Berühmte Stillers gibt es viele. Max Frischs Figur im gleichnamigen Roman "Stiller", Schauspieler Ben Stiller und die schmuserockigen Sportfreunde Stiller. Und bald kommt womöglich der nächste prominente Namensvetter hinzu: Angelo Stiller.
Der 19-Jährige ist Fußballprofi beim FC Bayern München. Bisher kam er nur in der Reservemannschaft in der 3. Liga, bei den "kleinen Bayern", zum Einsatz. Dort ist er Taktgeber im zentralen Mittelfeld. Doch von nun an darf Stiller auch bei den Großen ran. Trainer Hansi Flick hat den Teenager laut einem Bericht des Fachmagazins "Kicker" in die erste Mannschaft befördert.
Das hat gleich zwei Gründe. Ein Grund ist, dass Flick gerade nicht nur langfristig auf den zentralen Mittelfeldspieler Joshua Kimmich verzichten muss, sondern nun auch kurzfristig auf dessen Vertreter Corentin Tolisso. Neben Leon Goretzka stehen dem Trainer also momentan nur noch Neuzugang Marc Roca – der noch auf der Suche nach seinem Platz im Bayern-Team ist – und Altmeister Javi Martínez auf dieser Position zur Verfügung.
Martínez kann allerdings mit seinen 32 Jahren nicht mehr alle drei Tage spielen, außerdem wird er möglicherweise als Innenverteidiger gebraucht, da auch in der Abwehr die Verletztenliste lang ist – zentral wie außen.
Stiller ist für Flick also eine willkommene Ergänzung. Bis zum 19. Dezember muss der FC Bayern innerhalb von nicht einmal vier Wochen noch achtmal in diesem Jahr ran. Martínez hat Stiller voraus, dass er noch jung und spritzig ist. Roca hat Stiller voraus, dass er regelmäßig zum Einsatz kommt und den FC Bayern München schon längst verinnerlicht hat. 2010 kam Stiller als Neunjähriger vom TSV Milbertshofen an die Säbener Straße, durchlief seither alle Jugendmannschaften. "Ich bin durch und durch ein Bayer", sagte er im Juli im Interview mit dem "Kicker". Auf der Vereinshomepage des FCB erklärt er, dass es "etwas extrem Besonderes" für ihn sei, "das Bayern-Wappen auf der Brust zu tragen."
Im vergangenen Winter erst zog ihn Sebastian Hoeneß, der damalige Reservetrainer des FC Bayern, aus der A-Jugend in den Drittligakader hoch. "Er hat dann vom ersten Spiel an so agiert, als würde er schon länger in der Mannschaft auf dieser wichtigen Position spielen", schwärmte Hoeneß, der inzwischen Hoffenheim-Coach ist. Seit dieser Beförderung lief es prächtig für Stiller – und für Bayern II. Damals befand sich das Team noch im Tabellenkeller, dann gelang Hoeneß' Team mit Stiller als Fixpunkt im Mittelfeld eine grandiose Rückrunde. Von Platz 15 marschierten die "kleinen Bayern" zur Drittliga-Meisterschaft.
So landete er auch in den Notizbüchern einiger Scouts. Union Berlin, der VfB Stuttgart und Werder Bremen sollen sich im Sommer mit dem 19-jährigen Sechser beschäftigt haben. Auch Angebote aus England von den Wolverhampton Wanderers und vom FC Arsenal soll es gegeben haben. Die Chance schien zu dieser Zeit groß, den passsicheren Stiller – der die Mittelfeldasse Xabi Alonso und Toni Kroos zu seinen Vorbildern zählt – vom FCB loseisen zu können.
Das lag auch daran, dass Stiller im Juli, rund ein Jahr vor Ablauf seines laufenden Vertrages, dem "Kicker" sagte, dass Bayern München zwar seine Heimat sei – er aber natürlich auch schauen müsse, "wo man die beste sportliche Perspektive hat." Damit ließ er im Sommer durchscheinen, dass er noch abwarten wollte, ob man im Starensemble auch auf ihn setzen würde.
Die Möglichkeit, sich dort zu zeigen, bekommt der gebürtige Münchner nun offenbar dauerhaft. Stillers Vertrag endet im Juni 2021. Nun zeigt ihm der Klub eine weitere Perspektive auf, nachdem er in der ersten DFB-Pokalrunde bereits sein Profidebüt feiern durfte. Womit wir auch schon längst beim zweiten Grund wären, warum Flick Stiller nun befördert hat. Das Signal lautet: Wir planen mit dir.
Der Youngster darf sich nun also für höhere Aufgaben empfehlen. "Ich denke schon, dass ich ein Spielertyp bin, der das Spiel lesen und den Kollegen weiterhelfen kann", sagte er selbst einmal über seine Spielweise. Vielleicht kann er ja schon am kommenden Spieltag helfen.
(as)