Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga ist der FC Schalke 04 mit dem klaren Ziel in die Saison gestartet, direkt wieder aufzusteigen. Nach sieben Spieltagen könnten die Gelsenkirchener davon aber kaum weiter entfernt sein.
In der Liga haben die Knappen erst zwei Siege eingefahren, beim FC St. Pauli setzte es am Samstag schon die vierte Niederlage. Mit sieben Punkten steht Schalke so auf dem Relegationsplatz – allerdings auf dem unliebsamen, also auf dem 16. Rang.
Es rumort momentan aber nicht nur auf dem Rasen, sondern auch daneben. So sprach S04-Profi Timo Baumgartl nach dem Schlusspfiff in Hamburg mit beeindruckender Offenheit über die Defensivprobleme seiner Mannschaft.
"Teilweise laufen wir Männern hinterher, dann sind Positionen übereinander – da ist keine Kompaktheit da. Das ist unser großes Problem", kritisierte er bei "Sky" die taktische Ausrichtung – und damit auch Coach Thomas Reis: "Das ist die Philosophie des Trainers, er gibt uns das vor und deshalb machen wir das als Mannschaft."
Im Netz sorgten die Aussagen für Aufsehen, in der Schalker Vereinsführung eher für Unwohlsein. Und so folgte nur einen Tag nach dem Interview die Reaktion des Klubs: Baumgartl muss diese Woche mit der U23 trainieren, dazu kommt eine Geldstrafe.
"Was ich mit meinen Aussagen ausgelöst habe, war nicht meine Intention und darf einem Spieler mit meiner Erfahrung nicht passieren. Deshalb habe ich Thomas Reis und André Hechelmann um Entschuldigung gebeten und bin sehr froh, dass sie diese akzeptiert haben. Ich weiß, dass nun ich gefordert bin", zeigte sich der Abwehrspieler einsichtig.
Natürlich muss sich Baumgartl nun öffentlich so äußern, noch mehr Unruhe kann Schalke schließlich nicht gebrauchen. An seiner grundsätzlichen Meinung dürfte sich hingegen kaum etwas geändert haben, zu eklatant, zu offensichtlich waren die Probleme des Absteigers in den ersten Saisonspielen.
Dass der Verteidiger für seine Worte derart hart bestraft wird, sorgt bei einem früheren Schalker indes für Unverständnis. "Wir schreien alle nach diesen Typen und dann diskreditiert man jemanden, der ein Interview gibt, in dem er seine Meinung sagt und den Trainer nicht persönlich angeht, sondern sich sehr auf das Inhaltliche fokussiert. Da frage ich mich schon, für was er genau eigentlich sanktioniert wurde", kritisierte Dennis Aogo bei "Sky 90".
Der Ex-Profi stand zwischen 2013 und 2017 in Gelsenkirchen unter Vertrag, wechselte anschließend nach Stuttgart. Dort spielte er in der Folge zwei Jahre lang mit Baumgartl zusammen – und hat aus dieser Zeit offenbar noch die Nummer des Verteidigers: "Ich habe ihn angerufen, weil ich ihm sagen wollte, dass ich das Interview gut fand – inhaltlich gut, auf den Punkt. Natürlich war es kritisch, aber im Fußball ist halt nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen."
Schon gar nicht auf Schalke, zumindest aktuell. Laut "Bild" ist die Hoffnung auf Besserung aber auch nicht gerade groß, denn Trainer Reis soll Teile der Kabine bereits verloren haben. Da ist es fraglich, ob in den kommenden Wochen die Wende gelingt. Die anstehenden Duelle mit dem SC Paderborn und Hertha BSC könnten daher laut "WAZ" schon zu Endspielen für Reis werden.