Es braucht eine überzeugende Leistung. Wenn der FC Bayern am Samstagabend auf Bayer Leverkusen trifft, wollen die Münchner den ungeschlagenen Tabellenführer nicht nur von der Tabellenspitze verdrängen, sondern ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball untermauern.
Das Selbstverständnis, dass die Münchner in jedes Spiel als haushoher Favorit gehen, ist besonders in dieser Saison abhandengekommen. Das Team von Thomas Tuchel liefert auch für den Trainer immer wieder unerklärliche Aussetzer und Leistungseinbrüche.
Eine Niederlage am Samstagabend und die sowieso schon vorhandenen kritischen Stimmen um Trainer Tuchel werden noch lauter. Zumal er mit Xabi Alonso auf den Mann an der Seitenlinie trifft, der ihn womöglich bald beerben könnte.
Denn dass die Münchner den 42-Jährigen eines Tages in ihren Reihen sehen wollen, ist ein offenes Geheimnis. Die Wertschätzung für den Ex-Mittelfeldstar ist enorm, das untermauerte nun auch nochmal der ehemalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Von der Entwicklung des Spaniers sei er keineswegs überrascht. "Er war schon als Spieler auf dem Platz der Dirigent, beeindruckte durch hohe Spielintelligenz und Disziplin. Er ist bei den besten Trainern in die Lehre gegangen, von Jupp Heynckes über Pep Guardiola und Carlo Ancelotti – und intelligent, wie er ist, hat er diese Erfahrungswerte offensichtlich gebündelt und gespeichert", schwärmt der 68-Jährige im Interview mit der "Abendzeitung".
Der langjährige Bayern-Boss könne nur den Hut ziehen, dass Alonso aus Leverkusen eine absolute Spitzenmannschaft geformt hat. "Man darf nicht vergessen, als er kam, waren sie Vorletzter. Jetzt sind sie Erster mit diesem attraktiven Fußball."
Rummenigge verrät, dass er Alonso gerne schon früher an der Seitenlinie beim FC Bayern gesehen hätte. So wollte er den Weltmeister von 2010 schon zur Saison 2018/19 als Co-Trainer verpflichten. Damals war Niko Kovač Cheftrainer der Münchner. Alonso hatte seine Karriere im Mai 2017 beendet und war zunächst nach Spanien zurückgekehrt.
Schon zuvor, als er in seinem letzten Vertragsjahr bei den Bayern war, sollen Rummenigge und Ex-Präsident Uli Hoeneß versucht haben, Alonso von einem Engagement bei den Münchnern zu überzeugen.
"Da hat man sogar ernsthaft in Erwägung gezogen, relativ früh nachzufragen, ob er sich vorstellen könnte, als Sportdirektor bei Bayern München zu arbeiten", erzählte der damalige Technische Direktor, Michael Reschke, vor einigen Tagen bei Sky. Der Ex-Mittelfeldstar sei jedoch schon damals auf eine Trainerkarriere fixiert gewesen.
Die könnte er in der Zukunft auch tatsächlich in München fortsetzen, wenn die Bayern-Bosse sich gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel entscheiden sollten. Und das, obwohl sein Punkteschnitt besser ist als der von seinem Vorgänger Julian Nagelsmann.
Gerade aufgrund der aktuell wenig attraktiven Spielweise kritisierte vor allem Sky-Experte Didi Hamann in den vergangenen Wochen immer wieder die Münchner und Tuchel. "Was Didi Hamann betrifft, so denke ich, macht jede Antwort auf ihn die Sache überflüssigerweise nur wichtig", wollte sich Rummenigge nicht auf weitere Sticheleien einlassen.