Das Torwart-Theater um Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen zieht immer weitere Kreise: Nachdem sich die beiden Torhüter und Joachim Löw äußerten, schossen zuletzt die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gegen ter Stegen, Joachim Löw und den DFB. Das will der Verband nicht auf sich sitzen lassen und schießt nun zurück: DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach mit mehreren Medien und holte zum Gegenangriff aus.
"Die Vorwürfe überraschen mich, und ich habe dafür auch kein Verständnis. Man muss sich da schon die Fakten anschauen", sagte Bierhoff am Donnerstag dem SID.
Rummenigge warf Löw in Sachen Neuer mangelnde Dankbarkeit vor, Hoeneß schimpfte über fehlende Unterstützung im Duell mit ter Stegen. Vom DFB gebe es "ständig Theater", ergänzte Bayern-Präsident Hoeneß: "Wir werden uns das in Zukunft nicht mehr gefallen lassen, dass unsere Spieler ohne Grund beschädigt werden." Stattdessen wolle der FC Bayern dem DFB "ein bisschen Feuer geben. Das können wir."
Bierhoff untermauerte, dass sich Löw in den vergangenen Jahren besonders für Neuer eingesetzt habe: "Man sollte nicht vergessen, dass Jogi vor der WM in Russland bis zur letzten Sekunde auf Manu gewartet hat, der zuvor monatelang ausgefallen war." Neuer sei dann "entgegen einiger kritischer Stimmen die Nummer eins in Russland" gewesen und trotz Umbruchs in der DFB-Elf weiter Kapitän: "Er hat in den zwölf Länderspielen seit der WM zehnmal komplett durchgespielt. Das sind doch eindeutige und ganz entscheidende Statements der Trainer."
Auch für die kommende EM habe Neuer ein klares Statement des Trainers bekommen: "Der Bundestrainer hat schon Ende letzten Jahres gesagt, dass er auch bis zur EM auf Manu baut, wenn nichts Außergewöhnliches passiert", so Bierhoff und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob man das ständig wiederholen muss, zumal Manus gerade zuletzt gezeigte Leistungen doch absolut für ihn sprechen." Für ter Stegen hielt der DFB-Direktor aber auch weiterhin die Tür auf: "Gleichzeitig sehen die Trainer auch die herausragenden Leistungen von Marc-Andre ter Stegen, der seine Einsätze bekommen wird."
Nach der "Feuer"-Drohung der Bayern fürchtet sich der DFB jedoch nicht, dass der Klub keine Spieler mehr an die Nationalmannschaft abstelle. Bierhoff erklärte gegenüber der "Bild"-Zeitung: "In der Vergangenheit gab es hin und wieder Unstimmigkeiten, aber wir wissen doch, dass wir uns gegenseitig brauchen." Der DFB-Direktor zeigte Verständnis dafür, dass Hoeneß den eigenen Spieler schützen wolle, doch das habe der Klub mit den harschen Aussagen eben nicht getan: "Ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen Manuel damit in der jetzigen Situation einen Gefallen tun."
Die öffentliche Kritik von ter Stegen sieht Bierhoff als nicht problematisch an: "Für uns ist das in Ordnung. Wir wollen ja ambitionierte Spieler und ehrlich gesagt bin ich froh, wenn es einen Spieler hart trifft, wenn er nicht spielt", so Bierhoff. "Diesen Ehrgeiz und Antrieb brauchen wir bei unseren Jungs."
Einen Zweikampf wird es, zum Missfallen von Hoeneß weiterhin geben. Dabei glaubt Bierhoff nicht, dass es Konfliktpotenzial gebe, sagt er gegenüber dem SID: "Nein, beide sind menschlich wie fußballerisch absolute Bereicherungen unseres Teams." Bei den Verantwortlichen dahinter ist der Konflikt schon längst ausgebrochen.
(bn)