
Die Belgier jubeln nach dem Kontertreffer in der letzten Minute gegen Japan.Bild: imago sportfotodienst
Fußball
23.06.2018, 14:4003.07.2018, 09:24
peter riesbeck
Man hatte schon die Befürchtung, dass die hochgehandelten Belgier nach dem 0:2 gegen Japan einklappen würden. Doch sie zogen sich beeindruckend aus der Schlinge und spielten in der letzten Minute ein Gedicht von einem Konter um die tapferen Japaner doch noch zu schlagen.
Hier sind 4 Fakten zum belgischen Team, eine Betonungshilfe und warum Fortuna Düsseldorf in der Elf ein Thema ist.
Thibaut Courtois [Thiebo Kurtwoi]
Der Keeper ist ein ganz Großer. 1,99 misst der lange Kerl und
irgendwie sieht es aus der Ferne so aus, als könnte der schlaksige Torhüter in
jedem Film der belgischen Regisseur-Brüder Dardenne einen melancholischen Postboten oder traurigen
Dorf-Gendarmen spielen.
Spielt da ein Kind im Tor?
Courtois startete seine Karriere in der Saison 2007/2008 als
sechster (!) Torhüter von KRC Genk. Durch Abgänge und Verleztungen schaffte er es schließlich während der Spielzeit doch noch zur Nummer 1. 16 war er bei seiner Erstliga-Premiere im April
2008.
Den internationalen Durchbruch auf dem Platz schaffte der reflexstarke
Spieler bei Atlético Madrid, ausgeliehen vom FC Chelsea, wo er längst wieder
spielt.
Aufsehen erregte er, als er vor ein paar Jahren eine Affäre mit
der (damaligen) Freundin seines Nationalmannschafts-Kollegen Kevin De Bruyne
publik machte. Die Liebelei rüttelte heftig am Team, der damalige
Nationaltrainer Marc Wilmots musste zwischen beiden Kickern vermitteln.
Merke: Männer sind so. Leider.
Noch mehr zum Team des Geheimfavoriten Belgien
Dries Mertens [Drieß Märtens]
Der Stürmer, 31, hat einen Namen wie ein flämischer Modedesigner. Und wie so viele Kreative in Belgien musste auch er die Heimat früh verlassen. Mit
19 Jahren ging der Angreifer in die Niederlande, kickte für Apeldoorn, Utrecht
und den Philips-Sport-Verein in Eindhoven. Nun ist er in Italien gelandet, beim
SSC Neapel, nur Edin Dzeko vom AS Rom schoss in der abgelaufenen Saison mehr
Tore als er.
Merke: Wer was werden will in Belgien, muss die Heimat früh verlassen.
Romelu Lukaku [Rohmelu Luhkaku]
Als Kind in Antwerpen war es nicht immer einfach. In der Familie
fehlte mitunter das Geld selbst für das Nötigste. Mitunter musste selbst die
Milch mit Wasser gestreckt werden. "Jedes Spiel war für mich ein Endspiel", so
Lukaku. Längst spielt er in England bei Manchester United. Dort rühmen ihn die
Fans als "Belgian Scoring Genius", belgisches Knipser-Genie.
Sein bester Freund
in der Nationalelf sitzt übrigens auf der Bank: Thierry Henry, ehemaliger
Weltklasse-Stürmer aus Frankreich und Co-Trainer der belgischen Auswahl. Es
gebe nur einen, der noch mehr Fußball guckt als er, gestand Lukaku vor wenigen
Tagen: Henry.
Zu was das führt. Die beiden fachsimpeln selbst über die 2.
Bundesliga in Deutschland, zum Beispiel Fortuna Düsseldorf.
Merke: Immerhin ein interessantes Team, Düsseldorf spielt jetzt
ja erste Liga. Aber im Fußball lohnt manchmal auch der Blick nach unten. Auch
dort findet sich Klasse.
Thierry Henry [Thieärie Onrie]
Ist eigentlich Franzose und der einzige Weltmeister im belgischen
Team: 1998 stand der Stürmer im französischen WM-Gewinner-Team um Zinedine
Zidane. Die Hälfte seines fußballerisches Lebens verbrachte Henry beim FC
Arsenal in London, eine kleine Heimstätte des schönen Fußballs.
Belgiens
spanischer Auswahlcoach Martinez holte den Trainer-Azubi Henry dann als Co nach
Belgien. Das klingt jetzt nach sehr viel missionarischem Eifer, der Grund ist
aber sehr viel prosaischer. Die für den Trainerschein notwendige Coachingtime
lässt sich als Assistent eines Nationalteams mit sehr viel weniger Zeit auf dem
Platz abreißen.
Merke: Talent quält sich nicht gern.
Gefeiert wurde beim VfB Stuttgart in gewohnter Manier. Durch den Kabinentrakt beim Auswärtsspiel in Dortmund dröhnte wie so häufig der Schlager-Klassiker "Ti amo" von Howard Carpendale. Der Grund dafür: Mittelfeldspieler Angelo Stiller. "Wenn wir gewinnen, vor allem in so einem wichtigen Spiel, ist es ihn für ihn immer wichtig, den Song zu spielen", erklärte Deniz Undav nach dem 2:1-Erfolg bei Borussia Dortmund.