir jedoch nie so weit kommen wie bei diesem amerikanischen Ehepaar, das im Sommerurlaub am Nebentisch saß und sich eine Stunde nicht unterhalten hat, weil beide mit ihrem Smartphone beschäftigt waren."
"Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich bei sozialen Medien in Zukunft bei meinen Familienmitgliedern mitreden kann. Momentan werde ich da immer etwas mitleidvoll in die Ecke gestellt (grinst)."
"So eine Summe wäre stemmbar. Aber ich glaube nicht, dass sie fällt, wenn man geschickt genug vorgeht."
"Auf gar keinen Fall. Aber wenn ich Abstand zu allem habe, könnte ich mir vorstellen, mal wieder Gast bei einer politischen Talkrunde zu sein. Als Präsident des FC Bayern hatte ich mir das abgewöhnt, auch wegen meiner Steuersache."
"Oliver saß oft in meinem Büro zum Kaffee auf der Couch, und seine Entwicklung in den letzten Jahren hat mir immer mehr imponiert. Wir hatten sehr tiefgreifende Gespräche. Vor zehn oder auch vor fünf Jahren hätte ich ihn mir in dieser Position noch nicht vorstellen können – und als ich ihn schließlich gefragt habe, ob das für ihn überhaupt interessant wäre, hat er kurioserweise zunächst auch gemeint, er könne sich das gar nicht vorstellen. Eine Woche später rief er dann aber an und sagte, wir sollten das vielleicht doch mal genauer durchsprechen. Als ich Herbert Hainer fragte, sagte er: 'Das ist der einzige Posten auf der Welt, der mich reizen würde.'"
"Das behaupten nur Menschen, die hinter jedem Busch einen Feind sehen. So ticke ich nicht. Ich habe Leute ausgesucht, denen ich diese Aufgabe zutraue. Und ich darf schon auch mal selbstbewusst feststellen: Ohne mich sähe dieser FC Bayern anders aus. Wenn meine Nachfolger das ähnlich hinbekommen, könnten doch alle recht glücklich sein."
(bn/dpa)