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Champions League bei Netflix und Paramount+: bedenkliche Entwicklung

LEVERKUSEN, GERMANY - 1 OCTOBER, 2025: Logo - The UEFA Champions League football match between Bayer 04 Leverkusen vs PSV Eindhoven at BayArena. PUBLICATIONxNOTxINxRUS Copyright: xVitaliixKliuievx
Der Rahmen magischer Abende: die Champions League.Bild: IMAGO images / Vitalii Kliuiev
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Champions League hinter der Paywall: Der Fußball stellt sich selbst bloß

Ab 2027 steigen zwei neue Player auf den deutschen Markt der Fußballübertragungen ein. Für Fans wird es nicht nur unübersichtlicher, sondern auch teurer.
21.11.2025, 11:2921.11.2025, 11:29

"Die Meister, die Besten, les grandes équipes, the champions." Es ist die wohl bekannteste Zeile im europäischen Klubfußball. Neun Worte, untermalt von weichen Streichern und kräftigen Trompeten, lösen unter Millionen von Fußballfans verlässlich Gänsehaut aus. Ganz gleich, ob deren Lieblingsverein nun FC Bayern, Blackburn Rovers oder Deportivo La Coruña heißt.

Die Hymne ist eines der Markenzeichen der Champions League, des größten und prestigeträchtigsten Klubwettbewerbs der Welt. Ein Wettbewerb, der für die besten Mannschaften geschaffen wurde. Ein Wettbewerb, der aber auch für alle Fußballfans geschaffen wurde. Er soll die Menschen faszinieren, in seinen Bann ziehen.

Über Jahrzehnte ist der Uefa das mit großem Erfolg gelungen. Das zeigen allein die milliardenschweren Erlöse, die der Verband mit der Königsklasse erzielt. Diese sind so exorbitant, dass die Uefa in dieser Saison insgesamt 2,5 Milliarden Euro an die Teilnehmer ausschüttet.

Champions League künftig bei Paramount+ und Netflix

In Zukunft könnte diese Summe weiter anwachsen, denn das Geld kommt zu einem großen Teil über die TV-Vermarktung rein. Und für die nächste Rechteperiode, die sich von 2027 bis 2031 erstreckt, erscheinen nun zwei neue, riesige Player auf dem deutschen Markt.

So ist am Donnerstagabend bekannt geworden, dass Paramount+ und Netflix künftig CL-Spiele in Deutschland live zeigen. Prime Video überträgt derweil weiterhin Partien.

Der Streamingdienst von Amazon zeigt künftig ein Topspiel am Mittwochabend, aktuell ist es stets eine Partie am Dienstagabend. Alle anderen Spiele laufen in Zukunft bei Paramount+. Das Endspiel bildet dabei einen Sonderfall, es soll von Netflix übertragen werden.

Das große Finale würde damit aus dem Free-TV verschwinden. Nur, wenn ein deutsches Team das Endspiel erreicht, dürfte die Partie im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt werden.

Das ist die Fortsetzung einer traurigen wie bedenklichen Entwicklung. Lief die Champions League einst wöchentlich mit einem ausgewählten Spiel im Free-TV, ist die Königsklasse künftig also gar nicht mehr unentgeltlich zu sehen.

Wie teuer werden CL-Abos für die Fans?

Wie viel die Abos der neuen Player dann kosten, lässt sich kaum seriös beantworten. Die beiden US-Anbieter zeigen in Deutschland bis dato Filme und Serien, aber keinen Live-Sport.

Ob die aktuellen Preise – Paramount bietet Abos ab 5,99 Euro im Monat an, Netflix ab 4,99 Euro im Monat – dann noch Bestand haben, darf ob des exklusiven Angebots von Spitzenfußball stark bezweifelt werden.

Prime Video ist in einer Amazon-Prime-Mitgliedschaft enthalten und kostet die Nutzer:innen derzeit 8,99 Euro im Monat. Trotz des besonderen Reizes der Champions League dürften die wenigsten deutschen Fußballfans allein mit dieser Auswahl zufrieden sein. Die Mehrheit will in erster Linie ihren Lieblingsklub im Ligaalltag, also in der Bundesliga oder in der 2. Bundesliga, sehen.

Letztere läuft vollumfänglich bei Sky, für das Oberhaus hingegen benötigen die Fans neben einem Sky-Abo auch ein Dazn-Abo. Sky ist monatlich ab 29,99 Euro zu haben, Dazn ist mindestens fünf Euro teurer.

Rechnet man die Kosten für alle fünf Dienste zusammen, landet man bei aberwitzigen 84,95 Euro im Monat. Mindestens. Um mit der Bundesliga und der Champions League zwei Wettbewerbe vollumfänglich sehen zu können.

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In einer Zeit, in der Lebensmittel, Miete, eigentlich alles teurer wird, ist das erschreckend. Denn nicht wenige dürften sich künftig genau überlegen, ob sie in Anbetracht dieser Preisdimension nicht mindestens ein Abo einstampfen.

Junge Fans als Zielgruppe? Der Fußball stellt sich selbst bloß

Vor allem junge Fans und Familien mit eher niedrigem Einkommen werden darunter leiden. Was wiederum eine Frage aufwirft: Wie sollen ebendiese Menschen, teils erstmalig, für den Fußball begeistert werden, wenn sie ihn gar nicht sehen?

Seit Jahren schwafeln Verbandsleute und Kluboffizielle, man müsse wieder mehr junge Menschen für den Fußball begeistern. Die würden angeblich alle lieber bei Tiktok oder auf Twitch rumhängen. Florentino Pérez, Präsident von Real Madrid, hat dies etwa einst als Argument ins Feld geführt, als die Topklubs die Super League durchprügeln wollten.

Wo aber bitte passt diese Zielsetzung mit der Entwicklung auf dem Rechtemarkt zusammen? Warum macht man es für junge Fans noch schwieriger, mit dem (Top-)Fußball in Berührung zu kommen?

Am Ende des Tages ist es so, wie es im Fußball nun einmal seit Jahrzehnten der Fall ist. Der nächste, lukrative Deal ist für die Entscheider immer interessanter als das Wohl der Fans. Oder jener, die es noch werden könnten.

Früher war wirklich einiges besser, gleichwohl der Sport vor 20 Jahren ebenfalls schon kommerziell war. Ich jedenfalls denke gerne an meine ersten, regelmäßigen Berührungspunkte mit dem Klubfußball zurück. AC Milan, Real Madrid, Manchester United – mit all ihren Stars waren sie live zu sehen. Im Free-TV, bei RTL und später Sat.1. Damals war die Champions League wirklich noch für alle.

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