Die Hinrunde von Hertha BSC steckt voller kleiner Geschichten. Da wäre die oft erzählte von Unterschiedsspieler Fabian Reese, der im Tagesrhythmus als der etwas andere Profi betitelt wird. Haris Tabaković hat sich als "Fluppe" mit mehreren Treffern in die Fans der Herzen geknipst. Dort findet sich plötzlich auch Jonjoe Kenny wieder, der im Sommer noch gehen wollte.
Auch als Mannschaft haben die Berliner in den vergangenen Monaten positive Geschichten geschrieben, über allem steht hierbei der Lauf im DFB-Pokal. Der Hauptstadtklub steht im Viertelfinale, fiebert dem Heimspiel gegen Kaiserslautern entgegen und träumt einmal mehr vom Finale im eigenen Wohnzimmer.
Auch wenn die Beispiele vermuten lassen, dass rund um Hertha BSC zuletzt alles sehr rosig war, so gab es doch auch unschöne Schlagzeilen. Für die schlimmste sorgte bereits im Sommer Marius Gersbeck. Während des Trainingslagers in Österreich prügelte er einen Mann ins Krankenhaus.
Der Hauptstadtklub suspendierte ihn umgehend, vor Gericht musste sich der Torwart in der Folge wegen schwerer Körperverletzung verantworten. Gersbeck kam glimpflich davon, das Verfahren gegen ihn wurde unter der Voraussetzung der Zahlung einer Geldstrafe von 40.000 Euro eingestellt. Dieses Prinzip ist als "Diversion" im österreichischen Strafrecht verankert.
Möglich wurde dies, weil sich der 28-Jährige schon vor dem Urteil außergerichtlich mit dem Opfer geeinigt und sich bei diesem entschuldigt hatte. Hertha BSC begnadigte Gersbeck in der Folge, auf der Mitgliederversammlung im Oktober sprach der Torwart offen zu den Fans.
"Ich habe am 15. Juli den größten Fehler meines Lebens gemacht und bereue diesen zutiefst. Ich bin dankbar dafür, weiterhin meine Erfahrungen in den Dienst der Mannschaft stellen zu dürfen", erklärte er dabei und ergänzte: "Ich werde euch in Zukunft den Menschen Marius Gersbeck zeigen, der seinen Fehler bereut und für die richtigen Werte und Normen steht. Messt mich an meinem Auftreten, Aussagen und Handeln."
Auf dem Platz durfte sich der 28-Jährige bisher nicht zeigen, zumindest nicht in einem Pflichtspiel. Er kehrte im November zwar in den Kader von Hertha BSC zurück, musste dabei aber stets auf der Bank Platz nehmen. Das hatte sich Gersbeck im Sommer, als er vom Karlsruher SC nach Berlin zurückgewechselt ist, gewiss anders vorgestellt.
Nach Informationen der "Bild" muss der Torwart aber noch länger mit der Rolle als Ersatzmann vorliebnehmen. Trainer Pál Dárdai habe sich demnach schon jetzt darauf festgelegt, dass Tjark Ernst Herthas Nummer Eins bleibt. Der Youngster habe eine klare Stammplatzgarantie, dies sei intern kommuniziert worden.
Die ganz große Überraschung ist dies allerdings nicht, denn Ernst wusste in der zurückliegenden Hinrunde zu überzeugen. Trotz seiner 20 Jahre strahlt der Torwart bereits eine große Ruhe aus, er macht seinen Vorderleuten Ansagen und hat dem Hauptstadtklub mit seinen Paraden schon den einen oder anderen Punkt festgehalten.
Stunk ist von Gersbeck trotz der für ihn enttäuschenden Entscheidung aber nicht zu erwarten. Der 28-Jährige, früher einst selbst in der Ostkurve stehend, hat mehrfach glaubhaft zu verstehen gegeben, dass es ihm ums Team sowie den Verein als Ganzes geht.