Es war, als hätte Jamal Musiala etwas zu beweisen gehabt. Wenige Tage, nachdem der 21-Jährige zur Verwunderung vieler auf der Shortlist des Ballon d'Or gefehlt hat, spielte er am Samstagabend mit der Nationalmannschaft gegen Ungarn – und lieferte eine denkwürdige Leistung ab.
Musiala, der vor dem 5:0-Auftaktsieg in der Nations League als einer der Torschützenkönige bei der EM ausgezeichnet wurde, war an vier der fünf Treffer direkt beteiligt, eins erzielte er selbst, drei weitere legte er auf. An der Seite des nicht minder brillanten Florian Wirtz spielte er sich in einen Rausch.
"Wenn sie so bleiben", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann im Hinblick auf die fehlende Berücksichtigung Musialas, "dann sind sie irgendwann beide für den Ballon d’Or nominiert. Und dann gibt es das Potenzial für beide, ihn mal zu gewinnen".
Im Allgemeinen hatte die deutsche Nationalmannschaft am Samstagabend wenig Probleme. Nur, bemerkte Julian Nagelsmann, sei der Platz "nicht so easy zu bespielen" gewesen. Das zeigte sich auf ungewöhnliche Art und Weise auch in der 52. Spielminute.
Ein unorthodoxer Platzstürmer hatte sich auf das Feld geschlichen, federleicht, völlig losgelöst segelte er durch die Düsseldorfer Arena und machte es sich wenige Meter vor dem ungarischen Strafraum bequem: Ein Papierflieger hatte sich Zugang zum Platz verschafft.
"Irgendwer hat da irgendwas, Sie sehen es im Bild, da liegt etwas Weißes, verloren", bemerkte ZDF-Kommentator Oliver Schmidt schließlich. Is it a bird? Is it a plane? Schmidt rätselte weiter, ob nicht vielleicht ein Maulwurf die weiße Flagge gehisst hat, "oder vielleicht ein Papierflieger aus dem Oberrang?" Bingo.
In der 55. Spielminute nahm der Papierflieger sogar fast Einfluss auf das Spielgeschehen, als Kai Havertz nach einem Steilpass von Jamal Musiala haarscharf an dem Störenfried vorbeihuschte.
Weil aber Musiala an dem Abend ohnehin schon der entscheidende Akteur gewesen ist, nahm er sich auch der Sache an. Er hob das Papier auf, schmiss es an den Spielfeldrand, wo es erst einmal auf der Seitenlinie liegen blieb, und von Musiala schließlich mit einem beherzten Tritt ein paar Meter dahinter befördert wurde.
Zwischenzeitlich hatte auch Joshua Kimmich versucht, das unbemannte Flugobjekt über die Spielfeldbegrenzung hinaus zu navigieren, musste sich aber den Launen des Windes geschlagen geben. Nach wenigen Metern kam der Flieger zum Erliegen. Und dann kam Musiala.