Dass die Spieler der deutschen Nationalmannschaft vor allem während einer EM – noch dazu im eigenen Land – stark im Fokus stehen, hat das diesjährige Turnier bewiesen wie kein anderes. Dank Social Media können kürzeste Momente auf dem Platz schnell geclipt und millionenfach geteilt werden, zudem haben die Sportler selbst mittlerweile eine besondere Reichweite, "normale Kartoffeln auf die 1" muss man hierbei schon kaum noch erwähnen.
In beinahe vergessenen Zeiten ohne Social Media gab es zwar auch im Fußball mal einen Hype um die Einzelpersonen, ein solcher war aber deutlich seltener. Wohl auch ein gewisser Neid hierauf, ganz sicher aber fehlendes Verständnis für die Moderne, dürften Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann zuletzt zu einer Kritik an Robert Andrich – oder besser: dessen Haarfarbe – bewegt haben.
"Hat er irgendwie Persönlichkeitsprobleme oder so, dass er so auffallen muss?", stichelte Lehmann im Juli bei Welt-TV. Wegen der in seinen Augen zu auffälligen pinken Haarfarbe könnte es demnächst in seinen Augen gar Sanktionen vonseiten der Uefa geben.
Der Monolog von Lehmann blieb zunächst unbeachtet, Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte eine gewisse Gleichgültigkeit zu Andrichs wechselnder Haarfarbe durchschimmern lassen. Nun hat sich der 29-jährige DFB-Spieler selbst zu der Kritik geäußert – und teilt dabei nochmal ordentlich gegen den Ex-Nationaltorhüter aus.
"Ich habe das alles wahrgenommen", bestätigte Andrich zunächst auf eine Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Dass seine wechselnde Haarfarbe während der Europameisterschaft derart viel Aufmerksamkeit bekommen würde, hatte er im Voraus nicht kommen sehen.
Der Mittelfeldspieler war im Sommer mit dunkelblonden Haaren in die EM gestartet, dann überraschte er zunächst mit einer Blondierung während des Turniers. Als Andrich seine Haare anschließend pink färbte, erregte das zwischenzeitlich mehr Aufsehen als seine fußballerische Leistung selbst.
Dass seine Frisur nun noch weiter von Jens Lehmann thematisiert wird, kann sich der DFB-Spieler aber eindeutig erklären. "Dass er sich zu solchen Themen äußert, zeigt einfach, dass er nicht damit leben kann, nicht mehr im Gespräch zu sein", betont der 29-Jährige. Nur deshalb müsse er jetzt wahllos "seinen Senf dazugeben".
Jens Lehmann beendete seine aktive Karriere im Profifußball 2011, für die Nationalmannschaft stand er bis 2008 im Tor. Schon damals machte er Schlagzeilen als "Mad Jens", nach seiner Profikarriere mehrten sich jedoch rassistische und homophobe Aussagen.
"Dass Jens Lehmann so etwas sagt, ist für mich eine Frechheit", bringt es Andrich letztlich nochmals auf den Punkt. Der Mittelfeldspieler selbst wurde zuletzt auch als Anwärter auf den DFB-Kapitänsposten bei der WM 2026 gehandelt.