Auf einem bemerkenswerten vierten Platz haben die deutschen Handballer die Heim-Europameisterschaft am Sonntag beendet. Zwar musste man sich im Spiel um Platz drei Schweden mit 31:34 geschlagen geben, was bleibt, ist aber vor allem die beeindruckende Stimmung während der knapp zweieinhalb Turnierwochen. Und die Hoffnung, die Euphorie für den Handballsport aufrechterhalten zu können.
"Insgesamt war diese EM eine tolle Veranstaltung. Was mich dabei begeistert hat, ist auch, wie sich der Handball präsentiert", sagte Weltmeister-Trainer Heiner Brand. "Der faire Umgang der Spieler miteinander, trotz dieser enormen und harten Zweikämpfe, das ist ganz besonders."
Dennoch, befand Brand, hätte die deutsche Nationalmannschaft durchaus besser abschneiden können: "Platz vier. Das ist gut. Das war das Ziel. Aber: Es war mehr möglich, gerade bei dieser Heim-EM. Vor allem im Halbfinale." Dort musste sich das DHB-Team Dänemark geschlagen geben.
Trotz der verpassten Krönung zeigte sich Kapitän Johannes Golla nach dem Spiel gegen Schweden "sehr, sehr dankbar für das, was wir hier in der Zeit erlebt haben". Im Hinblick auf Bundestrainer Alfred Gíslason befand er auch: "Der Weg, den wir gemeinsam mit Alfred gehen, geht in die richtige Richtung." Mit der Ansicht ist er nicht allein.
Auch die Chefs der Handball-Bundesliga (HBL) haben sich für eine weitere Zusammenarbeit mit Bundestrainer Alfred Gíslason ausgesprochen.
Er habe sich gegenüber den Spielern "anders gezeigt" und "mehr geöffnet", sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker gegenüber der "Sport Bild": "Warum sollte man jetzt da etwas ändern? Das Team ist in dieser Aufstellung bereits jetzt erfolgreich und auf einem sehr guten Weg." Mit dem Erreichen des Halbfinals sei "gelungen, das herauszuholen, was man sich als maximale Zielvorstellung" gewünscht habe.
Auch HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann machte sich für einen Verbleib von Gíslason stark. "Schaut man sich die erfolgreichen Nationen an, stellt man fest, dass diese seit vielen Jahren auf denselben Trainer setzen und ein Spielsystem für sich entwickelt haben", sagte der 59-Jährige. Er gehe davon aus, "dass der DHB eine gute Entscheidung treffen wird".
Anders sieht das der Geschäftsführer der Füchse Berlin, Bob Hanning. "Unterm Strich stehen vier Siege bei vier Niederlagen und einem Remis. Zieht man den Heimvorteil ab, bleibt nicht sehr viel", urteilte Hanning. "Mit Verlaub: Einen Sieg gegen Nordmazedonien abzufeiern, ist legitim. Im Prinzip aber so, als wenn Bayern Münchens Fußballer gegen Cottbus gewinnen".
Gegenüber der "Sport Bild" reagierte Gíslason nun auf die Kritik und meinte, nicht viel von der Bewertung zu halten, weil Hanning "nicht objektiv" sei, sondern "den Einsatz einiger Leute aus eigenem Interesse forcieren" wolle. "Für mich ist Bob keine Koryphäe im Welthandball. Daher würde ich eher zuhören, wenn die Top-Trainer der Liga sich zu unserer Leistung äußern."
Alfred Gíslason ist seit Februar 2020 deutscher Nationaltrainer. Nach den Olympischen Spielen in Paris in diesem Sommer läuft sein Vertrag aus. Er selbst hat bereits nach der EM angekündigt, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen: "Ich habe signalisiert, dass ich das gerne mache, aber letztendlich entscheide ich das nicht", sagte Gíslason. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat Gespräche nach dem Turnier angekündigt.