Zum Auftakt der Handball-EM im eigenen Land setzte sich die deutsche Nationalmannschaft furios mit 27:14 gegen die Schweiz durch, in der zweiten Partie legte sie ein 34:25 gegen Nordmazedonien nach, machte den Einzug in die Hauptrunde damit vorzeitig klar. Durch die 30:33-Niederlage gegen Frankreich verpasste es die DHB-Auswahl dann aber, Punkte mit in die nächste Runde zu nehmen.
Neben der Torlaune der eigenen Offensive gab es bei allen drei deutschen Vorrundenspielen eine weitere Gemeinsamkeit: Es waren allesamt Partien am Abend. Anwurf beim Eröffnungsspiel war um 20.45 Uhr, danach ging es jeweils um 20.30 Uhr los.
Und genau so geht es für die deutsche Nationalmannschaft auch weiter. Zum Start in die Hauptrunde empfangen sie Island am Donnerstag um 20.30 Uhr in Köln. Selbiges gilt für die drei folgenden Partien gegen Österreich, Ungarn sowie Kroatien.
Was für Arbeitende, die bis 18 Uhr gebunden sind, wie ein Segen erscheint, könnte für Kinder indes ganz anders ausgelegt werden. Wollen die jüngsten Fans bei einem Spiel, das inklusive Halbzeit sowie Unterbrechungen etwa 90 Minuten andauert, mit in der Halle sein, liegen sie bei einer halbwegs glatt laufenden Heimreise nicht vor 23 Uhr im Bett – zu spät für viele Eltern.
"So, so schade, dass alle Spiele um 20.30 Uhr stattfinden. Wir wollen die Begeisterung an die Kinder weitertragen, die Zukunft für Handballdeutschland. Und der junge Nachwuchs und potenzielle Handballkinder können nicht ein Spiel schauen. Unser Kino zeigt alle Spiele und die Kids haben gar nichts davon", ärgert sich etwa ein User auf Instagram.
Der DHB hat auf Nachfrage von watson Stellung zu den späten Anwurfzeiten bezogen. "Wir wissen, dass die Anwurfzeiten ein Kompromiss und gerade für Kinder herausfordernd sind", teilte der Verband dabei mit: "Dieses Turnier soll möglichst viele Menschen sportlich für Handball begeistern und auch wirtschaftlich erfolgreich sein, damit wir beispielsweise unsere zahlreichen Projekte in der Mitgliedergewinnung weiter auf den Weg bringen können."
Dabei verwies der DHB auf die umfangreichen, auf die Zukunft ausgerichteten Maßnahmen im Zuge der aktuellen Europameisterschaft. So bilde man beispielsweise "an den Standorten insgesamt 1000 neue Kinderhandballtrainerinnen und -trainer aus. Über das Jahr hinweg sind weitere Maßnahmen geplant, für die finanzielle Mittel benötigt werden".
Dafür sind die Partien am Abend aber genau richtig, das zeigen nicht zuletzt die starken Einschaltquoten. Alle drei bisherigen Spiele der deutschen Nationalmannschaft kamen auf jeweils über sieben Millionen Zuschauende.
"Die Spiele in der Prime Time sind absolute Reichweitenbringer, die dem gesamten Handball Energie geben. Deshalb sind wir froh, diese Chance maximal nutzen zu können", heißt es vonseiten des DHB.
Nichtsdestotrotz sei der Verband aber auch darum bemüht, in Zukunft wieder auch zu früheren Zeiten zu spielen, "sodass wir familienfreundlichere Angebote schaffen können". Theoretisch könnte es sogar noch im weiteren Turnierverlauf dazu kommen. Ein Halbfinale findet schon um 17.45 Uhr statt, das Finale ebenso.