Zwei Tage nach dem Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer bei Hertha BSC gab es die erste Stellungnahme der Bosse des Berliner Fußball-Bundesligisten. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (11.30 Uhr) standen Klub-Präsident Werner Gegenbauer, Investor Lars Windhorst und Sport-Geschäftsführer Michael Preetz der Presse Rede und Antwort.
Windhorst erklärte: "Ich bedauere, dass Jürgen Klinsmann uns abrupt verlassen hat. Ich habe mit ihm anschließend telefoniert und er hat sich entschuldigt. Ich glaube, er bereut die Entscheidung." Zudem bestätigte der Investor das Aus von Klinsmann als Mitglied des Aufsichtsrats: "Die Art und Weise des Abgangs ist so inakzeptabel, dass wir eine konstruktive Zusammenarbeit mit ihm in dieser Form nicht fortführen können." Windhorst sagte weiter: "Herr Klinsmann ist aktuell nicht Mitglied des Aufsichtsrats. Er wird aus Sicht der Tennor-Holding (die Windhorst-Firma, d. Red.) nicht wieder in den Aufsichtsrat hineinberufen werden." Ersatz soll es zeitnah geben: "Wir werden in den nächsten Monaten die zwei Posten, die uns zur Verfügung stehen, neu besetzen."
Windhorst weiter: "Ob ich mich in ihm getäuscht habe? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Der Rücktritt ist nicht akzeptabel. Das kannst du als Jugendlicher machen, aber nicht als Erwachsener. Leider ist das Kind jetzt in den Brunnen gefallen." Windhorst sagte auch: "Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben."
Angesprochen auf sein Investment über 200 Millionen Euro, erklärte Windhorst, dass er plane, weit über zehn Jahre bei Hertha zu bleiben. "Das können auch 20, 30 Jahre sein. Es ist sehr langfristig ausgelegt. Wir haben in Hertha BSC nicht investiert, weil wir Rendite erwartet haben." Ein Börsenvorgang von Hertha BSC ist für Windhorst "nicht erforderlich". Windhorst blieb aber bei seinen "Big City Club"-Visionen: Es gebe auch in Zukunft "keinen Grund, keine Ausrede", dass Hertha nicht europäisch und in der Liga oben mitspielen solle.
Vorerst sollen die Co-Trainer von Klinsmann auf der Trainerbank sitzen. Geschäftsführer Preetz machte zur Trainer-Frage klar, dass "Nouri und Feldhoff die Mannschaft in den nächsten Wochen betreuen werden und unser vollstes Vertrauen haben."
Zu den Meinungsverschiedenheiten mit Klinsmann, sagte Preetz: "Es gibt unterschiedliche Auffassungen zur Rolle als Cheftrainer. Da sind wir nicht übereingekommen, bis er hingeworfen hat. Dinge, die ich gestern (von Klinsmann) gehört habe, dass ich an der Seitenlinie sitze, die wurden nie thematisiert. Ich bin es gewohnt, dass man diese anspricht und nicht davonläuft." Preetz wolle zudem mit manchen Dingen "aufräumen". Er sei kein Bremser, so Preetz. "Ich will auch Deutscher Meister sein und in die Champions League gehen", so der Geschäftsführer.
Auf die Frage nach möglichen Trainerkandidaten erklärte Preetz, dass ein ehrgeiziger und ambitionierter Typ gesucht werde, doch bis dahin die Gedanken ganz klar auf den Klassenerhalt gerichtet bleiben. Präsident Gegenbauer sagte zu den Lehren aus Klinsmann: "Die Frage, wer zu Hertha BSC passt, muss in Zukunft schneller hinterfragt werden. Ich hoffe, dass wir in Zukunft nicht mehr in diese Situation kommen, das so kurzfristig entscheiden zu müssen."
(bn)