Es war eine Machtdemonstration: Der HSV hat das Topspiel der zweiten Liga gegen den Bundesliga-Absteiger aus Nürnberg mit 4:0 gewonnen und die Ambitionen auf den Aufstieg in Liga 1 untermauert.
Nach dem verpatzten Saisonstart mit dem 1:1 gegen Darmstadt hatten die Hanseaten gegen ideenlose Nürnberger kaum Probleme. Jeremy Dudziak brachte die Hamburger in der 12. Minute in Führung, ehe Sonny Kittel mit einem Freistoß das 2:0 erzielte. Und dieses Tor dürfte als Aktion des Spiels bezeichnet werden, denn die Hamburger hatten einen genialen Freistoß-Trick vorbereitet.
In der 30. Spielminute schnappt sich Neuzugang Sonny Kittel den Ball, nachdem Leibold 25 Meter vor dem Nürnberger Tor gefoult wird. Und der ehemalige Ingolstädter hat etwas vorbereitet: Auf der Torwartseite der Mauer stehen drei HSV-Spieler und versperren dem Club-Torwart Christian Mathenia die Sicht. Als Kittel in Richtung seiner Mitspieler schießt, ducken sich die HSV-Spieler – Mathenia zögert irritiert einen Moment zu lange und der Ball schlägt im Torwart-Eck ein. 2:0, richtig clever.
Nach Abpfiff verriet Kittel bei Sky, dass er den Trick schon länger auf Lager habe: "Ich habe in der letzten Saison schon ein paar Mal versucht, in die Torwart-Ecke zu schießen. Die Jungs stellen noch eine Mauer. Wenn die sich nicht wegducken, geht er vielleicht nicht rein. Gute Teamarbeit!"
Aber ist der Freistoß überhaupt regelkonform? Denn im neuen Regelwerk, das seit 1. Juni gilt, wurde die Mauer-Regel angepasst. Spieler der angreifenden Mannschaft dürfen bei Freistößen nicht mehr in der Mauer stehen und müssen einen Abstand von mindestens einem Meter halten. Die Schiedsrichter-Blogger und -Experte von "Collinas Erben" sagen zu der HSV-Aktion: "Die Hamburger haben nicht in der Mauer gestanden, sondern sich einen Meter vor der Nürnberger Abwehrmauer aufgestellt. Damit haben sie den erforderlichen Mindestabstand eingehalten, es war also alles regulär."
Die 44.497 Zuschauer in Nürnberg sehen übrigens auch nach dem Freistoß ein rasantes Spiel: In der zweiten Hälfte erhöhen Khaled Narey (72.) und Jan Gyamerah (81.) sogar noch auf 4:0. Für HSV-Trainer Dieter Hecking am Ende sogar etwas zu viel des Guten, denn der Sieg sei "vielleicht um ein, zwei Tore zu hoch" ausgefallen.
(bn)