Seit dem Transfer von Robert Lewandowski zum FC Barcelona spielte der FC Bayern lange ohne klassischen Mittelstürmer. Neuzugang Mathys Tel, sowie Ergänzungsspieler Eric Maxim Choupo-Moting sollen dem Trainer lediglich als taktische Optionen dienen. Auch wenn Choupo-Moting gerade einen Lauf hat und mit starken Leistungen überzeugt, ist fraglich, wie langfristig er die Lewandowski-Rolle ausfüllen kann.
Wenn dann die Erfolge ausbleiben – wie beispielsweise während der vier Spiele andauernden Sieglos-Serie der Bayern im September – wird zwangsläufig die "Stürmer-Frage" gestellt: Würde der FCB mit klassischem Neuner mehr Tore schießen? Nach dem Unentschieden (2:2) Anfang Oktober in Dortmund stellte Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß fest: "Ich glaube, dass uns ein Neuner fehlt."
Tatsächlich haben die aktuellen Bayern-Bosse schon im Sommer den Markt nach Lewandowski-Alternativen sondiert. Neben Tottenhams Harry Kane, war Bayern wohl auch an João Félix von Atletico Madrid interessiert. Derzeit bemühen sich Geschäftsführer Oliver Kahn und Sport-Vorstand Hasan Salihamidžić stattdessen angeblich um Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach.
Der 25-jährige Franzose spielt gerade die Saison seines Lebens: Wettbewerbsübergreifend hat er in der noch jungen Spielzeit schon elf Tore erzielt (14 Spiele), noch ein Treffer und er hat seinen persönlichen Saisonrekord (2019/20) eingestellt. Trainer Daniel Farke attestiert ihm zudem "noch Entwicklungspotenzial" zu haben.
Auf dieses konzentriert sich wohl auch Thuram selbst: "Mein Ehrgeiz ist es, der beste Spieler zu werden, der ich sein kann", verrät er im Interview mit der französischen "L'Équipe". "Wenn ich der bestmögliche Marcus werden will, dann sind das Morgen und das Übermorgen relevant und nicht, was in zwei Jahren ist", erklärt er auf die Bayern-Gerüchte angesprochen.
Dementsprechend beschäftige er sich im Moment nicht mit Transfer-Gedanken. "Bayern ist ein großer Verein", bekundet er respektvoll. "Aber ich schaue von Tag zu Tag."
So vorbildlich Thurams Fokus auf die Borussia auch sein mag: Die Zukunftsthematik wird sich im Laufe der Saison aufdrängen, denn der Vertrag des Franzosen läuft zum Saisonende aus. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung liegt ihm seit mehreren Wochen vor, Gladbach-Boss Roland Virkus zufolge habe sich der Klub angesichts seiner eingeschränkten finanziellen Mittel für Thuram "bis an die Decke gestreckt."
Schon im Sommer hatten angeblich verschiedene internationale Topklubs ihre Fühler nach dem 25-Jährigen ausgestreckt. "Wir haben mit mehreren Vereinen gesprochen. Es gab einige sehr gute Angebote", bestätigte Thuram gegenüber "L'Équipe".
Obwohl er in der bisherigen Spielzeit 40 Prozent aller Gladbacher Bundesliga-Tore erzielt hat, wäre die Borussia wohl zu Verhandlungen bereit. "Wenn wir beide [Thuram und Ramy Bensebaini] ohne Ablöse verlieren, wäre das für den Klub schlecht, keine Frage", bestätige Virkus zuletzt gegenüber der "Rheinischen Post".
Sollte sich also abzeichnen, dass Thuram nicht verlängern, sondern zu einem echten Topklub wechseln will, würde Virkus wohl einen Wintertransfer bevorzugen. So könnte er zumindest noch eine Ablöse generieren. Aktuell wird Thurams Marktwert auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.
Sollte es im Winter zu einem Abgang kommen, wäre aber wohl ein Wechsel zu den Bayern ausgeschlossen. Erst kürzlich hatte Münchens Vorstand Salihamidžić Neuzugänge für den Winter verneint. Zu "Bild" hatte er gesagt: "Wir haben in diesem Sommer viel getan und ich denke, wir sind für die ganze Saison sehr gut vorbereitet. Wir werden im Winter nicht auf dem Transfermarkt aktiv sein."