Die Länderspielpause ist vorbei, Profis und Vereine kehren so langsam in den Alltag zurück. Besonders schnell geht es für den FC Bayern, der schon am Freitagabend wieder gefordert ist. Für den Rekordmeister geht es dann zum 1. FC Köln, wo sich die Münchner in der Vorsaison dramatisch den Titel gesichert haben.
Jamal Musiala, der im Mai das entscheidende Tor geschossen hat, wird diesmal nicht dabei sein. Der Youngster wird nach seinem Muskelfaserriss noch behutsam aufgebaut, soll erst in der Woche darauf wieder eine Rolle spielen.
Bei Kellerkind Köln werden es diesmal also andere richten müssen, wenn die Bayern Spitzenreiter Leverkusen unter Druck setzen wollen. Mit einem Sieg beim Vorletzten würde der FCB zumindest vorerst an Bayer vorbeiziehen. Die Werkself könnte erst am Samstagnachmittag reagieren, muss dann bei Werder Bremen ran.
Auf welche Spieler genau Thomas Tuchel in der Domstadt von Anfang an wird setzen können, weiß er indes selbst noch nicht so recht. "Die allerletzte Entscheidung bei der Aufstellung werden wir nach Rücksprache mit den Ärzten treffen", erklärte er auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Man müsse erst diverse Testergebnisse abwarten.
Hintergrund ist die enorme Belastung, der gerade die Nationalspieler ausgesetzt sind. Speziell Min-jae Kim, der mit dem südkoreanischen Auswahlteam in Asien unterwegs war, sowie Alphonso Davies, der mit den Kanadiern Nordamerika bereiste, sind von den Strapazen betroffen. Beide kehrten erst am Donnerstag nach München zurück, müssen in kürzester Zeit die enorme Zeitverschiebung verarbeiten.
"Es ist eine sehr unglückliche Ansetzung", ärgerte sich Tuchel darüber, schon am Freitag zu spielen. Und dann auch noch auswärts. Er wolle dies aber nicht als Entschuldigung durchgehen lassen, falls es schiefgehen sollte: "Wir werden nicht darauf herumreiten, wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen."
So werden die Bayern nicht wie gewöhnlich einen Tag vor der Partie anreisen, sondern erst am Spieltag. "Wir reisen am Freitagmorgen an, damit die Spieler nochmal zu Hause schlafen können. Damit sie ihre Familien und Partner nochmal sehen können", erläuterte Tuchel die Hintergründe. Dies sei für viele während der Länderspielpause schließlich nicht möglich gewesen.
Diese Entscheidung birgt aber auch ein gewisses Risiko, zumindest beim Blick auf die Statistik. So verweist die "Bild" darauf, dass es eine derartige Änderung am bayrischen Ablaufplan zuletzt beim DFB-Pokal-Aus in Saarbrücken gegeben habe. Auch den Pokalpleiten in Mönchengladbach (0:5) sowie in Kiel (5:6 im Elfmeterschießen) seien knappe Anreisen vorausgegangen.
Die Bayern sollten in Anbetracht ihrer eigenen Historie also gewarnt sein. Zumal sie in Köln ein Gegner erwartet, der sich seiner Lage bewusst ist. Der kratzen und beißen wird, den Bayern-Profis als unbequemer Widersacher immer wieder auf den Füßen stehen wird. Gerade auch nach dem, was ganz Fußball-Deutschland am Dienstag gesehen hat.
Da ließ sich der frustrierte Leroy Sané gegen Österreich nämlich zu einer Tätlichkeit hinreißen. "Ich habe es am Fernseher ein bisschen kommen sehen", gestand Tuchel nun, dass er während des DFB-Spiels eine ungute Vorahnung hatte. "Man hat gefühlt, dass er unzufrieden ist. Ich hatte die Befürchtung, dass bei weiteren Provokationen oder einem weiteren Zusammenstoß etwas passieren kann", führte der Bayern-Trainer aus.
Gleichwohl nahm er seinen Offensivspieler aber auch in Schutz: "Normalerweise hat er sich top im Griff. Es sollte nicht passieren, aber es ist menschlich." Mit Sané habe Tuchel lediglich eine halbe Minute lang über das Thema gesprochen, für ihn steht nun wieder das Sportliche im Vordergrund. Und da braucht der Coach seinen Flügelflitzer ganz dringend. "Er ist unser absoluter Schlüsselspieler und hat unser Vertrauen."
Das wird Sané am Freitag gewiss zurückzahlen wollen. Um es zugleich auch all jenen zu zeigen, die nach dem ersten Platzverweis seiner Profikarriere auf ihn draufgehauen haben.