Die Torwartposition ist beim DFB schon seit Längerem heiß diskutiert – und das meist eher aus erfreulichen Gründen. Denn klassischerweise hat die deutsche Nationalmannschaft nicht gerade einen Mangel an starken Torhütern zu bewältigen.
Nach dem kurzen, aber intensiven Duell von Oliver Kahn und Jens Lehmann vor und um die WM 2006 war nach einer Zwischenphase lange Manuel Neuer gesetzt.
Ersatz-Mann Marc-André ter Stegen hingegen musste jahrelang auf seine große Chance warten. Vor wenigen Wochen trat dann Neuer nach der Europameisterschaft im eigenen Land zurück – und glatt verletzte sich ter Stegen. Die Frage, wer ihn für fast ein Jahr im deutschen Tor vertritt, sorgt für kontroverse Diskussionen.
Auch eine Rückkehr von Neuer steht dabei im Raum. Ansonsten gilt unter anderem Alexander Nübel vom VfB Stuttgart als Option. Doch ein ehemaliger DFB-Torwart hat sich nun zu beiden Kandidaten sehr kritisch geäußert.
Eigentlich könnte man denken, dass doch alles entspannt ist: Ter Stegen ist zwar stark verletzt. Der langjährige Barça-Keeper hat aber mehr als genug Zeit, sich bis zur Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, Kanada und den USA in Form zu bringen. Dass er als Nummer eins gesetzt sein wird, bedarf keiner Zweifel.
Daher stellt sich nur die Frage, wer die Chance für die nächsten Nations-League-, WM-Quali- und etwaige Freundschaftsspiele bekommt, um ter Stegen zu ersetzen. Viele Außenstehende beschreien schon den Rücktritt vom Rücktritt von Manuel Neuer. Doch ob der Bayern-Torwart daran überhaupt interessiert ist, sei mal dahin gestellt.
Vor seinem Rücktritt hatte Neuer nämlich bereits damit geliebäugelt, sich eine Auszeit von den "kleineren" Spielen zu nehmen und zu einem großen Turnier zurückzukehren.
Die nächsten in der derzeitigen Torhüterhackordnung beim DFB sind Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim und Alexander Nübel vom VfB Stuttgart. Vor allem letzterer könnte aufgrund des "jungen" Alters von 28 Jahren schonmal die Chance gegeben werden, ein wenig schnuppern zu dürfen – um in Zukunft ter Stegen zu beerben.
Ex-DFB-Torwart Uli Stein hat sich nun skeptisch gegenüber all diesen Lösungen gezeigt.
Der Kolumnist schrieb in der neuen "Kicker"-Ausgabe, dass es der deutschen Nationalmannschaft hinter ter Stegen generell an Qualität mangelt. Es zeige sich nach dessen Verletzung "überaus deutlich", dass sich Deutschland davon entfernt habe, "sich als echte Torhüter-Nation rühmen zu dürfen".
Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt habe seine internationale Klasse bereits nachgewiesen, ist aber ebenfalls verletzt.
Nübel sei mit seinen 28 Jahren eigentlich dafür prädestiniert, den nächsten Karriereschritt zu gehen und auf "höchstem Niveau" zu agieren. Dennoch ist Stein nicht vom Stuttgarter Torwart überzeugt. "Guten Spielen folgen immer jene, in denen Sicherheit und Entschlossenheit fehlt."
Von Manuel Neuer war Stein auch schon vor der Europameisterschaft nicht überzeugt. Trotz eines ordentlichen Turnieres habe die EM zudem gezeigt, dass Neuer "den Zenit überschritten hat". Seine Entscheidung zum Rücktritt sollte daher nicht revidiert werden.
Immerhin: Laut Stein reicht die Zeit bis zu den nächsten großen Turnieren aus, "dass andere Persönlichkeiten fürs Tor reifen und neu herangeführt werden können". Dennoch sei die Auswahl an Anwärtern dafür kleiner als einst geworden.