Wie Dick Advocaat Curaçao erstmals zu einer WM-Endrunde geführt hat
Wenn am 11. Juni 2026 in Mexiko-Stadt der Startschuss für die WM in den USA, Kanada und Mexiko fällt, werden 48 Nationen voller Begeisterung antreten. Erfolgreiche Nationen wie Deutschland, Argentinien oder Spanien nehmen dann einen weiteren, großen Triumph ins Visier.
Doch nicht für alle geht es um die gülden glänzende Trophäe, für viele ist die bloße Teilnahme schon das Highlight. Das gilt ganz besonders für Curaçao, denn die kleine Karibikinsel hat sich in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch zum ersten Mal überhaupt für eine WM-Endrunde qualifiziert.
WM 2026: Curaçao schreibt gleich doppelt Geschichte
Im Duell mit Jamaika genügte Curaçao ein 0:0, um den direkten Verfolger auf Abstand zu halten. Bemerkenswert ist dabei aber nicht nur die erstmalige Qualifikation für die WM-Endrunde, sondern auch die Einwohnerzahl der Karibikinsel.
Offiziellen Zählungen zufolge leben gerade einmal 148.000 Menschen auf Curaçao. Das sind deutlich weniger als in jedem der zwölf Bezirke von Berlin. Die Zahl entspricht eher der Bevölkerung von Regensburg, Herne oder Osnabrück.
Gemessen an seiner Einwohnerzahl ist Curaçao damit der kleinste WM-Teilnehmer der Geschichte. Und ein aus der Bundesliga bekanntes Gesicht ist mittendrin: Trainer Dick Advocaat.
Advocaat setzt seit 2024 seine Vision auf Curaçao um
Der niederländische Weltenbummler arbeitete von 2004 bis 2005 als Chefcoach bei Borussia Mönchengladbach, in der Folge zog es ihn unter anderem nach Russland, Südkorea oder in die Emirate. Seine beachtliche Vita führt insgesamt 27 Cheftrainerstationen.
Seit 2024 arbeitet Advocaat als Cheftrainer der Nationalmannschaft von Curaçao. Diese gibt es erst seit 2011, nachdem die Niederländischen Antillen im Oktober 2010 aufgelöst wurden und Curaçao innerhalb des Königreichs der Niederlande volle Autonomie erhalten hatte. Schon weit vor Advocaat gab es also eine starke Verbindung in die Niederlande.
Diese sollte mit der Ankunft der 78-jährigen Trainerlegende noch weiter vertieft werden. Kurz nach seinem Amtsantritt erklärte Advocaat beim niederländischen Sender Nos seinen Plan für Curaçaos Nationalteam:
Während Kluivert dank starker Leistungen in der Premier League sein Comeback in der niederländischen A-Nationalmannschaft gegeben hat, ist der Ex-Wolfsburger Bazoer tatsächlich Nationalspieler Curaçaos geworden. Wie viele andere Niederländer besitzt er aufgrund seiner Vorfahren auch einen Pass für Curaçao.
Ausgerechnet im Quali-Finale: Advocaat verpasste Curaçao-Spiel
Advocaat konnte auch den Ex-Bremer Tahith Chong für seine Nationalmannschaft gewinnen. Der Ex-Hoffenheimer Jürgen Locadia, zuvor stets in Diensten Oranjes unterwegs, war zu Advocaats Amtsantritt indes bereits Teil der "Blauen Welle", wie die Mannschaft Curaçaos genannt wird.
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Mehr als ein Dutzend Spieler hat unter dem erfahrenen Coach debütiert. Sie alle besitzen auch einen niederländischen Pass, fast alle sind in den Niederlanden geboren.
Und Advocaat hat noch weitere Spieler mit dieser Vita im Blick, verfolgt er die niederländische Eredivisie doch genauestens. Zuletzt aber reiste der 78-Jährige aus anderen Gründen in die Heimat. Deshalb verpasste er auch ausgerechnet das letzte, das entscheidende Qualifikationsspiel. Hintergrund waren familiäre Gründen.
"Es ist eine sehr schwere Entscheidung, die Jungs hier verlassen zu müssen. Ich habe die Entscheidung schweren Herzens getroffen, aber die Familie ist wichtiger als Fußball", sagte er vor dem Duell mit Jamaika.
Seine Mannschaft aber hielt auch ohne die physische Anwesenheit ihres Trainers dem Druck stand. "Die Weltmeisterschaft, darum geht es doch", hatte Advocaat zu Beginn seiner Amtszeit gesagt. Gut anderthalb Jahre später hat er geliefert – und hätte nach Ansicht des Verbandspräsidenten sogar eine Statue verdient. Der Curaçao-Coach aber winkte bescheiden ab: "Sie sollen ein Denkmal mit allen Spielern aufstellen."
