Wer beim FC Schalke nach dem zweiten Abstieg binnen drei Spielzeiten auf Besserung gehofft hatte, wurde schnell enttäuscht. Die Königsblauen sind katastrophal in die neue Saison gestartet, haben von den ersten acht Partien fünf verloren. Mit gerade einmal sieben Pünktchen steht S04 auf dem 16. Rang.
Für einen Formumschwung hatte zuletzt selbst die Entlassung von Trainer Thomas Reis nicht gesorgt. Gegen den SC Paderborn saß mit Matthias Kreutzer eine Übergangslösung auf der Bank, die Gelsenkirchener kassierten dennoch wieder eine 1:3-Niederlage.
Vor allem defensiv agierte Schalke dabei erneut zu fehleranfällig, offenbarte immer wieder Lücken. Mit nun 18 Gegentoren stellt der Absteiger die zweitschlechteste Abwehr der 2. Bundesliga, einzig Schlusslicht Osnabrück hat noch mehr Gegentreffer schlucken müssen.
Es ist eine bedenkliche Bilanz, auf die auch Timo Baumgartl aufmerksam gemacht hat. Nach der 1:3-Pleite beim FC St. Pauli kritisierte er die grundsätzliche Ausrichtung, die ihn und seine Kollegen immer wieder vor Probleme stellte.
Diese inhaltliche Aufarbeitung wurde weitgehend als Kritik am damaligen Coach Reis gewertet. Der reagierte keine 24 Stunden später mit einer vorübergehenden Suspendierung, Baumgartl musste die komplette Woche mit der Schalker U23 trainieren. Der Verein belegte den Profi zudem mit einer Geldstrafe.
Knapp drei Tage später war Reis weg, Baumgartl musste dennoch die restliche Woche bei der U23 verbleiben und durfte folglich auch gegen Paderborn nicht spielen. Sportlich hat den Königsblauen diese Entscheidung nicht geholfen – und sowieso war sie laut Toni Kroos in der Form auch nicht angemessen.
"Die Reaktion ist mir viel zu viel. Wenn du es als komplette Kritik am Trainer wertest, gib ihm eine Geldstrafe. Dann ist es mit einer Entschuldigung getan. Ab dann sollte man sich mit dem Inhalt auseinandersetzen", sagte der Weltmeister von 2014 im Podcast "Einfach mal Luppen", den er gemeinsam mit seinem Bruder Felix betreibt.
Besonders die Entschuldigung, die Baumgartl wenige Stunden nach seiner Kritik öffentlich geäußert hatte, sei "ein wichtiger Punkt" gewesen. Auch auf die Wortwahl legte Kroos großen Wert: "Er ist vielleicht etwas zu direkt dem Trainer gegenüber, aber er ist immer beim Inhalt geblieben, er hat nichts Schlechtes über jemanden gesagt."
Und auch die Umstände des Interviews hätten nach Geschmack des Weltmeisters in die Bewertung einfließen müssen. "Man muss das in die Klammer setzen, dass es fünf Minuten nach dem Spielende war. Da sind die Emotionen noch da", ordnete der 33-Jährige ein. Zumal der Verteidiger inhaltlich letzten Endes recht gehabt habe.
Bruder Felix hatte indes durchaus Verständnis für die vorübergehende Suspendierung. "So ein bisschen Chaos ist auf Schalke immer. Die Entscheidung hätte es aber bei vielen anderen Vereinen gegeben."
Die Handlungsempfehlung, die indes beide für Baumgartl haben, ist die Art und Weise der Kommunikation. So hätte der Verteidiger die Probleme lieber intern ansprechen sollen. Auch wenn den Fans damit eine spannende Analyse verwehrt geblieben wäre. "Jeder hört ein etwas anderes Interview gerne", sagte Toni Kroos abschließend.
Das Thema ist mittlerweile auch für Schalke und Baumgartl beendet. Der Abwehrspieler kehrte am Samstag zur ersten Mannschaft zurück. Beim anstehenden Heimspiel gegen Hertha BSC dürfte er dann auch in die Startelf zurückkehren.