Es war einer der Aufreger des vergangenen Wochenendes. Mats Hummels konnte mit dem pfeilschnellen Loïs Openda nicht mithalten, hechelte dem Leipziger Angreifer lediglich hinterher. Kurz vor dem eigenen Strafraum entschied sich der BVB-Verteidiger für eine Grätsche. Den Ball verpasste er, den Angreifer traf er dafür umso mehr.
Schiedsrichter Sven Jablonski entschied sich sofort, zeigte auf den Punkt und zückte Gelb. Diese Entscheidung hatte aber nur kurzzeitig Bestand. Denn Video-Assistent Pascal Müller schaltete sich ein, er hatte Zweifel am exakten Tatort. Während für die Zuschauenden am Fernseher nicht ersichtlich wurde, wo genau das Foul stattgefunden hatte, entschied sich der Unparteiische auf dem Feld um.
Jablonski kassierte den Elfmeter wieder ein, ebenso die Gelbe für Hummels. Stattdessen entschied er auf Freistoß unmittelbar vor dem Sechzehner, in der Konsequenz verwies er den Abwehrspieler von Borussia Dortmund regelkonform mit glatt Rot des Platzes. Der BVB musste somit 75 Minuten in Unterzahl agieren.
Viele schwarz-gelbe Fans hätten sicherlich lieber den Elfmeter als den Platzverweis gegen sich gepfiffen bekommen. Edin Terzić hätte am liebsten gar keine Grätsche gesehen, wie er nach dem Spiel betonte. Und Hummels selbst entschuldigte sich via X. "Die Niederlage geht auf meine Kappe, ich darf da niemals zur Grätsche runtergehen und die Jungs dadurch 80 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Feld lassen."
Den Diskussionen um den exakten Tatort zum Trotz meldete sich VAR-Chef Jochen Drees gegenüber dem "Kicker" zu Wort. Das Foul habe "bildlich belegbar kurz vor dem Strafraum" stattgefunden, "sodass die korrekte Entscheidung direkter Freistoß und Rote Karte wegen der Vereitelung einer offensichtlichen Torchance lautete".
Beim DFB wird die Szene intern aber offenbar nicht derart deutlich betrachtet, wie es Drees öffentlich kundgetan hat. Der Verband sperrte Hummels lediglich für eine Partie. Normalerweise werden Profis nach einer Notbremse aber für zwei Spieltage gesperrt.
Der "Kicker" berichtet am Donnerstag, dass der DFB-Kontrollausschuss die übliche Zwei-Spiele-Sperre beantragt hatte, das DFB-Sportgericht kam aber zu einem milderen Urteil. Dem Bericht zufolge bedeutet dieser Dissens in der Regel, dass die ursprüngliche Entscheidung des Schiedsrichters als zu hart bewertet wird.
Bei Hummels' klarem Einsteigen kann es aber gar nicht um die Interpretation gehen, ob eine klare Torchance vereitelt wurde. Fraglich ist lediglich der Tatort. So dürfte das Sportgericht Zweifel an der deutlichen Darstellung von Drees gehabt haben.
Dass der frühe Zeitpunkt der Hinausstellung strafmildernd gewirkt hat, darf indes bezweifelt werden. Darmstadts Klaus Gjasula sah gegen den FC Bayern nach 21 Minuten unter vergleichbaren Umständen Rot – und wurde in der Folge für zwei Spiele gesperrt.
Der BVB darf sich also glücklich schätzen. Beim anstehenden Auswärtsspiel in Augsburg wird Hummels zwar zuschauen müssen, zum Jahresabschluss gegen Mainz darf er aber wieder mitwirken.