Noch im Frühjahr hatte der DFB den Vertrag von der damaligen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verlängert. Sie soll deutlich bessere Bezüge seitdem kassiert haben. Seit Samstag ist sie nicht mehr im Amt, hat wohl eine üppige Abfindung erhalten. Auch wegen des gut dotierten Vertrags aus dem Frühjahr.
Der DFB hat damit nun ein Kapitel ganz offiziell beendet, um das es schon länger Diskussionen gab und bei dem klar war, dass Voss-Tecklenburg nicht an die Seitenlinie zurückkehren würde. Beide Seiten hatten seit Wochen nur noch über Jurist:innen Kontakt.
Mit der Vertragsauflösung von Voss-Tecklenburg steht der Deutsche Fußball-Bund nun aber vor dem Problem, die Nachfolge zu regeln. Das Gute aus Sicht des Verbands: Mit Interimstrainer Horst Hrubesch steht jemand bereit, der schon in der Länderspielpause Ende Oktober da war und der von den Spielerinnen geschätzt wird. Er hat außerdem signalisiert, die Mannschaft bis einschließlich der Olympischen Spiele coachen zu wollen. Danach aber soll es wohl aber zurück zum HSV gehen, dort arbeitet er als Nachwuchsleiter.
Etwas weniger als ein Jahr hat der DFB also Zeit, den Nachfolger oder die Nachfolgerin für Voss-Tecklenburg zu finden. Dabei limitiert das hohe Gehalt und die Abfindung für Voss-Tecklenburg die Suche, denn eine Kandidatin ist wohl aufgrund der Geld-Knappheit des DFB schon raus.
Wie n-tv berichtet, dürfte Fifa-Welttrainerin Sarina Wiegman aufgrund der Altlasten des Verbands zu teuer sein. Als erste Trainerin schaffte sie es, mit zwei verschiedenen Ländern die Europameisterschaft zu gewinnen. Sie steht außerdem noch beim englischen Verband unter Vertrag. Demnach würde es schwer werden, eine Ablöse für die Niederländerin zu zahlen.
Bei der U21-Nationalmannschaft der Männer zeigte Stefan Kuntz dem DFB bereits, wie erfolgreich er arbeiten kann. Als er 2021 allerdings nicht als Nachfolger für Jogi Löw infrage kam, übernahm er die Nationalmannschaft der Türkei. Dort wurde er nun nach zwei Jahren freigestellt. Ein Punkteschnitt von 1,95 Punkten in 20 Spielen war dem türkischen Verband zu wenig.
Für den DFB hätte eine Kuntz-Verpflichtung den Vorteil, dass er keine Ablöse zahlen müsste, sondern nur das Gehalt des 61-Jährigen. Auch in der grundsätzlichen Arbeit mit Nationalmannschaften kennt sich Kuntz aus. Es wäre allerdings der erste Posten im Frauenbereich für Kuntz. Fraglich daher, ob er und der Verband es ihm überhaupt zutrauen.
Die ehemalige Nationalspielerin ist seit Jahresbeginn Trainerin des Schweizer Frauen-Nationalteams. Zuvor hat sie im Männer-Fußball Erfahrungen bei der B-Jugend von Viktoria Köln und dem Regionalligisten SV Straelen gesammelt. Im Frauen-Bereich coachte sie den MSV Duisburg und den FC Zürich.
Mit den Schweizerinnen erreichte sie im Sommer bei der Weltmeisterschaft das Achtelfinale. Der große Haken bei der ehemaligen Stürmerin: der Vertrag. Die 45-Jährige hat einen unbefristeten Kontrakt mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten unterschrieben. Eine Verpflichtung würde aufgrund einer zu zahlenden Ablösesumme daher auch nicht günstig sein.
Zweimal die Champions League gewonnen, dreimal die Meisterschaft und viermal den Pokal. Die Bilanz von Ralf Kellermann liest sich hervorragend. In neun Jahren als Cheftrainer beim VfL Wolfsburg gewann er mit den Frauen quasi jede Trophäe, die es gibt. Seit 2017 ist er Sportdirektor des VfL. Trotzdem brachte ihn ARD-Expertin Nia Künzer zuletzt ins Gespräch.
Der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" entgegnete er auf diese Gerüchte allerdings: "Es gibt für mich keinen Anlass, mich zu diesen Spekulationen zu äußern. Ich habe beim VfL Wolfsburg einen Vertrag und große Freude an meiner Aufgabe hier."
Ein weiteres Szenario wäre auch, dass der DFB auf einen erfolgreichen Trainer der Frauen-Bundesliga setzt. Dort stechen besonders Alexander Straue vom FC Bayern, Tommy Stroot vom VfL Wolfsburg oder Stephan Lerch von der TSG Hoffenheim heraus.
Der große Nachteil, alle stehen noch bei ihren Vereinen unter Vertrag. Auch hier wäre eine Ablöse fällig oder eine Einigung zwischen Verband und Klubs, dass die Trainer sowohl beim Verein als auch in der Nationalmannschaft tätig sind. Ein Modell, das es in anderen Sportarten immer mal wieder gibt, im Fußball bisher aber unüblich war.