Die Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bleiben ihren Entscheidungen meist treu. Selten werden die Meinungen darüber geändert, auch im Nachhinein nicht. Doch nach einem kontroversen Pfiff beim 4:2-Sieg des 1. FC Heidenheim gegen Werder Bremen scheint eine Ausnahme gemacht worden zu sein. Auch der BVB-Profi Mats Hummels schaltete sich öffentlichkeitswirksam in die Diskussion mit ein.
Die heiß diskutierte Szene ereignete sich bereits vor einer Woche. Der Schiri Patrick Ittrich entschied nach einer Abwehraktion von Omar-Haktab Traoré auf Strafstoß.
Borussia Dortmunds Mats Hummels äußerte sich nach dem Spiel vergangene Woche wie folgt:
Trotz vielfacher Kritik zweifelte Ittrich seine Entscheidung nicht an. Er verteidigte seine Sichtweise sogar in dem Austausch mit Hummels auf X, ehemals Twitter.
Nun schaltet sich ein weiterer Bundesliga-Schiri ein. Robert Hartmann äußert jetzt indirekt Bedenken über diese Entscheidung: "Kein Strafstoß. Das ist in der Nachbetrachtung ein Fehler", sagt der Referee im "Stahlwerk Doppelpass" auf "Sport 1".
Hartmann machte im gleichen Atemzug deutlich, dass es hierbei nicht um "Kollegen-Bashing" gehe, sondern um die Schaffung von Transparenz. Der Grund für seine Meinung: Nicht die Festigkeit des Ballkontakts spiel eine Rolle, sondern die natürliche Bewegung des Spielers. Denn: Die Arme würden nun mal bei einem normalen Bewegungsablauf mitschwingen.
Hartmann betont, dass es beim angeblichen "Handspiel" keine Absicht oder unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche gegeben habe. Die einzig richtige Entscheidung seiner Meinung nach: Weiterspielen.
In einem anderen Spiel, dem 7:0 des FC Bayern gegen Bochum, entschied Hartmann selbst ganz anders: nämlich auf Elfmeter nach einer Abwehraktion von Ivan Ordets. Hartmann analysiert die Situation so: "Der Spieler geht mit einem weit nach oben abgespreizten Arm in die Flugbahn", und erklärt, dass dies zu einem Strafstoß führen müsse.
In der Diskussionsrunde des "Doppelpass" gibt es allerdings auch abweichende Meinungen. Bundesliga-Trainer Felix Magath argumentiert etwa, dass es eine natürliche Bewegung sei, den Arm nach oben zu nehmen, wenn man ins Spiel springt. "Anders springt kein Mensch", sagt er. Ein Argument, das Hartmann nicht wirklich überzeugt.
Experte Stefan Effenberg weist auf die regelkonforme Entscheidung Hartmanns hin, zeigt sich jedoch unglücklich über den Pfiff. Er betont, dass auch er in der Aktion des Spielers einen normalen Bewegungsablauf eines Verteidigers sieht, der versucht zu blocken.
Der Startschuss für eine erneute Diskussion über die aktuelle Handregel. Diese führe "dazu, dass manche Spieler im Strafraum wie ein Pinguin stehen. Das ist doch kein Fußball", sagt etwa der Fußball-Experte Alfred Draxler. Und Hartmann räumt ein, dass kritische Stimmen wie die von Hummels oder Wolfsburg-Trainer Niko Kovac durchaus berücksichtigt werden sollten.