
Christoph Kramer spielt seit Sommer 2016 bei Borussia Mönchengladbach.Bild: dpa / Marius Becker
Fußball
Im Oktober hat Julian Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft mit dem Ziel übernommen, sie rechtzeitig zur Heim-EM wieder in die Spur zu führen. Nach den ersten drei Länderspielen fällt das Zwischenfazit noch recht durchwachsen aus.
Gegen die USA, Mexiko und auch die Türkei waren gerade im Offensivspiel durchaus Fortschritte zu erkennen. War das DFB-Team in zwei der letzten drei Partien unter Vorgänger Hansi Flick noch ohne eigenen Treffer geblieben, so schlugen sie unter Nagelsmann immer mindestens zweimal zu.
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Luft nach oben besteht aber weiterhin – vor allem in der Arbeit gegen den Ball. Gegen die Türkei kassierte die DFB-Elf drei Gegentreffer, gegen Mexiko waren es zwei und gegen die USA einer. Neun Länderspiele in Folge hat das Team immer mindestens einen Gegentreffer kassiert. Das ist eindeutig zu viel, um ernsthaft um den EM-Titel mitzuspielen.
DFB-Team: Christoph Kramer fordert dominanteres Spiel
Zumal die Flut an Gegentoren nicht auf einer brutalen Effizienz der Gegner fußt. Vielmehr ließ die deutsche Nationalmannschaft speziell gegen die Türkei und gegen Mexiko zu viele Abschlüsse zu, ließ sich zu tief hinten hereindrängen. Phasenweise scheint das Team immer wieder die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren.

Niclas Füllkrug (l.) und İlkay Gündoğan hatten am Samstag Redebedarf.Bild: Imago Images / Contrast
Christoph Kramer hat im Podcast "Copa TS" nun einen Erklärungsansatz gefunden. Der Weltmeister von 2014 charakterisierte den Großteil der deutschen Profis als Ballbesitzfußballer, diesen Stil seien sie aus ihren Klubs gewohnt: "İlkay Gündoğan hatte in den letzten sieben Jahren überspitzt gesagt nie weniger als 85 Prozent Ballbesitz." Gegen die Türkei waren es am Samstag gerade einmal 55 Prozent.
"Dafür, dass wir mit einer Dreierkette gespielt haben, standen wir sehr tief", befand Kramer und führte aus, dass es in dieser Situation schwer für Ballbesitzspieler sei, "den Rhythmus zu haben". Bei Balleroberungen sind die Wege zum Tor entsprechend weit. "Und es ist schwer, sich daraus zu befreien. Du bist viel hinterhergelaufen, hast einen hohen Puls", ergänzte Kramer.
Es ergibt sich letztlich eine Art Fußball, die der Großteil schlichtweg nicht gewohnt ist: "Wenn es ein Konter- und Gegenkonter-Spiel gibt, rennt Gündoğan 70 Meter vor und zurück, das kennt er gar nicht. Wenn dieser Rhythmus gebrochen wird, ist es ein anderes Spiel für die Jungs."
Das DFB-Team muss Niclas Füllkrug anders einbinden
Um defensiv stabiler zu werden, müsse die deutsche Mannschaft "eine Dominanz ins Spiel bekommen". Das läuft weniger über die Arbeit gegen, als vielmehr mit dem Ball. So gelte es, sich vor allem aus Drucksituationen besser zu befreien. Gegen die Türkei gelang dies phasenweise gar nicht, Bälle wurden tief in der eigenen Hälfte verloren oder beim Versuch, sie in den Lauf von Leroy Sané zu chippen.
"Was mich geärgert hat: Du musst dann lange Bälle spielen, die müssen aber auf Niclas Füllkrug gehen. Der ist brutal kopfballstark. Wenn er zwei Bälle festmachen oder ablegen kann und dann ein Sané abgeht oder Florian Wirtz auf die Kette zudribbelt, ziehen sich die Türken automatisch zurück", erklärte der Profi von Borussia Mönchengladbach.
Diesen Ansatz zeigte das DFB-Team am Samstag aber selten bis gar nicht, die Türkei konnte sich so regelrecht festbeißen: "Wenn sie Ballgewinn um Ballgewinn haben, berauscht sie das."

Niclas Füllkrug (r.) kann dem DFB-Team mit seiner Kopfballstärke Entlastung ermöglichen.Bild: dpa / Federico Gambarini
Den Eindrücken aus Berlin zum Trotz ist Kramer aber guter Dinge, dass sich dies ändern kann. "Nagelsmann ist ein Weltklasse-Trainer und auch Sandro Wagner halte ich für hervorragend", sieht er das richtige Personal auf der Trainerbank: "Ich glaube, dass sie das erkennen."
In der Kürze der Zeit sei es aber "nicht so einfach, ein dominantes Spiel hinzubekommen". Die nächste Chance auf einen klaren Fortschritt bietet sich dem DFB-Team bereits am Dienstagabend. Dann geht es in Wien gegen Österreich.
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