Nach zweiwöchiger Pause steht mal wieder ein Bundesliga-Wochenende vor der Tür. Können die Bayern den Druck auf Bayer Leverkusen aufrechterhalten? Kann die Werkself weiter glänzen? Verlieren der BVB und Union weiter? Und wie viele Tore schießt Serhou Guirassy an diesem Wochenende? All das sind Fragen, die bestenfalls am Rande gestellt werden.
Denn die deutsche Nationalmannschaft bestimmt weiterhin die Schlagzeilen. Weil auf die 2:3-Heimpleite gegen die Türkei eine verdiente 0:2-Niederlage gegen Österreich folgte, wird die zurückliegende Länderspielpause zu Recht von allen Seiten als Enttäuschung eingeordnet.
"Diese fünf, zehn Prozent an Leidenschaft haben gefehlt. Es ist eine generelle Frage, ich weiß nicht, ob es an den Spielertypen liegt, aber da müssen wir dran arbeiten", schimpfte etwa DFB-Sportdirektor Rudi Völler nach dem Spiel.
Auch Julian Nagelsmann selbst wählte beim ZDF deutliche Worte, die vor allem an seine Spieler adressiert waren. "Was uns nicht gelingt, ist, dass wir den Transfer aufs Feld hinkriegen. Da habe ich noch keine Paradelösung. Da habe ich das Gefühl, dass wir Einzelkämpfer sind", grübelte der Bundestrainer.
Mats Hummels sprach nach der Partie in Wien von einer "verdienten Niederlage", Österreich habe dem DFB-Team "den Schneid abgekauft: "Wir haben viele Lehren, die wir aus dem Spiel ziehen". Ein Bericht der "Bild" wirft nun die Frage auf, ob dies auch für den Bundestrainer selbst gilt.
Demnach heiße es in der Nationalmannschaft hinter vorgehaltener Hand, dass man Nagelsmann den langjährigen Status als Vereinstrainer anmerke. Heißt: Der 36-Jährige hat seine eigene Vorstellung vom Fußball und will diese auch umsetzen. Das Problem: Als Nationaltrainer fehlt ihm dafür schlichtweg die Zeit.
Das DFB-Team kommt nur alle paar Monate für gut eine Woche zusammen, da lassen sich Abläufe grundsätzlich nur schwer einstudieren. Umso mehr gilt das für anspruchsvolle, unkonventionelle Ideen, die von dem abweichen, was die Spieler aus dem Alltag bei ihren Vereinen kennen.
Dem Bericht zufolge seien daher einige Nationalspieler der Meinung, dass Nagelsmann seine Vorstellungen, Trainingsinhalte und Ideen unbedingt herunterschrauben müsse. Der Pragmatismus sollte in den Vordergrund rücken.
Als negative Beispiele werden dabei die wechselnden Formationen sowie die Experimente auf den Außenbahnen angeführt, wo Leroy Sané als Schienenspieler und Kai Havertz als Linksverteidiger agierte. Auch die Videositzungen sowie Nagelsmanns Korrekturen während der Trainingseinheiten seien überfordernd.
Ähnlichen Vorwürfen sah sich der 36-Jährige schon während seiner Zeit beim FC Bayern ausgesetzt. Seinerzeit probierte er es etwa immer mal wieder mit einer Dreierkette in der Abwehr. Die damit verbundene Wankelmütigkeit der Mannschaft galt als einer der Gründe für die Entlassung.
Öffentlich hatten die Nationalspieler und der Coach derartige Probleme im DFB-Team zuletzt abgestritten. Hummels verneinte die Frage, ob der Bundestrainer das Team taktisch überfrachte: "Es dauert einfach ein bisschen, die Dinge umzusetzen."
Und der Bundestrainer selbst wurde sogar noch deutlicher. "Ich sage ganz klar nein, weil die Idee sehr simpel ist. Wir sprechen mit der Mannschaft, holen uns Feedback ein. Es ist ehrlich gesagt nicht kompliziert", erklärte er.
Wie viel Wahrheit in dem "Bild"-Bericht steckt, darf also durchaus angezweifelt werden. Wichtig ist dem Artikel zufolge aber ohnehin, dass die Profis Nagelsmann gegenüber weiterhin positiv eingestellt sind. Alles andere würde nach gerade einmal zwei Länderspielpausen aber auch ganz andere Fragen aufwerfen.