Erling Haaland kam im Sommer mit reichlich Vorschuss-Lorbeeren nach Manchester. Inzwischen sind ihm 17 Tore in nur elf Premier League-Spielen gelungen und die City-Fans müssen wohl nochmal Lorbeeren-Pflücken gehen, um ihr Wunderkind – wenn man den inzwischen 22-jährigen Superstar noch so nennen kann – angemessen zu huldigen.
"Erling ist eine Maschine, die du kaum stoppen kannst", schwärmt auch Ralf Rangnick im "Sport Bild"-Interview. Wie der Star-Coach verrät, hat er sich während seines sechsmonatigen Engagements bei ManUnited vergeblich um eine Verpflichtung des Norwegers bemüht.
Demnach habe er zwar mit Haaland-Papa und -Berater Alf-Inge telefoniert. Die Verhandelungen mit der Konkurrenz seien jedoch schon so weit vorangeschritten gewesen, dass es nie zu einem konkreten Angebot kam.
Schon im Zuge seiner vielfältigen Tätigkeiten für Rasenballsport soll Rangnick beim Haaland-Transfer (vom norwegischen Molde FK) zu RB Salzburg seine Finger im Spiel gehabt haben. "Sport Bild" betitelt ihn gar als "Entdecker von Erling Haaland".
"Damals hast du schon gesehen: Der Junge ist ein Naturereignis", erinnert er sich. "Natürlich gab es früher schon Weltklasse-Stürmer, angefangen bei Pelé bis heute über Messi und Ronaldo. Aber in der Kombination Größe, Wucht, Geschwindigkeit, Dynamik, Abschluss-Stärke und Top-Mentalität gab es das noch nie", vergleicht er Haaland mit den Größten.
Auf konkrete Nachfrage, ob Haaland einmal besser werde als Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, ist sich Rangnick sicher: "Mit seinen 22 Jahren ist er es doch jetzt schon, wenn man seine aktuelle Tor-Bilanz sieht. Und Erling wird ja, wenn er gesund bleibt, nicht schlechter, sondern noch besser."
Tatsächlich ist die Tordifferenz zu Messi und Ronaldo jedoch gar nicht so deutlich: Sowohl Messi (2010) als auch Ronaldo (2008) schafften es jeweils mit 23 Jahren erstmals in der Liga die 30-Tore-Marke zu knacken. Viel jünger wäre Haaland Ende der Saison auch nicht – und die noch fehlenden 13 Tore muss er ja auch erstmal schießen. In der Champions League traf der Norweger dagegen schon vor zwei Jahren für den BVB zweistellig, das war Messi und Ronaldo in dem Alter noch nicht gelungen.
Was er aber offensichtlich mit den beiden ehemaligen Weltfußballern gemeinsam hat, ist der Ehrgeiz. "Erling lässt sich jeden Morgen von seinem Handy mit der Champions-League-Hymne wecken", verrät Rangnick. "Das zeigt seine Ambitionen. Dieser Junge lebt für den Fußball und Tore."
Rangnick, der als Trainer sowohl der TSG Hoffenheim als auch RB Leipzig zum Aufstieg in die Bundesliga verholfen hat, trainiert inzwischen die Nationalmannschaft von Österreich.
Dort spielen auch zahlreiche Stars aus der Bundesliga wie Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch. "Wir haben in bestimmten Mannschaftsteilen [...] sogar ein Überangebot an internationalen Top-Spielern", schwärmt der Teamchef. "Da ist der Konkurrenzkampf fast zu groß."
Gleich relativiert er jedoch: "Wenn ich aber unsere Außenverteidigung sehe, haben wir nicht ganz so viele Optionen", beschwert er sich, obwohl er auch David Alaba von Real Madrid und Union Berlin-Kapitän Christopher Trimmel im Kader hat. "Wenn dann noch ein Spieler wie Konni Laimer ausfällt, spüren wir das als kleinere Fußballnation schon sehr", sorgt sich der 64-Jährige.
Bei der WM in Katar werden Österreich und Teamchef Rangnick nicht mit dabei sein. Noch unter seinem Vorgänger Franco Foda scheiterte die Mannschaft in den Quali-Playoffs an Wales. Stattdessen bestreiten die "Burschen" unter anderem ein Freundschaftsspiel gegen Italien (20.11.), das die WM ebenfalls verpasst.