Ein Bild von 2011 zeigt die Tunnelanlage zum Stadion Rajko Mitić – auch bekannt als Marakana. Bild: imago images / Gribaudi/ImagePhoto
Fußball
Nach der Pflicht kommt die Kür. Beim Spiel des FC Bayern bei Roter Stern Belgrad geht es für die Münchener eigentlich um nichts mehr, doch von einer Erholungsreise kann nicht die Rede sein. Die Bayern haben sich für das Gruppenspiel der Champions League am Dienstag (21.00 Uhr/Sky) einiges vorgenommen – und müssen auch mit Gegenwehr rechnen.
Vier Siege haben die Bayern bisher in Gruppe B der Königsklasse eingefahren und das Minimalziel Achtelfinale frühzeitig erreicht. Weitere Erfolge in Belgrad und am 11. Dezember gegen Champions-League-Finalist Tottenham Hotspur wären mehr als nur eine perfekte Runde: "Wir haben jetzt eine einmalige Chance. Es ist noch keiner deutschen Mannschaft gelungen, alle sechs Gruppenspiele zu gewinnen. Das wäre doch auch ein schöner Rekord", hatte Karl-Heinz Rummenigge verkündet. Eine Ansage, die an die derzeit aufblühende Bayern-Mannschaft adressiert war. Kein Wunder, dass die schon qualifizierten Münchener von einer Klassenfahrt nichts wissen wollen.
"Wir wollen den Gruppensieg klar machen", sagte Bayerns neuer Trainer Hansi Flick und betonte: "Es ist wichtig, dass wir konzentriert arbeiten." Der bisher ungeschlagene Neue Trainer der Bayern weiß: Ein Gruppensieg für den FCB ist mit Blick auf die Auslosung der K.-o.-Runde von immenser Bedeutung, da man den anderen Gruppensiegern zunächst aus dem Weg gehen kann.
Auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic betonte: "Wir fahren nach Belgrad, um zu gewinnen." Nach dem lockeren 3:0 im Hinspiel müssen die Münchener dennoch aufpassen. Denn die Belgrader haben einen großen Vorteil: Sie spielen zu zwölft.
FC Bayern spielt auch gegen heißblütige Belgrader Fans an
Den oft beschworenen zwölften Mann auf den Rängen gibt es im Marakana von Belgrad tatsächlich. Die bei internationalen Spielen zugelassenen über 40.000 Zuschauer gehören zu den heißblütigsten in Europa. Das Marakana, welches zeitweise ein Fassungsvermögen von 110.000 Zuschauern hatte und seinen Beinamen wegen des brasilianischen Maracanã in Rio de Janeiro erhielt, kann Spiele entscheiden. Das hat sich bis nach München herumgesprochen: "Unsere Aufgabe wird sein, diese Stimmung abzukühlen", sagte Bayern-Profi Leon Goretzka vor der Begegnung.
Besonders hitzig ist schon der Gang von der Kabine zum Spielfeld. Das Belgrader Marakana hat den wohl einschüchterndsten Spielertunnel der Champions League: Kalte Betonwände, steriles Licht und die immer näher kommende Lautstärke von tausenden Menschen brachten vor Anpfiff schon so manchen Spieler zur Verzweiflung.
Das sehen und hören dann die Bayern-Profis in abgeschwächter Form:
Einer, der weiß, wie sich die gegnerischen Spieler im Tunnel fühlen, ist Luka Jovic. Der Ex-Stürmer von Eintracht Frankfurt spielte von der Jugend bis zu den Herren zehn Jahre bei Roter Stern und beschrieb den Gang zum Spielfeld in einem Interview mit dem Magazin "11 Freunde" mal: "Ich habe erlebt, wie manchen Gegenspielern dort die Knie schlotterten. Zumal unsere alten Hasen immer schon im Tunnel anfingen, die andere Mannschaft auch mit Trash-Talk einzuschüchtern", erzählte Jovic, der im Alter von neun Jahren zu Roter Stern wechselte. Er erklärte weiter: "Für mich war der Gang aber irgendwann Routine. Ich kenne den Tunnel schon seit meiner Kindheit. Allerdings musste ich auch mental darauf vorbereitet sein. Auf den Lärm im Tunnel. Auf das Getöse. Auf den Druck, den man spürt."
Gut für den FC Bayern: Mittlerweile hat der Belgrader Klub die Wände mit roter Farbe übermalt und einen grünen Rasen-Teppich ausgelegt. Bedrohlich wirkt der Tunnel trotzdem noch. "What a way to the pitch", schrieb der FC Bayern am Montagabend auf Instagram und filmte die eigenen Spieler im Tunnel auf dem Weg zum Abschlusstraining. Am Dienstagabend wird das nur noch härter
Die Farbe kann den kalten Beton, aber nicht die Lautstärke übermalen. Bild: screenshot instagram/fcbayern
Für Roter Stern Belgrad geht es noch um viel
Die Statistik spricht auch für die Heimstärke von Roter Stern: Der enteilte Tabellenführer der serbischen Super-Liga hat in dieser Saison wettbewerbsübergreifend erst ein Heimspiel verloren. Das war das 0:4 gegen Tottenham in der Champions League. Gegen Bayern München will man den Heimvorteil nutzen.
Für Roter Stern geht es noch um viel: Der Tabellendritte der Champions-League-Gruppe B kämpft anders als die Bayern noch um das internationale Geschäft. Zwar ist Platz zwei, und somit ein Weiterkommen in der Champions League, nur noch theoretisch möglich, da man bei zwei verbliebenen Spielen vier Punkte Rückstand auf Tottenham hat, doch die Serben wollen unbedingt in die Europa League. Dafür müssen sie Platz drei vor Olympiakos Piräus festigen – die nur zwei Punkte hinter ihnen liegen.
Der größte Star des serbischen Rekordmeisters ist ein alter Bekannter: Der ehemalige deutsche Nationalspieler Marko Marin wird die Rot-Weißen in Marakana als Kapitän aufs Feld führen – und vorher durch einen der einschüchterndsten Spielertunnel der Welt.
(bn)
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