Deutsche Politiker und Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der aktuell stattfindenden Europameisterschaft sind wohl keine gute Kombination.
Noch am vergangenen Sonntag verfolgte Bundeskanzler Olaf Scholz in der Berliner Mercedes-Benz Arena den ungefährdeten 34:25-Sieg über Nordmazedonien. Seine Anwesenheit sorgte jedoch für keine große Begeisterung unter den deutschen Fans.
Denn als Hallensprecher Kevin Gerwin den 65-Jährigen begrüßte, wurde er vom Publikum ausgepfiffen.
Beim letzten Gruppenspiel gegen Frankreich am Dienstag erlebte nun Innenministerin Nancy Faeser ein ähnliches Schicksal. Nur noch etwas intensiver.
Dabei entschuldigte sich DHB-Sportvorstand Axel Kromer noch in einer Medienrunde am Montag für die Pfiffe gegen den Bundeskanzler und bezeichnete sie als "überhaupt nicht schön, wenn unsere Gäste ausgepfiffen werden".
Kromer sei froh gewesen, dass das Team relativ schnell ein Tor erzielt hätte, "um den Fokus wieder auf das Sportliche lenken zu können." Aufgrund der aktuellen Stimmung in Deutschland waren die Pfiffe für ihn jedoch auch nicht verwunderlich. Und so wiederholte sich das Ganze am Dienstagabend erneut.
Kromers Entschuldigung und Bedauern schien jedoch nicht bei den deutschen Handball-Fans angekommen zu sein.
Während einer Auszeit in der ersten Halbzeit begrüßte Hallensprecher Gerwin wieder die Ehrengäste des Abends und nannte direkt zu Beginn den Namen von Bundesinnenminsterin Nancy Faeser. Was dann folgte, war ein gellendes Pfeifkonzert der 13.571 Fans in der Halle.
Im Vergleich zu den Pfiffen gegen Scholz verhallten diese jedoch nicht schnell wieder. Im Gegensatz zum Pfeiffkonzert am Sonntag hatte die Auszeit gerade erst begonnen und konnte nicht durch ein deutsches Tor unterbrochen werden. Im Gegenteil: Die Pfiffe dauerten so lange an, dass die Namen der weiteren Ehrengäste überhaupt nicht zu verstehen waren.
Faeser war in Begleitung von Vize-Kanzler Robert Habeck, wobei in der Halle auf den Zuschauerrängen nicht zweifelsfrei zu hören war, ob dessen Name ebenfalls angesagt wurde.
Anders als noch bei Scholz verzichtete die Hallenregie auch darauf, die SPD-Politikerin auf dem Videowürfel in der Halle zu zeigen.
Für das DHB-Team war das Spiel gegen Frankreich das letzte Vorrundenspiel in Berlin. Am Mittwochmorgen reist das Team nach Köln, wo neben Hamburg die Spiele der Hauptrunde und die Finalrunde stattfindet.
Das erste Spiel in der Hauptrunde findet für das DHB-Team am Donnerstagabend statt. Dann werden wohl auch weniger Bundespolitiker die Spiele in der Halle verfolgen.