Nachdem die Euphorie der Heim-EM langsam aber sicher abgeebbt ist, prasseln die Hiobsbotschaften in Bezug auf die Nationalmannschaft nur so auf die deutschen Fans ein. Erst ist DFB-Kapitän Ilkay Gündoğan abgesprungen, dann erklärte auch noch Torhüter und Publikumsliebling Manuel Neuer seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Und schon einige Woche vorher, verkündete auch Thomas Müller, dass er nicht mehr für das DFB-Team auflaufen wird.
Anders als etwa in den meisten Fällen auf Vereinsebene folgt die Konsequenz daraus unverzüglich, Bundestrainer Julian Nagelsmann muss schon für das nächste Länderspiel in zwei Wochen einen Ersatzmann für Neuer auswählen.
Sehr schnell wurde hier der Name Marc-André ter Stegen laut, der während der jüngsten schweren Verletzung von Manuel Neuer schon einmal ein gutes Jahr als Nummer 1 auflief und seit Jahren auf seine große Chance beim DFB wartet.
Nun könnte für den 32-Jährigen endlich die Zeit reif sein, bereits vor dem offiziellen Neuer-Aus handelten ihn viele als Nachfolger. Unterstützung dürfte er dennoch nicht von allen bekommen, die ihn in den vergangenen Jahren beobachtet haben.
Nur wenige Tage nach dem Abgang von Neuer wird nun erste Kritik an dem potenziellen Nachrücker im DFB-Team laut. "Ter Stegen hat letzte Saison bei Barcelona auch genug Fehler gemacht", stellte Experte und Ex-Nationalspieler Mario Basler gegenüber "Bild" klar.
Beim FC Barcelona spielt Stegen bereits seit einem knappen Jahrzehnt, verpasste mit den Katalanen im vergangenen Jahr aber erneut den Titel. Dem 32-Jährigen selbst wurde dabei häufig zu wenig Beständigkeit im eigenen Spiel vorgeworfen, auch sein fortgeschrittenes Alter wird immer wieder vorgebracht.
Basler sieht wohl auch aus diesen Gründen einen anderen Kandidaten als besseren Anwärter für die Neuer-Nachfolge. "Ich habe immer noch so einen Kevin Trapp auf meiner Liste, der über Jahre immer gute Leistungen gebracht hat. Das ist für mich der am meisten unterschätzte Torwart in Deutschland", erklärte der 55-Jährige.
Trapp zählt mit seinen 34 Jahren ebenfalls nicht mehr zu den jüngsten Torhütern der Nation, auch seine DFB-Einsätze lassen sich auf einige wenige Länderspiele herunterbrechen. In Frankfurt hingegen ist er seit Jahren die Nummer 1, mittlerweile auch Kapitän, der "kicker" hat ihn 2022 zum besten Bundesligatorwart gekürt. Mit Basler verbindet ihn indes sein Karrierestart beim FC Kaiserslautern.
Insgesamt überraschte Basler im Interview mit deutlichen Aussagen zu den Umbrüchen in der DFB-Startelf. Bei der Kapitänsbinde werde es in seinen Augen zwar auf Joshua Kimmich hinauslaufen, begrüßen würde er das allerdings nicht.
"Ich könnte mir mal einen ganz jungen Spieler vorstellen", sinnierte Basler und nannte klar den Namen von Jamal Musiala, gerade 21 Jahre alt und bei der EM 2024 einer der besten in der Nationalmannschaft. "Lass ihn doch mal zehn bis zwölf Jahre Kapitän sein. Da kann man keinen Fehler machen, solchen Spielern noch mehr Verantwortung zu geben", meinte Basler.
Zumindest vonseiten des Bundestrainers erhielt Musiala zuletzt ebenfalls positives Feedback. Welche Entscheidungen aber für die beiden frei werdenden Posten getroffen werden, dürfte auf einem anderen Blatt stehen.