Es war ein Spiel zum Vergessen für die deutsche Nationalmannschaft. Im zweiten Spiel der Hauptrunde schaffte es Deutschland nicht, sich gegen Österreich durchzusetzen. Durch das 22:22-Unentschieden hat das DHB-Team den Einzug ins EM-Halbfinale nun nicht mehr in der eigenen Hand.
Die kommenden beiden Spiele müssen nun zwingend gewonnen werden, außerdem ist das Team von Bundestrainer Alfred Gíslason darauf angewiesen, dass das bislang ungeschlagene Österreich noch Punkte liegen lässt.
"Man hat in den Gesichtern gesehen, dass die Enttäuschung sehr, sehr groß ist", sagte Kapitän Johannes Golla. Das DHB-Team sei sich aber einig: "Wir haben noch zwei Spiele. Die wollen wir natürlich gewinnen. Dann sehen wir, was am Ende rauskommt."
Gerade in der Anfangsphase zeigte sich die deutsche Nationalmannschaft extrem verunsichert und leistete sich immer wieder technische Unsauberkeiten. Das kritisierte auch Alfred Gíslason, der insgesamt 23 Fehlwürfe und elf technische Fehler zählte: "Das ist der Grund dafür, dass wir so große Probleme hatten." Im Angriff "waren wir nicht gut genug. Die Mannschaft hat sich selbst immer wieder eingegraben und festgefahren."
Gerade zwei Spieler fielen bei der allgemein stark fehlerbehafteten Mannschaftsleistung auf. Der für den angeschlagenen Juri Knorr startende Philipp Weber leistete sich direkt zu Beginn zwei Fehlwürfe und ein Turnover, Rechtsaußen Timo Kastening unterlief ein haarsträubender Fehlpass und ein völlig freier Wurf am Tor vorbei. An der Seitenlinie war Gíslason daraufhin kaum zu halten.
In einer Auszeit in der 16. Minute wurde der DHB-Trainer entsprechend deutlich – und ließ keine Zweifel aufkommen, wer sich diese Ansprache besonders zu Herzen nehmen sollte: "Abwehr super, Angriff super, wir schmeißen den Ball links und rechts weg", tobte der 64-Jährige. "Wir haben vier technische Fehler, das sind nur wir. Den Kopf benutzen!"
Zuvor hatten die ehemaligen DHB-Spieler um Stefan Kretzschmar, Pascal Hens und Michael "Mimi" Kraus im Dyn-Talk "Harzblut" Spielmacher Juri Knorr für seine Leistung im vorherigen Spiel gegen Island scharf kritisiert und gefordert, Philipp Weber stattdessen aufzustellen. Auch an Gíslason wird dieser Vorstoß nicht vorbeigegangen sein, nach dem Spiel gegen Österreich wurde er im Hinblick auf die Kaderbreite aber deutlich.
"Wir haben sicherlich nicht so die Breite oder die Rückraumschützen wie die meisten anderen Mannschaften", sagte Gíslason und dürfte damit auch Weber gemeint haben, der ein genau solcher Rückraumschütze ist. Die Bälle von außen seien zudem "extrem schlecht verworfen" worden, gerade von rechts käme dann "gar keine Gefahr mehr". Also von dort, wo Timo Kastening beheimatet ist.
Auch im ersten Hauptrundenspiel hätte er einen Wechsel von Phillip Weber für Juri Knorr nicht für sinnvoll gehalten.
"Weber gegen Frankreich reinzustellen, wäre … wir konnten nicht, das wisst ihr genauso wie ich", sagte Gíslason. "Juri hat seine Sache sehr gut und ordentlich gemacht und auch sehr gut in der Abwehr gestanden. Ob ich Weber hätte früher bringen sollen, weiß ich nicht. Kann man spekulieren, aber ich glaube eher nicht."