Rückblick. 2016. Dritte Liga, 34. Spieltag. Dynamo Dresden kann beim FC Magdeburg aufsteigen. In der 67. Minute trifft Justin Eilers für Dresden zum 2:2. Dynamo steigt mit dem Unentschieden vorzeitig in die zweite Bundesliga auf. Und Eilers wird zum Aufstiegsheld, der mit 23 Toren auch die Torjägerkrone gewinnt und zum Spieler der Saison gekürt wird.
Der damals 27-Jährige spielte aber nie in der zweiten Liga – denn er wechselte sofort zum Bundesligist Werder Bremen. Jetzt, drei Jahre später, meldet Eilers Privatinsolvenz an. Auch ein Spiel in der Bundesliga bestritt er nie, denn die vergangenen drei Jahre waren für Eilers eine lange Odyssee von Verletzungen.
Noch in der Vorbereitung von Werder laboriert er an einer Hüftverletzung, die ihn insgesamt 133 Tage außer Gefecht setzt. Anschließend wurde er an der Leiste operiert und fiel erneut 102 Tage aus. Nach der enttäuschenden Hinrunde der Saison 2016/17 griff er im Winter wieder an, kämpfte sich mit fünf Toren in 16 Spielen bei der zweiten Mannschaft von Werder ans Profiteam heran.
Als es gerade wieder lief, der nächste Schlag: Ein Innen- und Kreuzbandriss wirft Eilers aus der Bahn und der gebürtige Braunschweiger fällt ganze 259 Tage aus. Knapp ein Jahr später hatte sich Eilers erneut wieder herangekämpft, um endlich sein Debüt für Werders Profiteam zu geben, doch eine Muskelverletzung beendete seinen Traum von der Bundesliga.
Für Eilers ist das Kapitel Werder anschließend zu Ende, er wechselt auf Ruf seines Ex-Kollegen Valérien Ismaël nach Griechenland zu Apollon Smyrnis. Eilers steht im ersten Saisonspiel auf dem Platz, doch Trainer Ismaël ist nach der Partie nicht mehr Trainer – und Eilers gehörte fortan nicht mehr zum Kader. Nach nur einem halben Jahr wechselt der Stürmer zurück nach Deutschland zu Sportfreunde Lotte in die Dritte Liga. Nach zwei Kurzeinsätzen dann erneut der Schock: Wieder verletzte er sich an der Hüfte – die Saison war gelaufen. Nun ist er vereinslos.
Jetzt der nächste Schicksalschlag: Wie der 31-Jährige auf seinem Profil bei Facebook verkündete, musste er Privatinsolvenz anmelden: "Ich bin nicht pleite, sondern habe veranlasst, dass meine Schulden über die dafür gesetzlichen Möglichkeiten bereinigt werden." Grund seien die Schicksalschläge: "Durch meine gesundheitliche Konstellation war ich 42 Monate getrieben von unzähligen Operationen und Rehas, die mich leider nicht nur körperlich aus dem Gleichgewicht gebracht haben."
"Wie geht das?", fragten sich viele Fans. Auch wenn Eilers bei einem Bundesliga-Verein angestellt war, habe er schon vor drei Jahren laut "Bild"-Zeitung nur einen Bruchteil seines Jahresgehalts von 400.000 Euro erhalten. Grund dafür seien seine langen Ausfallzeiten. Bei Lotte in der Dritten Liga habe er zuletzt kaum Geld verdient, da er einen stark leistungsbezogenen Vertrag hatte und ausfiel.
Nun wolle er wieder angreifen – auf und neben dem Platz: "Die nächsten Monate werde ich intensiv nutzen, meine Balance wieder herzustellen, und auch meine sportliche Karriere wieder anzuschieben", schrieb er auf Facebook. Für seine Ehrlichkeit erhielt Eilers mittlerweile viel Zuspruch.
Neben einigen negativen Kommentatoren, die sich fragten, wie man trotz so eines Gehalts Schulden anhäufen könne, sprach der Großteil der Fans dem derzeit arbeitslosen Spieler unter dessen Facebook-Post Mut zu: "Hut ab für deine ehrlichen Worte. Nur die wenigsten wären so ehrlich", schrieb ein Fan. Ein anderer User erklärte: "Es ist selten, dass ein Profi solch ehrliche Worte in der Öffentlichkeit von sich preis gibt und dafür hat er meinen größten Respekt." Oder auch: "Mann, du hast auch echt viel Pech gehabt. Irgendwann kommt auch wieder das Glück zurück. Wünsche es dir."
Der mittlerweile 31-jährige Eilers will nun so schnell es geht wieder einen Klub finden und Tore schießen – am besten ohne Verletzungspech und mit einer saftigen Torprämie....
(bn)