Es ist in den vergangenen Tagen eines der Lieblingswörter von Bundestrainer Julian Nagelsmann geworden: seine Spieler und ihre Rollen.
Schon rund drei Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land betonte er, dass es ihm wichtig sei, dass jeder Nationalspieler genau in seine Rolle passe und diese akzeptieren müsse. Dabei machte der 36-Jährige auch nicht vor prominenten Namen halt.
So wurden Mats Hummels und Leon Goretzka vom DFB-Coach nicht nominiert, da sie die vorgesehene Rolle als Ersatzspieler nicht passend ausfüllen würden.
Auch Leroy Sané fehlt beim 2:0-Testspielsieg gegen Frankreich am Samstagabend und wird auch am Dienstag gegen die Niederlande wegen seiner Rot-Sperre nicht dabei sein. Dennoch reist er zur Mannschaft nach Frankfurt, um den Teamgeist zu stärken. Eine Sache, die Sané wohl nicht immer in den Vordergrund stellt – zumindest wenn es nach Felix Kroos geht.
Mit Blick auf das Team für die Heim-EM sagte Kroos. "Das ist für mich ein Fall: Entweder Startelf oder nicht im Kader. Ich glaube nicht, dass man den auf der Bank gebrauchen kann", bewertete Felix Kroos die Situation in der Sendung "Bild Sport" am Sonntag.
Sané wird nach seiner Roten Karte im Test-Länderspiel gegen Österreich auch noch die Partie gegen die Ukraine am 3. Juni verpassen. Erst zur Generalprobe gegen Griechenland am 7. Juni kann Bundestrainer Nagelsmann den Offensivstar des FC Bayern wieder einsetzen.
Fraglich nur, ob er das denn auch will. Beim Erfolg über Frankreich funktionierte die Offensivreihe um seinen Teamkollegen Jamal Musiala, Florian Wirtz, İlkay Gündoğan und Kai Havertz bereits sehr gut. Zudem sorgten auch die eingewechselten Deniz Undav, Thomas Müller und Chris Führich für belebende Elemente im deutschen Angriffsspiel.
"Wenn er sich dort unterordnen kann, auch als Spieler, der nicht von Beginn an spielt, ist er natürlich mit seinen Qualitäten sehr willkommen – auch als Joker", blickt Kroos auf die DFB-Elf. Gleichzeitig bleibt er jedoch skeptisch, ob Sané das wirklich könne.
"Er ist ein unfassbar guter Spieler, aber wenn er nicht von Anfang an spielt, könnte er jemand werden, der schwierig ist. Und das kannst du bei der EM nicht gebrauchen. Deswegen glaube ich schon, das ist ein Thema."
Gleichzeitig betonte der Ex-Profi, dass er Sané nicht persönlich kenne. "Wenn der Bundestrainer das besser einschätzen kann, so sollte es auch sein, dann wird er es auch anders entscheiden. Das ist jetzt von außen betrachtet."
Der Bundestrainer reagierte auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag deutlich auf die Warnung. Sané sei ein unglaublich guter Typ und habe herausragende Qualitäten, "aber es geht für ihn darum, sich einzugliedern." Dass er nach seiner Rot-Sperre lediglich für die Generalprobe gegen Griechenland (7. Juni) zur Verfügung steht und insgesamt drei Länderspiele verpasst, sei "schon eine Last."
Dennoch habe er Qualitäten, auf die das DFB-Team nicht verzichten will und kann. "Wir haben die Rollengespräche nicht umsonst geführt und wenn sich einer in einer anderen Rolle sieht, ist das okay für mich", blieb der Bundestrainer zunächst vage und kam dann nochmal explizit auf Sané zu sprechen. "Er hat aber einen sehr guten Charakter und in Weimar die Chance, in eine ganz gut funktionierende Gruppe zu kommen, was ihm helfen wird."