Stefan Kuntz nimmt zum dritten Mal mit der U-21 an einer Endrunde teil. Bild: www.imago-images.de / Marc Schueler
Fußball
Fußball-Deutschland beschäftigt aktuell vor allem eine Frage: Wer wird Joachim Löw nach der Europameisterschaft im Sommer als Bundestrainer beerben? Neben den bekannten Kandidaten wie Rangnick, Flick oder Klopp fällt auch immer wieder der Name Stefan Kuntz. Doch der 58-jährige U-21-Nationaltrainer steht mit seinem Team gerade selbst vor einer Europameisterschaft und will sich mit der A-Nationalmannschaft gar nicht beschäftigen.
Gerne zitiert er in dieser Frage dann seine verstorbene Großmutter: "Die hat gesagt: Alles hat seine Zeit. Und jetzt hat meine U-21 absolut Vorrang". Sein Credo: "Wenn ich mit meinen Gedanken woanders wäre, könnte ich nicht in den Spiegel schauen."
"Es ist natürlich auch unser Ziel gute Trainer aufzubauen. Das gilt für die Bundesliga und die Nationalmannschaft."
Oliver Bierhoff, Direktor der Nationalmannschaft, über Stefan Kuntz als neuen Bundestrainer
Denn schließlich startet er am Mittwoch mit dem Spiel gegen Co-Gastgeber Ungarn (21 Uhr/Pro7) mit seinem Team in eine ziemlich ungewöhnliche U-21-Europameisterschaft.
Als erster Coach der DFB-Geschichte sitzt er zum dritten Mal bei einer U-21-EM-Endrunde auf der Bank. Weil er bislang immer ins Finale vorstieß und 2017 sogar den Titel holte, ist die Wertschätzung ihm gegenüber enorm.
Kein Wunder also, dass sein Name bei der Suche nach dem Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw immer wieder genannt wird. DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach am Montag von einer möglichen "DFB-internen Lösung". Stefan Kuntz fühlt sich geehrt, dass sein Name gehandelt werde. Es mache ihn "stolz", sagt er. Doch man könne "über andere Sachen reden oder nachdenken, wenn das Turnier vorbei" ist.
Vorrunde im März, Endrunde eventuell mit Fans im Mai und Juni
Und das Turnier mit erstmals 16 Teams wird herausfordernd genug. Bis zum kommenden Dienstag wird die Vorrunde in Ungarn und Slowenien ausgespielt, dabei qualifizieren sich die Gruppensieger und Gruppenzweiten für die K.o.-Runde, die im Mai und Juni ausgespielt wird.
Aktuell sind für die Spiele keine Fans erlaubt, denn die Inzidenz liegt in Ungarn bei über 500, im Team des Co-Gastgebers gab es schon vier Coronafälle. Für die K.o.-Phase gibt es noch keine Entscheidung.
Ziel: Die Gruppenphase überstehen
Trainer Kuntz steht nun vor der herausfordernden Aufgabe, eine Mannschaft ohne wirkliche Vorbereitung auf ein Mini-Turnier einzustimmen. "Wir müssen praktisch alles, was sonst in zehn Tagen abläuft, dieses Mal in zwei Tagen runterbrechen", berichtete Kuntz. Noch am Wochenende waren die meisten Spieler im Einsatz für ihre Vereine, mit denen sie teilweise im Abstiegskampf stecken oder um internationale Plätze kämpfen. Kuntz' Aufgabe wird es vor allem sein, die Köpfe der Spieler kurzzeitig freizubekommen.
"Das Turnier verzeiht keine Fehler, du musst auf den Punkt körperlich und geistig fit sein", sagte der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften des DFB, Joti Chatzialexiou. Daher hat der Trainer das Ziel zunächst bewusst niedrig angesetzt. "Erster oder Zweiter zu werden, damit wir überhaupt in dieses Final Eight kommen."
Zu seinen Spielern wie Amos Pieper (l.) und Ridle Baku (r.) hat der Trainer ein gutes Verhältnis. Bild: dpa / Swen Pförtner
Den schwierigen Spagat, für die jungen Spieler sowohl Kumpeltyp als auch Chef zu sein, meistert er aber mit Bravour. Seine direkte, humorvolle Art kommt bei den jungen Spielern an. Sogar bei Instagram ist Kuntz seit ein paar Wochen aktiv, auch wenn er versprach, keinen "Post aus der Wäschekammer" schicken zu wollen: "Dafür bin ich nicht so der Richtige."
Für die U-21 ist Kuntz allerdings sehr wohl der Richtige, und im Sommer wartet noch das Highlight Olympia. Und vielleicht folgt dann im Sommer 2022 ja auch schon die Weltmeisterschaft in Katar.
Oliver Bierhoff klang am Montagmittag zumindest optimistisch. "Wir haben intern gute Lösungen und schauen uns den Markt weiter an. Es ist richtig, sich Zeit zu lassen." Denn es sei natürlich auch das "Ziel, gute Trainer aufzubauen" und das ist in den vergangenen Jahren mit Stefan Kuntz definitiv gelungen.
(lgr mit Material vom sid)
Mit großen Vorschusslorbeeren war Ron-Thorben Hoffmann im Sommer zu Schalke 04 gekommen. Bei seinem Ex-Klub Eintracht Braunschweig hätte er "unter schwierigen Umständen überdurchschnittlich gut performt", wie Ex-S04-Sportchef Marc Wilmots im Sommer erklärte.