Die vergangene Spielzeit war aus Sicht des FC Bayern eine echte Achterbahnfahrt. Nach durchwachsenen Leistungen zum Saison- sowie zum Jahresbeginn trennten sich die Münchener im März von Trainer Julian Nagelsmann, ersetzten ihn durch Thomas Tuchel. Es folgte das Aus im DFB-Pokal und in der Champions League.
Auf den letzten Drücker sicherte sich der FCB zumindest noch die deutsche Meisterschaft, benötigte dafür aber Schützenhilfe aus Mainz. Nicht zuletzt wegen der enttäuschenden Leistungen im Saisonfinale fehlte vielen Fans und Experten das Verständnis für den Trainerwechsel.
Innerhalb des Vereins herrschte diesbezüglich aber auch keine Einigkeit. So berichtete Uli Hoeneß, seines Zeichens immerhin Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied des Rekordmeisters, in der Talkshow "Sonntags-Stammtisch" im BR, dass Nagelsmanns Entlassung "nicht unbedingt klug" gewesen sei.
"Den Trainer habe ich nicht ausgetauscht", betonte er dabei deutlich, dass für den Wechsel auf der Trainerbank andere Personen verantwortlich gewesen seien. In wessen Richtung Hoeneß dabei blickte, ist klar: Er dachte vor allem an Oliver Kahn.
"Das Wichtigste ist, wenn man was verändern will, dass man bei sich selbst anfängt und zugibt, dass man Fehler gemacht hat. Und die Berufung von Oliver Kahn als Vorstandvorsitzender war ein großer Fehler", legte der Bayern-Macher mit deutlichen Worten nach.
Seit Januar 2020 war der frühere Nationaltorhüter Vorstandsmitglied der Münchener, im Sommer 2021 rückte er in die Rolle des Vorstandsvorsitzenden auf. Mit dem letzten Bundesliga-Spieltag der vergangenen Saison musste Kahn schließlich seinen Hut nehmen.
Das wiederum ist auf Hoeneß zurückzuführen. "Als ich erkannt habe, dass er das nicht kann, habe ich das zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge geändert", blickte der 71-Jährige auf den Sommer zurück.
Dass Hoeneß nochmal derart aktiv ins Geschehen eingreift, wie er es in den vergangenen Monaten getan hat, dürfte er selbst nicht unbedingt eingeplant haben. "Aktuell haben wir auch eher operative Aufgaben, bis wir merken, dass das Schiff wieder geradeaus fährt", deutete er an, sich ebenso wie Rummenigge in absehbarer Zeit wieder zurückziehen zu wollen.
Dabei vermochte er auch, einen zeitlichen Rahmen zu benennen: "Ich schätze mal, dass wir in den nächsten sechs bis zwölf Monaten die personelle Besetzung haben, die die Zukunft dann machen soll."
Hoeneß dürfte dabei vor allem an Max Eberl denken, der in München als Sportvorstand im Gespräch ist. Auf der kommenden Aufsichtsratssitzung im November könnten die Weichen für eine Verpflichtung gestellt werden.
Wenn die Bayern dann nach Hoeneß' Geschmack bestens aufgestellt sind, will er sich in seine Rolle im Aufsichtsrat zurückziehen. In dem gelte es, nur noch zu beraten. Die Zeit wird zeigen, ob sich der FCB-Macher damit ein für alle Mal zurückzieht – oder ob er für seinen FC Bayern doch nochmal aus dem Ruhestand zurückkehrt.