Der DFB hat am Donnerstag für ein echtes Beben in der Fußballwelt gesorgt. Ab 2027 lässt der Verband seine Mannschaften nicht mehr von Adidas, sondern von Nike ausstatten. Die Gründe sind vor allem finanzieller Natur, das US-Unternehmen soll mehr als doppelt so viel zahlen wie der deutsche Sportartikelhersteller.
Der Aufruhr ist dabei aus mehreren Gründen groß. So überrascht das Timing, Adidas hat schließlich erst vor wenigen Tagen die neuen DFB-Trikots präsentiert. Auch die Kommunikation war keinesfalls optimal, Adidas wurde erst am Donnerstag informiert.
Vor allem aber stören sich viele Fans daran, dass dieser Wechsel das Ende einer über 70-jährigen Zusammenarbeit bedeutet. Adidas und der DFB waren in den Augen vieler untrennbar miteinander vereint. Unzählige Erinnerungen hängen an den Trikots mit den drei Streifen.
Manche haben dabei mehr Geschichten geschrieben als andere. Fünf der legendärsten Trikots, die Adidas für die deutsche Nationalmannschaft erstellt hat, wollen wir hiermit noch einmal ins Gedächtnis rufen.
Über mehrere Jahrzehnte sollte das Design der deutschen Trikots in Stein gemeißelt sein: weiße Shirts mit schwarzem Kragen und schwarzen Ärmelenden. 1980 wagte Adidas eine erste, zarte Veränderung, indem das Unternehmen seine ikonischen drei Streifen auf den Ärmeln platzierte. Natürlich in Schwarz.
Sechs Jahre später wurde es für damalige Verhältnisse revolutionär. Der Sportartikelhersteller wagte es, etwas Farbe ins Spiel zu bringen. Kragen und Ärmelenden wurden in den Nationalfarben gestaltet, erstmals fand die Deutschland-Fahne auf diese Art ihren Weg aufs Trikot.
Rein sportlich änderte sich indes nichts. Wie schon bei der Weltmeisterschaft vier Jahre zuvor zog die DFB-Elf auch 1986 ins Endspiel ein, unterlag in diesem aber Argentinien mit 2:3.
Mit der dezenten Spielerei am Kragen und an den Ärmelenden hatte Adidas offenbar Blut geleckt, denn nur zwei Jahre später prangte eine riesige Deutschland-Fahne auf der Brust eines jeden Nationalspielers.
Sie erstreckte sich zudem über beide Ärmel und gilt bis heute als eines der ikonischsten Designs, das die DFB-Elf jemals getragen hat. Das könnte auch am Zeitraum liegen, in dem es getragen wurde. Bei der Heim-EM 1988 war im Halbfinale Schluss, zwei Jahre später holte Deutschland in jenem Shirt dafür aber den dritten WM-Titel. Womöglich noch wichtiger: In jene Zeit fällt auch die deutsche Wiedervereinigung.
Ähnlich wie beim Heimtrikot hatte der DFB auch auswärts über Jahrzehnt seine Prinzipien: Das Dress musste grün sein. Der Grund dafür ist nicht ganz klar. So verweist der Verband selbst auf sein grünes Logo. Schöner klingt aber das, was man sich in Irland erzählt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollte zunächst niemand gegen eine deutsche Fußballmannschaft antreten. Die Iren aber sollen einen Schritt auf die Deutschen zugegangen sein, sie zu einem inoffiziellen Länderspiel eingeladen und den Gästen dann noch in deren Ermangelung an Trikots die eigenen Shirts zur Verfügung gestellt haben. Aus Dankbarkeit, so sagt es die Legende, sei der DFB auswärts anschließend bis 2000 beim Grün geblieben.
In der Folge wechselten sich graue, schwarze und rote Auswärtstrikots ab. Bis 2012, als Adidas ein grünes Shirt mit weißem Kragen, weißen Streifen und weißen Ärmelenden zurückbrachte. Es hätte eine tolle Comeback-Story werden können, bei der EM im selben Jahr sollte es aufgrund der zugelosten Gegner aber nicht zum Einsatz kommen.
Vier Jahre später sollte sich dieses Schicksal wiederholen, denn das optisch nicht gerade ikonische Shirt in Grau-Grün kam bei der EM in Frankreich ebenfalls in keiner einzigen Partie zum Einsatz. Dabei wurde das Turnier seinerzeit auf 24 Teilnehmer erweitert, mit dem Achtelfinale gab es eine zusätzliche Partie.
Bemerkenswert ist das damalige Auswärtstrikot aber nicht nur wegen seiner Turnierabwesenheit, sondern auch wegen eines speziellen Features. Adidas gestaltete das Shirt so, dass es auch auf links getragen werden konnte. Die dann nach außen gekehrte Innenseite hatte etwas von einem Trainingsleibchen.
Es lässt sich gewiss argumentieren, dass ein Trikot, das gerade einmal knapp eine Woche auf dem Markt ist, noch nicht als legendär bezeichnet werden darf. In diesem Fall sprechen aber auch genügend Punkte dagegen.
Das lila-pinke Dress hat Verkaufsrekorde gebrochen, wurde in den ersten Tagen häufiger abgesetzt als jedes vorherige DFB-Auswärtstrikot. Es polarisiert wie kaum ein anderes Shirt während der jahrzehntelangen Zusammenarbeit von Adidas und dem Deutschen Fußball-Bund.
Dazu gesellt sich eine starke Marketingkampagne, mit mehreren Videos, die von den Fans gefeiert werden. Zur Perfektion fehlt damit eigentlich nur noch ein großes Spiel, mit dem das Trikot auf Ewigkeiten verbunden bleibt.