
Ein Scout des VfL Wolfsburg schaut sich in Marbella das Training des schwedischen Klubs Malmö FF an.bild: imago images/bildbryan
Fußball
Sie sind das ganze Jahr über in der Welt unterwegs. Manchmal schauen sie gleich mehrere Spiele an einem Tag. Doch im Moment sitzen die Scouts der Fußball-Klubs alle daheim. Wegen der Corona-Krise finden fast keine Spiele statt. Weniger Arbeit bedeutet das aber nicht.
13.04.2020, 19:3513.04.2020, 19:36
Eigentlich wäre Clemens Fritz jetzt irgendwo in Europa
unterwegs. Schweden, Frankreich oder Österreich – auf irgendeinem
Fußballplatz würde der Chefscout von Werder Bremen Spieler unter die
Lupe nehmen, die für eine Verpflichtung infrage kämen. Das Frühjahr
ist normalerweise die hektischste Phase für die Scouts der
Bundesliga, schließlich gilt es, die Kader für die neue Saison
zusammenzustellen. Doch in Zeiten von Corona ist alles anders. Auch
und ganz besonders für die Scouts und Spiele-Beobachter der Klubs.
Clemens Fritz: "Wir werden jetzt sicher keinen Scout nach Weißrussland schicken"
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass gerade irgendein Scout unterwegs
ist", sagt Fritz. In ganz Europa ist der Spielbetrieb derzeit wegen
der beispiellosen Pandemie eingestellt, lediglich in Weißrussland
wird noch gekickt. Allerdings ist das kein interessanter Markt für
deutsche Klubs. "Wir werden jetzt sicher keinen Scout nach
Weißrussland schicken", sagt Fritz.

Ex-Profi Clemens Fritz scoutet für Werder Bremen.Bild: imago images/Nordphoto/kokenge
Sind die zahlreichen Scouts der Erst- und Zweitligisten also alle im
Zwangsurlaub? Mitnichten. Die Mitarbeiter befinden sich im Home
Office und arbeiten dort zum Teil mehr als in normalen Zeiten.
Schließlich muss nach wie vor die neue Saison vorbereitet werden,
auch wenn derzeit niemand genau vorhersagen kann, wann und wie diese
stattfinden wird. "Über einen Mangel an Arbeit können sich unsere
Scouts nicht beschweren", sagte der Mainzer Sportvorstand Rouven
Schröder der "Allgemeinen Zeitung".
Fernseher statt Fußballstadium
Fernseher statt Fußballstadium heißt es für die Weltenbummler, die
sonst zum Teil mehrere Spiele an einem Tag live begutachten. "Da
momentan alle Live-Sichtungen ausfallen, nutzen wir die Zeit, jene
Spieler, die wir im Fokus hatten und haben, noch intensiver unter die
Lupe zu nehmen", sagte Schröder.

Rouven Schröder vom 1. FSV Mainz.Bild: imago images/Martin Hoffmann
Zudem rücken jetzt Ligen in den Fokus, die sonst nur nebenbei
verfolgt werden. "Sicher haben wir präferierte Märkte, aber wir
schauen jetzt natürlich auch Ligen an, die wir sonst nicht so im
Blick haben", sagt Fritz. "Jeder in der Abteilung hat klare
Arbeitsaufträge. Auch die, die nicht in Bremen vor Ort sind",
berichtet der Ex-Profi, dessen Abteilung zwölf Mitarbeiter hat, von
denen sieben nur für die Profi-Mannschaft unterwegs sind.
Viel "Stochern im Nebel", heißt es bei Borussia Mönchengladbach
Neben den fehlenden Reisemöglichkeiten erschwert besonders die große
Ungewissheit die Arbeit der meist im Verborgenen arbeitenden Scouts.
Wann beginnt die Saison 2020/21? In welcher Liga spielen wir? Wie
viel Geld steht für neue Spieler zur Verfügung? Das ist viel
"Stochern im Nebel", heißt es bei Borussia Mönchengladbach. "Aktuell
besteht durch die Corona-Krise insgesamt noch so viel Unsicherheit,
dass eine Kaderplanung für die kommende Saison aktuell nicht wirklich
seriös umsetzbar ist", heißt es bei Hertha BSC.
Weshalb der Transfermarkt derzeit praktisch brach liegt. "Ich kann
mir nicht vorstellen, dass jetzt jemand groß Transfers tätigt", sagt
Fritz. Aus diesem Grund rufen auch die Berater der Spieler in dieser
Zeit seltener bei den Klubs an, um ihre Profis anzupreisen. "Sie sind
etwas zurückhaltender", sagt Fritz. Was den Scouts noch mehr Zeit
gibt, ihre Aufgaben besonders sorgfältig zu erledigen. Denn die Bosse
der Vereine, die sonst in der Endphase von Transfers die Kandidaten
gerne noch einmal selbst unter die Lupe nehmen, werden sich mehr denn
je auf die Expertisen ihre Mitarbeiter verlassen müssen. "Wir werden
uns sicher keinen weiteren Live-Eindruck mehr verschaffen können",
sagt Fritz.
(as/lars reinefeld/dpa)
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